Oege/Nahmer. Ein neuer Kleinbus der Hagener Straßenbahn ersetzt in Hohenlimburg neuerdings die unzuverlässigen Taxibusse in Oege. Wird das Angebot genutzt?

Stellen Sie sich vor, die einzige Busverbindung aus ihrer Wohngegend in die nächste Stadt fährt nur auf Anfrage und es gibt keine Garantie, dass man später auch wieder zurück nach Hause kommt. Bis zum Sommer war dies Realität für viele Bewohner in Oege. Abhilfe soll die neue Linie 537 schaffen. Ein Kleinbus, der wesentlich weniger Passagiere transportieren kann als die regulären Linienbusse.

Neue Buslinie

Die Linie fährt zwischen den Haltestellen „Obernahmer“ und „Oege.“ Angefahren werden Stationen wie die Hoesch-Siedlung, der Sonnenberg, Bahnübergang Grote und das Lenneufer. Die stärksten Zustiegsstellen sind wohl die Stationen „Piepenstockstraße“ und „Ahmer Weg“. Es handelt sich also um eine Linie, die nur in Hohenlimburg pendelt.

Taxibus als Sparmaßnahme

Der Kleinbus wurde so geplant, dass er sich in einem halbstündigen Takt mit der 538 in Richtung Nahmer und mit der 9 in Richtung Oege abwechselt, so dass beide Viertel zumindest halbstündig angefahren werden. Der Kleinbus soll die sogenannten „Taxibusse“ in Richtung Oege ablösen, die nur auf Anfrage fuhren.

Diese Lösung bestand seit 2008. Der Grund: Sparmaßnahmen. Die Taxibusse hat die Hagener Straßenbahn AG zusammen mit dem Taxiunternehmen Eurotaxi betrieben. Oft fuhren diese Taxen nicht, weil kein Fahrer verfügbar war. Entsprechend wurde der Service wenig genutzt und mit der Zeit immer weniger, da auch der Ruf immer schlechter wurde. Die Folge: Wohnst du in Oege, solltest du besser ein Auto haben.

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Eine Attitüde, die den Parkdruck in den ohnehin engen Straßen in Oege nur noch weiter verschärfen konnte und wenig mit dem Anspruch zutun hat, den Öffentlichen Personennahverkehr angesichts des Klimaschutzes zu stärken. Mit dem neuen Kleinbus soll nun alles besser werden, so die Hoffnung der Hagener Straßenbahn.

Die engen Straßen von Oege

Ich mache mich auf den Weg, steige am Hohenlimburger Bahnhof in die neue Buslinie ein und spreche mit Fahrgästen. „Mich stören die vielen Schüler, die zu bestimmen Uhrzeiten mit dem Bus fahren“, kritisiert ein älterer Mann. Ein berechtigter Einwand?

„Wir haben uns bewusst für ein so kleines Fahrzeug entschieden“, erläutert Philippe Staat, Verkehrsplaner bei der Straßenbahn, „ weil die engen Straßen in Oege es nicht anders zulassen.“ Hier sei daran erinnert, dass der Kleinbus auch durch enge Straßen im Bezirk wie etwa am Sonnenberg in Oege entlang fährt. Aufgrund der kompakten Größe könne der Kleinbus auf solchen Strecke schneller und wendiger unterwegs sein. Zudem soll der Bus zu Stoßzeiten auch Einsatzwagen entlasten.

Praktikant Nils Calik wie er im Kleinbus 537 sitzt
Praktikant Nils Calik wie er im Kleinbus 537 sitzt © Nils Calik

Positives Feedback

„Ich bin dankbar für die Linie“, betont ein anderer älterer Mitfahrer. „Klar wird es ab und zu mal voller, aber richtig überfüllt habe ich den Bus noch nie gesehen.“ Dieser Eindruck verfestigt sich im Gespräch mit weiteren Fahrgästen an diesem Tag. Eine Jugendliche verrät, dass sie den Bus gut nutzen könne, um zur Schule zu kommen. Ein anderer Fahrgast sagt, die Linie sei „Perfekt und eigentlich immer pünktlich, vor allem im Vergleich zum Taxibus.“

Ein Eindruck, den auch die Hagener Straßenbahn vermitteln will: Demnach werde die neue Buslinie 537 von den Fahrgästen gut angenommen und die Zahl der Fahrgäste sei zufriedenstellend. Ab Oktober werde man diese Zahlen per Messgerät genau erfassen und auswerten. Ein Vorgang der bei vielen anderen Bussen im Stadtgebiet schon Normalität ist.

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Passagiere zählen

Auf Basis der Zahlen will die HST entscheiden, ob die bisherigen Fahrplanzeiten ausgeweitet werden. Schließlich fährt der Mini-Bus bislang wochentags nur bis 21 Uhr, samstags bis 19 Uhr und an Sonntagen gar nicht. Sollten Fahrten zu späteren Uhrzeiten und an Sonntagen bei Fahrgästen nachgefragt sein, könnte sich das langfristig ändern. Fest steht: Der Kleinbus soll kein Pilotprojekt sein, sondern dauerhaft als Linie durch den Bezirk pendeln.

Von der Reserve zum Schulbus

Für die Fahrer ist es derweil ein anderes Erlebnis, mit dem kleinen Bus durch die teils engen Straßen in Hohenlimburg zu fahren. „Im Vergleich zu einem regulären Linienbus fährt sich die 537 eher wie ein PKW oder ein Sprinter“, sagt Christoph Winzerling, Mitgeschäftsführer des Unternehmens Hausemann und Mager, das den Bus stellt. „Die Fahrer sind gerne mit der Linie unterwegs.“

Anders als früher seien moderne Kleinbusse wie dieser auch leiser im Fahrgastraum und würden weniger schaukeln. Gleich zwei Kleinbusse dieser Art hat Hausemann und Mager angeschafft, mit der Absicht, das zweite Fahrzeug als Reserve nutzen zu können.

Im Zuge der Probleme mit den Schulbussen, die den Grundschulstart in Hohenlimburg besonders für Kinder aus der Nahmer und Oege versauert haben, wurde der Reservebus kurzerhand zu einem Schulbus umfunktioniert, um schnell erste Abhilfe zu schaffen. Nach den Sommerferien hatte die Straßenbahn den Fahrplan geändert, ohne diese Änderungen mit Schulen und Eltern zu kommunizieren. Die Folge: Eine neue Buslinie fuhr zu veränderter Zeit und mit veränderter Route nun deutlich länger, um von der Nahmer zur Grundschule Wesselbach zu kommen.

„Es gab definitiv Fehler in der Planung und der Kommunikation“, räumt Staat ein, „aber wir haben schnell reagiert und denken, dass wir eine gute Lösung gefunden haben.“ Nun fährt ein neuer Einsatzwagen E46 über Nahmer und Oege zu den Grundschulen Wesselbach und auf der Heide.

So sieht der Innenraum des Kleinbuses 537 von Oege in die Obernahmer aus.
So sieht der Innenraum des Kleinbuses 537 von Oege in die Obernahmer aus. © Nils Calik

Optimierung trotz Sparmaßnahmen

„Wir haben zwar die Vorgabe, möglichst Kosten zu sparen“, sagt Saat, „aber wir versuchen trotzdem, unsere Fahrpläne zu optimieren, auch wenn manche Dinge leider nicht anders gehen.“ Auch mit Stadt und Lokalpolitik stehe man im Austausch. Gerade mit der Wählergemeinschaft Bürger für Hohenlimburg wäre man im engen Kontakt und hätte gemeinsam die Linie 537 ins Leben gerufen. Wegen der Sparmaßnahmen könne jedoch nicht jeden Vorschlag umgesetzt werden.

Immer wieder werde etwa der Ruf nach mehr Einsatzwagen auf einzelnen Strecken laut. Ein Vorschlag, der nicht realistisch sei, da zu den benötigten Zeiten schon sämtliche Busse und Fahrer im Einsatz sind. Da muss manchmal sogar Fahrpan-Planer Staat selbst hinterm Steuer einspringen.

Außerdem würde laut Winzerling ein regulärer Linienbus in der Anschaffung etwa 270.000 Euro netto kosten. In Kombination mit den Personalkosten für einen neuen Fahrer sei das schlicht nicht tragbar. Trotz der Sparvorgaben sei Hagen aber keine Stadt, die nichts für den öffentlichen Nahverkehr tut, unterstreicht Staat. Nach meiner Fahrt mit der 537 kann ich die Menschen, die auf diesen Bus angewiesen sind, gut nachvollziehen. Aber auch die Menschen, die die Linie geplant haben.