Hagen. Artur Hajduk radelt beim Northcape 4000 quer durch Europa. Was für den Hagener Extremsportler den besonderen Reiz ausmacht.

3800 Kilometer. Ein Fahrrad. 22 Tage Zeit. Extremsport pur. Zum vierten Mal stellt sich Artur Hajduk einer der größten sportlichen Herausforderungen seines Lebens: An diesem Samstag beginnt das Radrennen Northcape 4000, bei dem auch der Hagener nach 2017, 2018 und 2019 erneut an den Start gehen wird. Die Mission: Innerhalb von maximal 22 Tagen vom Startpunkt im italienischen Rovereto den Nordkap erreichen – mit dem Fahrrad.

Hajduk ist komplett auf sich alleine gestellt

Ein letztes Mal will der 54-Jährige diese, auch für den Radsport extreme, Aufgabe bestehen. Nur eine wichtige Regel muss Hajduk bei dem Event beachten: Hilfe von außen darf er nicht annehmen. Klingt simpel, ist es aber nicht. „Selbst wenn ein Bekannter plötzlich an der Strecke steht und mir eine Pizza anbietet, darf ich diese nicht annehmen. Damit würde ich mich sowieso nur selbst betrügen“, so Hajduk. Auch schlafen wird der gebürtige Pole zwischen den Etappen wenig, nur selten möchte er nachts zur Regeneration ein Hostel mieten: „Überwiegend schlafe ich maximal drei bis vier Stunden. Dann ist die freie Natur mein Schlafplatz, entweder an Bushaltestellen-Häuschen oder in einer Hängematte im Wald, das geht vor allem in Skandinavien gut. Duschen werde ich aber jeden Tag.“

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In den verschiedenen Ländern auf der Route wird der Dahler zudem den unterschiedlichsten Witterungsbedingungen ausgesetzt sein. Zum Start in Rovereto ist mit Temperaturen um 35 Grad zu rechnen, in Skandinavien hingegen dürfte es auch schon einmal frischer werden. „Wenn die Temperaturen so hoch sind, lässt du es natürlich langsamer angehen, weil du auf die Gesundheit achten musst. Man kann sich aber fast allen Bedingungen anpassen, man muss den eigenen Körper kennen, danach agierst du“, erzählt Artur Hajduk.

Rad im Alltag immer die erste Wahl

Doch was macht für ihn den Reiz am Radfahren aus? „Du bewegst dich, machst etwas für dich und rostest nicht ein. So kann man ein wenig fit bleiben und gleichzeitig in der Natur sein. Außerdem bist du immer in netter Gesellschaft und hast schöne Gespräche“, freut sich der Extremsportler immer wieder neue Menschen kennenzulernen. Regelmäßig nimmt er noch an Radrennen teil, etwa in Frankreich, Belgien oder Holland. Sogar im Alltag ist das Rad immer die erste Wahl: „Am Wochenende fährst du halt mal eben auf einen Kaffee nach Bremen oder ins Sauerland. Sehr oft nehme ich auch das Rad, um zur Arbeit zu kommen“, Artur Hajduk.

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Ein Ziel in Bezug auf Platzierungen und Zeiten habe sich der leidenschaftliche Radler diesmal bei seiner letzten Teilnahme am „Northcape 4000“ nicht gesetzt: „Ich mache mir keinen Stress und lasse das auf mich zukommen. Ich bin relativ gut drauf und möchte natürlich im Ziel ankommen.“ Bei einer der vorherigen Editionen belegte Hajduk sogar schon einmal einen einstelligen Rang, über ein Abschneiden unter den Top 100 würde sich der Dahler diesmal freuen.

Psyche setzt die Grenzen

Neben möglicherweise auftretenden körperlichen Beschwerden sowie unvorhersehbaren Wetterereignissen ist Hajduks größter Gegner er selbst. „Die Psyche spielt die wichtigste Rolle, sie setzt bei dem Event die Grenzen, abgesehen von einem Sturz. Irgendwann tut es nun mal weh, das musst du wegstecken, aber darin bin ich eigentlich ganz gut“, sieht der Hagener seine Stärke vor allem im Durchhaltevermögen.

Für technische Schwierigkeiten am Fahrrad sind immer ein paar Ersatzteile im Gepäck. Bereits einige Tage vor dem Startschuss wird Hajduk mit dem Flixbus nach Italien reisen. Dafür ist das erste Mal Ausdauer gefragt: 18 Stunden Busfahrt sind die erste Hürde, die es zu bestehen gilt. Nach der Ankunft wird sich Artur Hajduk bis zur eigentlichen Herausforderung noch einige Zeit vertreiben, und wie sollte es anders sein – mit Radfahren.