Sundern. Zentrumsmanager Waldemar Leinweber sieht erfolgreich angeschobene Projekte, beklagt aber auch fehlende Planungssicherheit durch die Politik.
Für Tanja Müller ist es die große Chance. Die gebürtige Arnsbergerin, die seit vielen Jahren in Sundern lebt, hat eine große Leidenschaft: die Alternativmedizin. Was viele Jahre ausschließlich ein Hobby war, soll nun zum Beruf werden.
Tanja Müller hat in der Sunderner Innenstadt das Geschäft „Kräuterhexe“ am Levi-Klein-Platz eröffnet. „Ich biete Kräuter, Tees, Rauchwerk und vieles mehr an. Vor allem ist mir aber wichtig, dass ich meine Kundinnen und Kunden eingehend und umfassend berate.“ Damit sie die Erlaubnis zum Vertrieb dieser Produkte bekam, musste sie einen Arzneimittelschein erwerben. Mit diesem in der Tasche, nahm Müller an einem Pop-Up-Wettbewerb des Zentrumsmanagements in Sundern teil.
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Das Konzept des Ladens überzeugte Waldemar Leinweber vom Zentrumsmanagement, das der Wista Sundern-Sorpesee GmbH angegliedert ist. „Ich habe im Hintergrund Gespräche mit Immobilienbesitzern hier in der Fußgängerzone geführt und ausgelotet, welcher Leerstand sich für ein solches Geschäft eignen könnte“, so Leinweber. Der Austausch sei gut gewesen, schnell fanden sich drei interessante Immobilien, aus denen sich Tanja Müller dann für ein Ladenlokal entschied.
„Ich habe mich direkt hier in den Standort verliebt.“ Binnen weniger Wochen machte sie sich an die Arbeit und renovierte, bestellte Ware und bereitete alles für die Eröffnung Ende März vor. Ihre Miete wird für ein Jahr lang vom Zentrumsmanagement bezuschusst. „Um dies möglich zu machen, musste der Eigentümer vorab auf 20 Prozent seiner bisherigen Miete verzichten. Von der dadurch reduzierten Gesamtmiete bezuschussen wir als Zentrumsmanagement 70 Prozent, die restlichen 30 Prozent muss Frau Müller selber beisteuern“, erklärt Leinweber.
Aktuell arbeite man bereits an einer weiteren dieser Lösungen. „Wir haben noch für einen weiteren sogenannten Pop-Up-Store Geld zur Verfügung. Gerne würden wir noch mehr möglich machen, aber unser Budget ist leider begrenzt. Deshalb können wir nicht alle unsere Ideen umsetzen“, betont der Zentrumsmanager. Bewusst habe er sich auf das Besetzen von Nischen in der Fußgängerzone konzentriert. „Große Ketten hierher zu bekommen, ist nicht leicht. Aber Geschäfte anzusiedeln, die vielleicht etwas anbieten, was man nicht überall erhält, könnte ein Faustpfand sein, um in die Innenstadt zu locken“, hofft Waldemar Leinweber.
Tanja Müller glaubt an diese Idee. „Ich habe ein Geschäft in zentraler Lage und möchte eine Anlaufstelle für Menschen sein, die sich für das Thema Alternative Medizin interessieren. Ich weiß, dass viele Menschen über die Einkaufsmöglichkeiten in Sundern meckern. Aber meckern allein bringt nichts, man muss etwas tun und die Inititaive ergreifen. Vielleicht kann man die Kunden zurück in die Fußgängerzone locken“, wünscht sich die Einzelhändlerin.
Leinweber beobachtet ganz genau, was sich auch politisch in Sundern rund um die Innenstadtentwicklung bewegt, oder momentan eher nicht bewegt, wie er betont. „Nachdem das neue Integrierte Stadtentwicklungskonzept (INSEK) erst einmal nach hinten geschoben wurde, fürchte ich, dass wir in der Entwicklung der Innenstadt unter den aktuellen Bedingungen an Grenzen stoßen. Ich muss ehrlich sagen, dass mir an dieser Stelle die klare Positionierung der Politik zur Innenstadtentwicklung von Sundern fehlt! Wir brauchen keine Übergangslösungen oder Flickschusterei, sondern ein schlüssiges und allumfassendes Konzept.“
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Leinweber gibt zu, dass ihm die Rahmenbedingungen die tägliche Arbeit nicht gerade erleichtern. „Wir sind im Zentrumsmanagement von unserem Budget abhängig und können vieles leider nicht umsetzen, weil die Finanzen beschränkt sind. Außerdem fehlt uns ein Stück weit auch die Planungssicherheit.“
Was er damit meint, wird schnell deutlich, denn das Zentrumsmanagement ist zeitlich begrenzt eingerichtet worden. Ende August 2025 läuft das mit öffentlichen Fördermitteln finanzierte Mandat ab. Ob die verantwortungsvolle Aufgabe von Waldemar Leinweber und seiner Assistentin Kerstin Milz verlängert wird, ist unklar. „Ich würde mir wünschen, angestoßene Prozesse fortführen zu können. Meine ganzen Planungen sind darauf ausgerichtet, dass die Grundlagen für langfristige Erfolge gelegt wurden“, zeigt sich der Zentrumsmanager selbstbewusst. Finanziert werden die Stellen von Leinweber und Milz mit 75 Prozent vom Bund und mit 25 Prozent von der Stadt.
Waldemar Leinweber möchte nach eigenen Angaben „raus aus den verstaubten Sturkturen“ in Sundern und wünscht sich größere Veränderungen in der Innenstadt. Skeptisch betrachtet er die Vorschläge von „Wir sind Sundern“ und Teilen der CDU zum Abriss des Hauses 86 in der Hauptstraße. „Ich finde, dass der Kinderspielplatz an anderer Stelle enstehen sollte. Hier befindet sich eine 1a-Lage für Einzelhandel oder Gastronomie. Man sollte etwas dafür tun, dass sich diese hier ansiedeln kann“, schlägt er vor.
Der Zentrumsmanager lobt ausdrücklich die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung. Besonders mit Lars Ohlig habe er vertrauensvoll kooperiert. Umso mehr bedauert er den Abgang des Stadtentwicklers.