Hagen. Das Lkw-Durchfahrtsverbot in Lüdenscheid wirkt bis ins Volmetal und stellt Speditionen aus Hagen vor Probleme. Die Polizei kontrolliert scharf.
Das Lastwagen-Verbot in Lüdenscheid, das auch die Bundesstraße 54 zwischen Brügge und Schalksmühle umfasst, stellt auch Hagener Spediteure, vor erhebliche Probleme. Für Lkw-Fahrer ist die Regelung, die die Bergstadt aufgrund der hohen Belastung durch die gesperrte A 45 seit Montag getroffen hat, zum Teil mit erheblichen Umwegen verbunden. Auf die Spediteure und deren Kunden kommen Mehrkosten zu.
„Und das in einer Situation, in der die Lieferketten ohnehin überlastet sind“, wie Christoph Brünger, Geschäftsbereichsleiter „Interessen bündeln“ bei der Südwestfälischen Industrie und Handelskamm (SIHK) erklärt.
Transporte im Nahverkehr machen Sorgen
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„Vor allen Dingen die Nahverkehrstransporte machen uns erhebliche Sorgen“, sagt Dirk Krokowski von der Spedition Honselmann, die per Bahn gelieferte Coils von Hagen aus in Richtung Südwestfalen fährt. „Natürlich gibt es die 75-Kilometer-Regelung, die eine Anlieferung in diesem Radius erlaubt. Aber wir haben beispielsweise einen Kunden in Dillenburg – das sind 89 Kilometer. Dorthin fahren wir nun einen riesigen Umweg. Da fehlt der Blick auf das große Ganze.“ Durch die A-45-Sperrung sei bisher ein Mehraufwand von 30 Minuten pro Fahrt realistisch gewesen, durch den Umweg, den die Lkws nun nehmen müssten, liege der schon bei einer Stunde.
Krokowski vergleicht die Situation mit der Sperrung der Finanzamtsschlucht in Hagen: „Auch da nehmen wir große Umwege in Kauf, um einen kleinen Abschnitt nicht weiter zu belasten. Das ist genau so ein Wahnsinn.“ Fernverkehr habe es zuletzt in dem Bereich ohnehin kaum noch gegeben. „Das tut sich ja niemand freiwillig an. Wer kann, weicht weiträumig aus.“
Ziele knapp nicht mehr im Radius
Ähnlich ist die Situation bei der Spedition Robert Schmitz aus Haspe. „Auch wir fahren viel in Richtung Siegerland“, erklärt Speditionsleiter Patrick Klein, „zum Teil befinden sich die Ziele im Radius, zum Teil aber eben auch nicht. Unsere Fahrer suchen nach Wegen, sind aber länger unterwegs. Das bedeutet für sie Stress und ist für die Spedition mit höhren Kosten verbunden, die wir letztlich weitergeben müssen.“
Die Strecke über Land – Meinerzhagen, Kierspe, Halver, Breckerfeld – sei eine mögliche Alternative. „Aber ich kann natürlich die Bedenken der Breckerfelder aus deren Sicht nur zu gut verstehen“, sagt Klein mit Blick auf die drohende Verlagerung des Lkw-Verkehrs, „und wenn letztlich dort auch gesperrt wird, suchen wir wieder nach alternativen Routen.“
SIHK blickt mit Sorge auf Lastwagen-Verbot
Lediglich ein Kunde ist bei der Spedition Fritz Neuhaus von den neuen Lieferwegen betroffen. „Wir haben da noch Glück“, sagt Geschäftsführer Christoph Hassenbürger, „unser Verteilerverkehr liegt unterhalb der zulässigen Kilometergrenze. Dazu kommt, dass unsere Lkw am ersten Tag der Sperrung sehr früh unterwegs waren. Um 4 Uhr morgens sind wir da noch nicht in einer Kontrolle geraten.“
Mit Sorge blickt auch die SIHK auf die Sperrung. „Die 75-Kilometer-Regelung greift nicht“, sagt Christoph Brünger, „wer aus dem östlichen Ruhrgebiet ins Siegerland will, kann nicht mehr fahren. Die ohnehin brüchigen Lieferketten werden einfach weiter belastet.“ Dabei steht für den Verkehrsexperten der Kammer außer Frage, dass der Transitverkehr in Lüdenscheid nichts mehr verloren habe. „Aber je näher man dem Wirtschaftsraum Südwestfalen kommt, desto schwieriger wird es.“ Immerhin, so betont Brünger, habe es im Vorfeld der Sperrung zwischen der SIHK, Spediteuren und der Stadt Lüdenscheid gute Gespräche gegeben.
Hoffnung auf schnellen Brückenbau
„Am Ende aber muss man sagen, dass es hier keine Gewinner gibt“, sagt Brünger mit Blick auf Anwohner, Stadt und Wirtschaft. Ein Nachteilsausgleich müsse da wieder Thema werden. „Letztlich hilft allen nur ein schneller Neubau der Rahmedetalbrücke.“ Zumindest einige Kilometer weiter nördlich an der Talbrücke Brunsbecke hat sich diese Hoffnung unlängst zerschlagen.