Sundern. Das ehemalige Wohn- und Geschäftshaus 86/a wird bald abgerissen. Den entstehenden Freiraum möchte die Politik neu nutzen, Ideen dazu gibt es.
Die Entscheidung für den Abriss des Hauskomplexes 86/a in der Sunderner Fußgängerzone ist am Dienstagabend relativ schnell gefallen. Mehrheitlich entschieden sich die Ratsfraktionen für den Antrag der Sunderner CDU, das von der Stadt erworbene und zum Teil heruntergekommene Gebäude durch einen sogenannten Totalunternehmer abreißen zu lassen.
Die CDU-Ratsfraktion hatte ihren Antrag zum vorzeitigen Abriss unter anderem damit begründet, dass das Gebäude ohnehin von der Stadt über das Vorkaufsrecht erworben worden sei, um es irgendwann abzureißen und diesen Bereich der Innenstadt zu entwickeln. So solle die Sichtachse zwischen der Fußgängerzone und der alten Johannesschule geöffnet werden. Das Gebäude verfalle zunehmend und verursache in der Sicherungspflicht Kosten für die Stadt.
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Nach der Zurückstellung des Kulturforums wolle man außerdem nicht alle Entwicklungen in diesem Bereich der Innenstadt verschieben. Gleichzeitig könne man den Freiraum, der durch den Abriss gewonnen werde, für eine temporäre Einrichtung von Spielgeräten und Sitzgelegenheiten nutzen - auch im Hinblick auf das Stadtjubiläum im kommenden Jahr, heißt es weiter in der Begründung der Christdemokraten.
Da die Stadtverwaltung aufgrund zahlreicher anderer Projekte und der damit verbundenen Auslastung aller zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht in der Lage sei, einen solchen Abriss intensiv zu begleiten, sehe man in der Beauftragung eines Totalunternehmers die Möglichkeit, einen solchen Abriss bis Ende des Jahres zu realisieren, glaubt die CDU.
Hintergrund: Bei einem Totalunternehmer handelt es sich um ein Bauunternehmen, das neben der Bauausführung auch sämtliche planerische Leistungen erbringt und die benötigten Genehmigungen einholt. Ein Generalunternehmer wiederum konzentriert sich auf die Bauausführung ohne die jeweilige Architekturleistung. Dadurch, dass ein Totalunternehmer mehr Arbeiten auszuführen hat und in der Regel auch ein größeres Risiko trägt, ist er häufig auch teurer.
Der Wunsch der CDU ist, dass der Abriss im Idealfall noch in diesem Jahr erfolgen soll. Da der Abriss in den sogenannten Ergebnisplanhaushaltsbereich falle, könne die finanzielle Kompensation somit auch nur im konsumtiven Bereich erfolgen. Dies bedeutet laut Verwaltung, dass die von der CDU-Fraktion vorgeschlagene Gegenfinanzierung mit dem Realschulneubau nicht möglich sei.
Für die Erneuerung der Trinkwasseranlage in der Turnhalle Johannesschule seien allerdings im Haushalt 2024 insgesamt 100.000 Euro eingestellt worden. Zudem seien im Haushalt 2024 für die Schadstoffuntersuchung und zur Erstellung der Abrissausschreibungsunterlagen für das Gebäude 86/a 40.000 Euro eingestellt. Somit könnte zur Realisierung des Abrisses im laufenden Haushaltsjahr die fehlende Summe mit der Turnhalle Johannesschule ausgeglichen werden.
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Auf Nachfrage erklärt Stadtsprecherin Alicia Sommer, dass die Verwaltung von der Beauftragung eines Totalunternehmers abgeraten habe, weil man der Meinung sei, dass die Kosten höher sein könnten, als die bisher kalkulierten 140.000 Euro. Die Vergabe an einen Totalunternehmer bedeute bei einem Abriss, dass der Unternehmer auch Positionen, wie beispielsweise die Erstellung eines Schadstoffgutachtens und die daraus resultierenden Entsorgungskosten, ins Angebot kalkulieren müsse. Dies könne zu hohen Preisangeboten führen, da hier ein hohes Risiko vorliege.
Während der Ratssitzung gab es zwischen Vertretern der Fraktionen auch Diskussionen über die temporäre Nachnutzung der künftigen Freifläche. So sprach sich Sebastian Booke für eine schnellstmögliche Planung dieser Fläche aus. „Wir müssen die öffentliche Ausschreibung für den Totalunternehmer deshalb schnell voranbringen.“
Stadtplaner Lars Ohlig erklärte in der Sitzung, dass es in den letzten Tagen bereits Gespräche zwischen der Verwaltung und einzelnen Ratsmitgliedern gegeben habe. Gegenstand der Gespräche zur Nachnutzung sei vor allem ein möglicher temporärer Kinderspielplatz gewesen. Die Fraktion „Wir sind Sundern“ um den Fraktionsvorsitzenden Hans Klein hatte sich in den vergangenen Monaten für die Errichtung eines Spielplatzes im Zentrum Sunderns starkgemacht und auch bei der CDU für Unterstützung dieser Idee geworben.
Laut Lars Ohlig hat man auch Kontakt mit Einzelhändlern gesucht, da diese unmittelbar von den Veränderungen rund um den Franz-Josef-Tigges-Platz betroffen seien. Lars Ohlig erklärt außerdem: „Gegenstand der Ausschreibung ist zwar nicht, was später temporär auf dieser Freifläche steht, aber die Vorbereitung der Oberfläche, auf denen dann etwas hingestellt oder aufgebaut wird. Dies muss Gegenstand der Ausschreibung sein.“
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Neben der Spielplatzfrage gebe es auch Gerüchte, dass der Gastronom der „Alten Bauernstube“ sehr gerne seinen Außenbereich vergrößern wolle. Im Ratsbeschluss wurde außerdem festgelegt, dass historisch wertvolle Materialien im Haus 86/a gerettet und gesichert werden sollen. Momentan wird das Gebäude von der Wista Sundern-Sorpesee GmbH teilweise als Lager genutzt.
Konkrete Auswirkungen hat der Ratsbeschluss auch für die Erneuerung der Trinkwasseranlage in der Turnhalle der Johannesschule in der Grünewaldstraße. Dieses Projekt muss zunächst einmal in das kommende Jahr verschoben werden. Stadtsprecherin Alicia Sommer: „Die Schulkinder sind davon unmittelbar jedoch nicht betroffen. Vielmehr bezieht sich die Einschränkung nur auf die Personen, die nach dem Vereinssport normalerweise in der Halle duschen möchten. WC- und Handwaschbecken sind in der Halle weiterhin in Betrieb.“ Die Duschen sollen aufgrund einer bakteriellen Belastung erneuert werden.