Elsey. Die katholische Gemeinde hat einen Glockenturm auf dem Heidefriedhof errichtet. Hinter der Stahlglocke steckt eine besondere Familiengeschichte:
Wenn Verstorbene auf dem Heidefriedhof ihren letzten Weg zum Grab antreten, wird dieser Weg nun von einer Glocke weithin hörbar gemacht: Die Katholische Kirchengemeinde hat einen kleinen Glockenturm auf dem Friedhof errichtet, die am 13. August mit einem Festgottesdienst in der Friedhofskapelle offiziell eingeweiht werden soll. In der kleinen Stele aus Stahl hängt eine alte Stahlglocke, hinter der eine besondere Familiengeschichte steckt.
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Söhne überleben Krieg
Denn Otto Schulte Senior hatte diese Glocke nach dem Zweiten Weltkrieg gießen lassen – aus tiefer Dankbarkeit. Anders als in vielen anderen Familien, die Gefallene aus den Jahren des Krieges zu beklagen hatten, kamen die Söhne von Otto Schulte mehr oder minder unversehrt von dem Schlachtfeld zurück nach Hause. Bis Ende 1945 erfuhr Otto Schulte, das seine drei Söhne alle den Krieg überlebt hatten.
Kapelle gebaut
Um Gott zu danken, dass seine Söhne verschont geblieben sind, ließ er eine Kapelle in seiner sauerländischen Heimat errichten, im Turm eine kleine Glocke aus Stahl. Ein Jahr nach Kriegsende wurde die Kapelle eingeweiht. „Diese Glocke hat mich ein Leben lang begleitet“, berichtet der Enkel von Otto Schulte: Wolfram Schulte ist Mitgeschäftsführer von Bandstahl Schulte im Lennetal. Seit die Stahlglocke in der Familienkapelle vor ein paar Jahren gegen eine neue Glocke aus Bronze getauscht wurde, hatte sie ihren Zweck verloren.
Enge Bindung zur katholischen Gemeinde
Da ein Sohn von Otto Schulte mit der katholischen Gemeinde in Hohenlimburg eng verbunden war, auch lange im Kirchenvorstand saß, sollte die alte Stahlglocke auch hier ihre neue Bestimmung finden, entschied Wolfram Schulte. Er schenkte die Glocke dem Förderverein des Heidefriedhofs und finanzierte auch die neue Stele, in der sie nun hängt.
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Erfüllung eines langjährigen Wunsches
Eine Stiftung, die der Förderverein dankbar annimmt. Denn schon seit Eröffnung der neuen Aussegnungshalle hegte man den Wunsch, diese mit einem Glockenturm zu ergänzen. Die Eröffnung liegt mittlerweile acht Jahre zurück. „Es hilft nichts, nur eine Idee zu haben“, sagt Burkhard Blesel vom Förderverein Heidefriedhof. „Es braucht auch Leute, die diese Ideen finanziell unterstützen.“
Friedhof muss sich selbst finanzieren
Blesel weiß, wovon er spricht. Auch die Aussegnungshalle auf dem Heidefriedhof steht nur dank zahlreicher Spenden, die der Förderverein damals sammeln konnte. Die Landeskirche, das Erzbistum Paderborn, gab keine Zuschüsse. Katholische Friedhöfe müssen sich wirtschaftlich selbst tragen. Eine Aufgabe, die immer schwieriger wird, gibt es doch allein im Stadtgebiet mit über 20 Friedhöfen viel zu viel Fläche für zu wenig Bedarf. Der Wettbewerb wächst.
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“Wir machen den Tod hörbar“
Auch der Förderverein macht sich Gedanken, wie der Heidefriedhof weiter attraktiv bleiben kann. Die abschüssige Lage am Hang ist ein Thema, barrierefreie Wege und Verschönerungen stehen auf der Agenda. Mit der neuen Glockenstele auf dem Hügel ist zudem ein sichtbares Zeichen geschaffen, dass auch von außerhalb der Friedhofs sichtbar ist – und nicht nur das. Bei jeder Bestattung soll die Glocke erklingen, gesteuert über eine Fernbedienung.
„Wir machen den Tod hörbar“, sagt Dieter Aufenanger, leitender Pfarrer der Kirchengemeinde St. Bonifatius. Dass ein Totengeläut kein angenehmer Klang ist, vielmehr an Trauer und Verlust erinnert, ist ihm bewusst. „Es kann ein Ärgernis sein. Aber es ist ein hörbares Zeichen, dass der Tot mitten im Leben ist.“
Erinnerung an die Kindheit
Bei Wolfram Schulte weckt der Klang der Familienglocke aus dem Sauerland dagegen eher positive Erinnerungen. „Er erinnert mich an die Kindheit“, sagt Schulte. „Ich finde es schön, wenn sie nun hier ihren Dienst verrichtet.“
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Material mit Bedeutung
Derweil ist die Glockenstele aus Stahl, versteht sich, nutzt doch auch Bandstahl Schulte dieses Material in der Fertigung. Doch auch die Bedeutung des Stahls für die Region, die hiesige Industrie und Hohenlimburg als „Wiege der Kaltwalzindustrie“ spielte in die Entscheidung mit ein, sagt Schulte. Und auch in der Stele steckt ein Stück Sauerland: Denn die Stele gefertigt hat Pater Abraham Fischer, Schmiedemeister der Abtei Königsmünster in Meschede.
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Bewusst ist der Glockenträger in Form eines Kreuzes gestaltet, sagt er. „Die Botschaft von der Auferstehung ist das stärkste, was das Christentum zu bieten hat“, sagt Pater Abraham Fischer. „In Zeiten, wo das Religiöse in der Gesellschaft abschmilzt, ist der Klang der Glocke eine religiöse Assoziation.“
Mit einem Festgottesdienst am Sonntag, 13. August, um 9.45 Uhr, auf dem Heidefriedhof wird der neue Glockenturm dann offiziell in Dienst gestellt. Erklingen wird die Glocke danach nur bei Bestattungen.
Friedhöfe eigenständig
Die Friedhöfe müssen sich wirtschaftlich selbst tragen. Finanzielle Unterstützung des katholischen Friedhofes durch das Erzbistum Paderborn gibt es nicht. „Die Kirchengemeinden sind eigene Rechtsträger und eigenverantwortlich für ihre Friedhöfe“, sagt Benedikt Krysmann, Sprecher des Erzbistums.
Kein Zuschuss der Kirche
„Im Rahmen des Gemeindehaushalts gehört der Friedhof grundsätzlich zu den sogenannten Gebührenanstalten, bei denen die notwendigen persönlichen und sachlichen Kosten für Unterhaltung und Verwaltung durch das Gebührenaufkommen gedeckt werden soll.“ Dieser Grundsatz gelte sowohl für die kommunalen Friedhöfe als auch die kirchlichen Friedhöfe.
„Eine Bezuschussung aus sonstigen Haushalts- oder Spenden-/Kollektenmitteln ist daher nicht zulässig und erfolgt auch nicht.“