Hohenlimburg. Wie können sich Polizisten im Wasser bewegen, wenn Hagen noch einmal eine Flutkatastrophe trifft? Eine Übung besondere Übung in der Lenne.

„Nach der Flut-Katastrophe vor zwei Jahren hat die Polizei uns angefragt, aber leider mussten wir aufgrund von Krankheitsfällen die Übung mehrmals verschieben“, sagt Michael Funke, Taucher und Strömungsretterausbilder der Hagener Feuerwehr. Als die Wassermassen Hohenlimburg damals teilweise fluteten, waren viele Einsatzkräfte an ihre Grenzen gestoßen. Gerade bei der Polizei hat man sich trotz bronzenem Rettungsschwimmabzeichen nicht auf die Situation vorbereitet gefühlt. Nun hat in Hohenlimburg eine besondere Übung stattgefunden. Die Feuerwehr schickte Polizisten in die Fluten. Sollte eine solche Katastrophe je wieder in Hohenlimburg geschehen, sollen sie auf die Gewalt des Wassers besser vorberietet sein.

Es ist ein ziemlich kühler Tagesbeginn für den August. Elf Grad sind es. Nicht gerade Schwimmwetter. Doch da fragt im Notfall auch niemand nach. An der Kanustrecke der Lenne in Hohenlimburg wagen sich zehn junge Polizisten unter der Aufsicht der Taucher und Strömungsretterausbilder der Berufsfeuerwehr Michael Funke, Kai Deitmer und Steven Hafner ins kalte Wasser.

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Die Flut als Motivation


Mit dieser Ausrüstung haben sich die freiwilligen ins kalte Wasser der Lenne gewagt.
Mit dieser Ausrüstung haben sich die freiwilligen ins kalte Wasser der Lenne gewagt. © WP | Michael Kleinrensing

Sinn der Übung ist es, einen sicheren Umgang bei Wasserbegehungen und Strömungsrettungen zu lernen. „Die Strömungsbedingungen der Kanustrecke sind ideal für eine solche Übung“, erklärt Michael Funke beim Einweisen seiner Schützlinge. „Wir sind alle hochmotiviert“, verrät ein junger Polizist, der seit zwei Jahren im Einsatz ist. Sein Kollege, der schon ein Jahr länger bei der Truppe ist, sagt:„Das Hochwasser war sehr hart für uns alle und dementsprechend haben wir natürlich großen Respekt vor der Situation.“

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Trockenübungen

Beim Werfen des Wurfsacks kommt es auf Präzision und die richtige Wurftechnik an um das Opfer sicher retten zu können. Hier wird genau das geübt.
Beim Werfen des Wurfsacks kommt es auf Präzision und die richtige Wurftechnik an um das Opfer sicher retten zu können. Hier wird genau das geübt. © WP | Michael Kleinrensing

Bevor es aber ins Wasser geht, geht es zuerst an die Trockenübungen. „Wurfsack“ heißt die Rettungsausrüstung mit der geübt wird. Ein kleiner Sack gefüllt mit einem Seil, der an der Rettungsweste befestigt wird und im Notfall zu dem Opfer geworfen wird.

„Es ist wichtig, dass ihr präzise werft“, erklärt Michael Funke, „wenn jemand auf einem Autodach oder einer Insel festsitzt, muss die Person an das Seil rankommen.“ Auch der richtige Umgang mit der Universalrettungsweste wird erklärt, von denen die Freiwillige Feuerwehr 240 Stück angeschafft hat. So wird gezeigt, dass alle Westen eine immer schnell lösbare Verbindung haben, damit man sich schnell losmachen kann.

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Die Gefahren des Ernstfalls


Kai Deitmer wie er die Ausrüstung einer jungen Polizistin prüft. So machen es die Strömungsretter vor jedem Einsatz.
Kai Deitmer wie er die Ausrüstung einer jungen Polizistin prüft. So machen es die Strömungsretter vor jedem Einsatz. © WP | Michael Kleinrensing

„Wenn ihr euch festgemacht habt und die Strömung zu stark ist, werdet ihr unter Wasser gedrückt“, mahnt Funke. „Vor dem Wehr entsteht eine Wasserwalze, die einen immer wieder hinunterdrückt, außerdem entstehen dort so viele Luftblasen, dass man kaum noch Auftrieb hat.“ erklärt Kai Deitmer. Ein Einsatz, der selbst für die Strömungsretter große Gefahren birgt.

„Ihr dürft euch nicht emotionalisieren lassen“,sagt Michael Funke die Teilnehmer. Man dürfe nicht den Kopf verlieren und damit das eigene Leben und das der Kollegen riskieren.

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Der Sprung ins kalte Wasser

Trotz des kalten Wassers scheinen die jungen Polizisten mit Motivation an der Übung teilzunehmen.
Trotz des kalten Wassers scheinen die jungen Polizisten mit Motivation an der Übung teilzunehmen. © WP | Michael Kleinrensing

Dann wird es nass. In voller Montur mit Tauchanzug, Rettungsweste, Helm und Handschuhen geht es in die Lenne. Dann überprüfen die Ausbilder noch mal die Ausrüstung aller Teilnehmer. „Wir sind als Strömungsretter immer zu viert im Einsatz und überprüfen gegenseitig unsere Ausrüstung. Zunächst für eine kleine Schwimmübung, die Steven Hafner demonstriert. Funke erklärt auch, wie wichtig es ist, sich erstmal an die niedrigen Temperaturen gewöhnen.

Die Teilnehmer sollen auf Höhe des Lennebades einmal ans andere Ufer schwimmen. Hierbei ist auch die Technik wichtig, um nicht von der Strömung weggerissen zu werden. So wie es aussieht ist das anstrengende Kraulen aber kein Problem für die fitten Polizisten. Danach geht es für die Polizisten an die Rucksackrettung und die Wasserbegehung. Bei der Wasserbegehung geht es darum, dass die Teilnehmer lernen, die Gefahr einer Strömung einschätzen zu können und sich entsprechend beim Durchgehen sicher zu verhalten und nicht mitgerissen zu werden. Mit zehn jungen und vorbereiteten Polizisten sollte man sich in Hagen im Falle einer erneuten Flut zumindest ein wenig sicherer fühlen können.

Starkes Kraulen ist beim Schwimmen in der Lenne wichtig um nicht von der Strömung weggerissen zu werden.
Starkes Kraulen ist beim Schwimmen in der Lenne wichtig um nicht von der Strömung weggerissen zu werden. © WP | Michael Kleinrensing

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Für Michael Funke war die Übung ein voller Erfolg: „Wir haben von der Polizei sehr gutes Feedback zur Übung bekommen.“ „Es wäre auch schön gewesen zu hören, was die Teilnehmer nicht gut fanden, aber es kamen ausschließlich positive Anmerkungen“, merkt Funke zu der einen Sache an, die ihn ein wenig stört. „So hätten wir als Ausbilder gewusst, was wir noch besser machen könnten.“