Hohenlimburg. Am 20. Juli wird bei einem der bekanntesten Hohenlimburger ein Herzinfarkt festgestellt. Frank Schmidt über psychologische Herausforderungen.

Der 19. Juli ist der Tag. Der Tag, an dem Frank Schmidt merkt, dass etwas aus der Spur geraten ist. Brennen in der Brust, ein Gefühl wie ein Muskelkater. Er macht noch einen Termin. Im Garten des Bethel-Hauses an der Grünrockstraße. Er hält eine Rede. Nachmittags dann sitzt er beim Arzt. Das EKG zeigt nichts an, in den Blutwerten aber steckt die gefährliche Botschaft: Herzinfarkt. Mit dem Rettungswagen geht es nach Haspe. Die Zeit steht still.

Wenige Tage vor dme Herzinfarkt: Frank Schmidt (links) übergibt eine Kronkorken an Ulrike Böhl.
Wenige Tage vor dme Herzinfarkt: Frank Schmidt (links) übergibt eine Kronkorken an Ulrike Böhl. © BFHO

Er ist ganz sicher eienr der bekanntesten Menschen in Hohenlimburg. Frank Schmidt, 59, Frontmann der Bürger für Hohenlimburg, stellvertretender Bezirksbürgermeister und – wenn man sich diese ganzen Funktionen und Titel mal wegdenkt – einer, der das Wappen des Stadtbezirks nicht nur auf den Arm tätowiert hat, sondern es stadtweit hochhält. Das ist keine inhaltliche Wertung, sondern eine Tatsache, bei der ganz sicher viele in Hagen mitgehen.

„Ich war immer in der Tombola“

„Mir war irgendwie immer klar, dass ich einer bin, der in jeder Tombola dabei ist, wenn es um Herzinfarktrisiken geht“, sagt er. Zwar hat er aufgehört zu rauchen, hatte auch nicht mehr Alkohol getrunken als andere auch, aber sein Leben bietet reichlich Stressfaktoren. Politische Sitzungen, Vorbereitungen, Termine, das Durcharbeiten hunderter Seiten von Vorlagen, eigene Themen forcieren, andere begleiten, Kümmerer sein, erreichbar sein, einfach überall sein. Dann plötzlich sagt sein Körper: Stopp.

„Ich bin ins Mops gebracht worden, es wurde ein Eingriff mit einem Katheter gemacht. Ich habe selbst auf einem Monitor gesehen wie da ein Adergeflecht von Verstopfungen freigemacht wurde. Ganz langsam beginnt man zu realisieren, was einem da geschehen ist, auch wenn die Dimension erst gar nicht greifbar ist“, sagt Schmidt. Er wird keine Folgeschäden davon tragen, hat einen Stent gesetzt bekommen. Was aber bleibt, ist die Gewöhnung des Körpers an ein neues Leben mitten im Leben. Und das „dicke Brett“, wie Frank Schmidt es nennt, „dass man im Kopf erst durchbohren muss.“

Die psychologischen Herausforderungen

„Viele haben ja Angst, dass es ihnen wieder geschieht oder dass ihr Herz stehen bleibt. Das ist bei mir nicht so. Und trotzdem muss auch ich im Kopf erst verarbeiten, was geschehen ist. Ich bin mir bewusst darüber, dass das ganz anders hätte ausgehen können und dass ich hier gerade mit einer zweiten Chance unterwegs bin.“ Seine Frau Kathrin hatte ihn zuvor längst gewarnt. Er solle zum Arzt gehen. Frank Schmidt hatte das geschoben. Wie so viele es sicher tun, die ein solches oder ein ähnliches Leben führen. Immer Volldampf, immer Erledigen, immer ein Ziel erreichen und nach dem nächsten jagen.

Frank Schmidt erinnert sich an ein Gespräch mit dem geschätzten Ratskollegen Werner König von der SPD. Der hatte mal den Satz geäußert: „Der Friedhof ist voll von Menschen, die dachten, sie wären unersetzlich.“ „Mir wird noch klarer, wie viel Wahrheit in diesem Satz steckt“, sagt Frank Schmidt. „Natürlich hängt mein ganzes Herz an Hohenlimburg und den Entwicklungen hier. Und es soll auch niemand denken, dass ich meine Arbeit einstelle. Ich werde tüchtig bleiben und mein Bestes geben. Aber ich werde auch ein anderer sein. Einer, der mehr auf sich gucken wird und der erkannt hat, dass man mehr abgeben kann und andere es auch sehr gut machen.“ Seine Kollegen bei den Bürgern für Hohenlimburg meint er damit. Er erwähnt beispielhaft Dietmar Ehrhardt, der symbolisch steht für viele andere Mitglieder der Wählergemeinschaft. Und Michael Schuh, seinen Freund seit sie 17 Jahre alt sind.

So kennen viele Hohenlimburger Frank Schmidt. Im Lennebad bietet er Kurse an.
So kennen viele Hohenlimburger Frank Schmidt. Im Lennebad bietet er Kurse an. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Aktuell in der Reha-Klinik

Noch befindet er sich in einer Reha-Klinik in Bad Driburg. In der Klinik „Berlin.“ Zwei bis drei Stunden Sport macht er am Tag. Die Ausdauer wird trainiert., Zucker und Fette werden überwacht. In der Versuchküche hat er sich Hähnchenbrust im Ei-Mantel gekocht. Der Fokus auf den eigenen Körper ist neu gesetzt, geschärft. Seine Psychologin, mit der er vor Ort arbeitet, hat ihm einen einfachen, aber immens wirksamen Tipp gegeben. „Ich werde in meinen Terminkalender Dinge eintragen, die gut für mich sind und die mir Spaß machen. Und wenn es nur ein Spaziergang mit unserem Hund ist. Diese Zeiten werden unangreifbar sein. Durch keine Sitzung oder irgendetwas anderes.“

Von Außenwelt abgeschottet

Aktuell lässt er nichts an sich ran. Kein Smartphone, kein Internet. Nur seine Kathrin kommt zu Besuch. Frank Schmidt hat sich noch nicht mal damit auseinandergesetzt, was gerade rund um das Henkhauser Bad geschieht und dass vieles von dem, was er und seine Mitstreiter prognostiziert hatten, wahrgeworden ist. „Um solche Dinge kann ich mich kümmern, wenn ich am 6. September wieder da bin. Aber an dem Beispiel sieht man doch, dass weder ich noch irgendjemand anderes unersetzbar ist. Wenn ich bei meinem Herzinfarkt gestorben wäre, hätte die Welt sich auch weitergedreht. Das muss ich mir vor Augen halten.“

Übrigens: Am 6. September beginnt auch wieder der Aqua-Fitnesskurs im Lennebad. Frank Schmidt wird ihn selber leiten. Eigen-Reha, wenn man so will. In „seinem Lennebad“.