Hagen-Mitte. . Die Entwicklung der Flächen hinter dem Hagener Hauptbahnhof lag im Fokus der jüngsten Ratssitzung. Während die Verwaltung gerne ein Dienstleistungs- und Gewerbequartier dort sehen möchte, möchte die Politik den Individualverkehr vorzugsweise über die Westseite des Bahnhofs anbinden.

CDU-Fraktionschef Wolfgang Röspel sparte in der jüngsten Ratssitzung nicht mit Superlativen: „Das ist das Objekt des Jahrzehnts“, versuchte er den Fokus der Politik auf die kreative städtebauliche Entwicklung auf die Flächen hinter dem Hauptbahnhof – unter den Planer gerne „Westside Hbf“ genannt – zu richten.

„Hier eröffnet sich die Chance, diesen beinah vergessenen Teil der Stadt mit neuem Leben zu erfüllen.“ Dabei denkt die Stadtverwaltung aktuell an ein geschlossenes, hochwertiges Dienstleistungs- und Gewerbequartier. Die Politik möchte hingegen auch den Individualverkehr über die Westseite des Hauptbahnhofs anbinden. Gleichzeitig wirft die Hagen-Agentur die Idee in die Diskussion, die Ennepe/Volme-Mündung als Standort für ein zentrales, aber dennoch im Grünen liegendes City-Hotel zu reservieren.

Letzter Bauabschnitt der Bahnhofshinterfahrung erst 2019

Erst 2019 wird der letzte Bauabschnitt der insgesamt 1,6 Kilometer langen Bahnhofshinterfahrung in Hagen mit den Anbindung an die Eckeseyer Straße realisiert sein. Damit soll nicht nur die Feinstaub-Problematik in der Innenstadt entschärft werden, sondern es entstehen rund um die renaturierte Ennepe am Zusammenfluss mit der Volme zwischen Philippshöhe und Bahnhof 14 Hektar aufbereitete Brachflächen, die nur auf attraktive Neuansiedlungen warten.

Derzeit werden dort bereits die alten Gebäude durch den AAV (Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung) abgerissen und die vorhandenen Altlasten beseitigt. Die Basis für den AAV-Einsatz und die damit verbundene Förderkulisse liefert eine bereits 2013 beschlossene Rahmenplanung, die an einem künftigen Westportal des Bahnhofs ein hochwertiges Dienstleistungs- und Gewerbequartier vorsieht. Vor diesem Hintergrund warnt Baudezernent Thomas Grothe auch davor, die Areale von „Funcke und Hueck“, „Bauer und Schauerte“ sowie der einstigen Paketpost als schnöde Verkehrsflächen zu verprassen, sondern qualitätvoller zu denken.

ICE-Haltepunkt für Individualverkehr über Westseite anbieten

Die Spitzen von CDU, Grünen, Hagen Aktiv und FDP sprechen sich derweil dafür aus, angesichts der relativ komplizierten Erreichbarkeit des Hauptbahnhofs vom Graf-von-Galen-Ring aus den ICE-Haltepunkt für den Individualverkehr über die Westseite anzubinden: „Gerade für Kunden der S-Bahn wäre eine direkte Anbindung über ein künftiges Westportal eine wichtige Erleichterung ihres Pendlerlebens und würde Hagen als Lebensmittelpunkt für Berufspendler deutlich aufwerten“, heißt es in einem Papier dieser politischen Allianz. Ebenso erwarten die Fraktionen planerische Vorschläge für einen zentralen Fernbus-Haltepunkt zwischen Bahnhof und Hinterfahrung.

Öffnung des bestehenden Gleistunnels in Richtung Westen die Basis 

Basis für all dies wäre eine Verlängerung und Öffnung des bestehenden Gleistunnels in Richtung Westen. Allein für diesen „unverzichtbaren, zwingend erforderlichen Schritt“ kalkuliert Baudezernent Thomas Grothe ein Investitionsvolumen von 10 bis 15 Millionen Euro. Auch der Verkehrstunnel Werdestraße, heute ein Angstraum im Besitz der Bahn, durch den sich bloß Hartgesottene trauen, soll nach der Vorstellungen der Stadtverwaltung sich wieder zu einer nutzbaren Verkehrsachse entwickeln.

Brachflächen werden mit der Stadt vernetzt

Der Bereich westlich des Hauptbahnhofes ist heute praktisch unzugänglich. Von schmalen Verkehrswegen mal abgesehen, sind die Philippshöhe und die Brachflächen abseits der Altenhagener Hochbrücke mit der übrigen Stadt nicht vernetzt.

Beiderseits des Bahnhofes fehlen attraktive städtebauliche Magneten. An ein Entrée für ein Oberzentrum werden heute andere Anforderungen gestellt. Hier könnte die Westseite sich zum Eintrittstor entwickeln, die das Areal über den Fußgängertunnel mit der Stadt verbindet.

Hier eröffnet sich durch einen parallel verlaufenden, etwa fünf Meter breiten Posttunnel die Chance, diese befahrbare Verbindung zur Westseite des Bahnhofs aufzuweiten. Als Standort für einen Fernbushaltepunkte favorisiert Grothe ein Bahngrundstück an der Wehrstraße direkt an den Gleisen, das heute als wilde Parkfläche für Bahnbedienstete dient. Hier habe die Bahn bereits Verkaufsbereitschaft signalisiert.

Konzept mit Sanierungsplänen der Bahn abstimmen

Über weitere Details werden Politik und Verwaltung in den nächsten Monaten diskutieren, um ein abschließendes, konkretes Konzept zu entwickeln. Ziel ist es, dies mit den 32-Millionen-Euro-Sanierungsplänen der Deutschen Bahn für den Hauptbahnhof abzustimmen.