Hagen. Er ist ein Mutmacher im doppelten Sinne: Volker Theimann aus Hagen startet im Alter von 57 Jahren eine Ausbildung zum Altenpfleger.

Vorsichtig schiebt er ihren Rollstuhl an den großen Tisch heran. Er setzt sich neben sie, legt ihre Hand sacht in seine, streichelt sie sanft. Sie sprechen, sie scherzen, sie lachen gemeinsam. Sie hat ihn in den letzten Wochen vermisst. Jetzt, wo er wieder da ist, entlockt allein seine Anwesenheit ihr dieses warmherzige Lächeln.

Gestatten: Volker Theimann, 57 Jahre alt, Auszubildender zur examinierten Pflegekraft, ein Mutmacher. Für Ilse Schreiber, die demente Bewohnerin des Hauses Wohlbehagen am Schlossberg in Hohenlimburg, die immer wieder in eine Welt abtaucht, zu der nur Volker Theimann Zutritt hat, und für viele Menschen in seinem Alter, denen die Kraft für einen Neustart fehlen mag.

Volker Theimann aus Hagen legt viele Neustarts hin

Theimann – einst Koch bei der Marine, dann Mitarbeiter im Bereich Logistik/Verwaltung, dann Betreuer von Asylbewerbern, dann Sozialarbeiter, der sich um Suchtkranke kümmerte, dann arbeitslos, dann Gärtner, dann Pflegehilfskraft – hat beruflich viele dieser Neustarts hingelegt. Dieser hier beim Träger Haus Wohlbehagen mit Einrichtungen an der Berchumer Straße und am Schlossberg soll sein letzter sein. „Ich will hier bis zur Rente bleiben“, sagt Theimann und lächelt, „irgendwann muss man ja mal zur Ruhe kommen.“

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Mit der Ruhe ist es aber noch nicht so weit her, für einen 57-Jährigen, der am Katholischen Bildungszentrum für Gesundheits- und Pflegeberufe der Caritas in Boele wieder die Schulbank drücken muss. „Manchmal habe ich einfach das Gefühl, als sei meine Festplatte voll“, sagt Volker Theimann, „dann glaube ich, dass ich einfach mal ein Reset bräuchte. Aber ich denke, es wird schon klappen.“

Altenpfleger gibt Erfahrungen gerne weiter

Warmherziger Menschenfreund: Der angehende Altenpfleger Volker Theimann hat eine besondere Art, auf ältere Menschen einzugehen.
Warmherziger Menschenfreund: Der angehende Altenpfleger Volker Theimann hat eine besondere Art, auf ältere Menschen einzugehen. © Michael Kleinrensing

Was auch daran liegt, dass Volker Theimann und seine jüngeren Klassenkameraden – 25 an der Zahl – einander unterstützen, wo immer es geht. „Das ist einfach eine tolle Gemeinschaft – über Generationen hinweg“, sagt der angehende Altenpfleger, „alle sind gleich, jeder hilft jedem.“ Die jüngeren dem Älteren beim Büffeln der Theorie und Theimann den anderen mit seiner Erfahrung.

Erfahrung, die Theimann bereits seit Sommer 2017 in Hohenlimburg gesammelt hat. Seit der Eröffnung des Hauses Wohlbehagen arbeitet er in der Einrichtung am Schlossberg. „Ich habe damals einfach meinen Mut zusammengenommen, habe angerufen und bin genommen worden“, sagt Volker Theimann, der in Haspe lebt. „Seitdem ist die Einrichtung zu meinem zweiten Zuhause geworden. Ich bin hier in Hohenlimburg Mitarbeiter der ersten Stunde.“

Ein von vielen geschätzter Menschenfreund

Anspruchsvoller Beruf: Volker Theimann stellt die Medikamente für die Bewohner zusammen.
Anspruchsvoller Beruf: Volker Theimann stellt die Medikamente für die Bewohner zusammen. © Michael Kleinrensing

Ein Mitarbeiter, ein Menschenfreund, der von Kollegen und Bewohnern gleichermaßen geschätzt wird. „Volker hat ein großes Einfühlungsvermögen und ein großes Herz“, sagt Nadine Asmacher, Pflegedienstleitung bei Wohlbehagen am Schlossberg, „er kann wunderbar mit alten Menschen umgehen. Wir haben ihn ermutigt, den nächsten Schritt zu gehen und eine Ausbildung zu beginnen.“

Die ist damit verbunden, dass Volker Theimann – schweren Herzens – sein zweites Zuhause zumindest vorübergehend verlassen muss. Seine Hauptstelle ist jetzt das Pflegeheim Wohlbehagen in der ehemaligen Frauenklinik an der Berchumer Straße. Aber: Auch während seiner Ausbildung wird er in Hohenlimburg eingesetzt. Und: „Wann immer es meine Zeit erlaubt, schaue ich am Schlossberg vorbei. Beim Sommerfest stehe ich immer noch in der Ecke am Grill und mache Currysauce. Dazu habe ich das Versprechen, dass ich nach meiner Ausbildung wieder zurückkehren darf.“

Pfleger kehrt zurück in sein zweites Zuhause

Zurück auch zu Ilse Schreiber, zu jener Frau, die immer wieder in ihre eigene Welt abtaucht. Zu jener Frau, die sich ein kleines bisschen in ihren Pfleger verliebt hat. Zu jener Frau, der er immer wieder dieses warmherzige Lächeln entlockt. „Die Menschen sind warmherzig, sie sind dankbar. Jeder Tag ist anders. Und man bekommt unglaublich viel von ihnen zurück“, sagt Volker Theimann, „das ist es, was ich an diesem Beruf so liebe.“