Sundern. Personalmangel und Gesetze bremsen Vorhaben, den Tiggesplatz zu öffnen, bisher aus. Nun will die CDU einen Totalunternehmer einsetzen

Was passiert mit dem Haus 86/86a in der Hauptstraße in Sunderns Innenstadt? Das Gebäude wurde von der Stadt Sundern 2021 über das Vorkaufsrecht mit dem Ziel erworben, es abzureißen und die dann frei werdende Fläche für weitere Planungen der Innenstadtentwicklung zu nutzen. So soll der Franz-Josef-Tigges-Platz zur Fußgängerzone hin geöffnet werden und somit eine Sichtachse entstehen. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurden für den Ankauf des Gebäudes rund 260.000 Euro zuzüglich Nebenkosten (damit dürften u.a. Provision und Notarkosten gemeint sein) ausgegeben.

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„Es besteht die Möglichkeit, den Ankauf bei Anerkennung eines Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (InSEK) im Zuge der Umsetzung von Maßnahmen auch nachträglich mit Mitteln der Städtebauförderung co-finanzieren zu lassen. Aktuell wären das 50 Prozent der Summe“, erklärt Stadtsprecherin Alicia Sommer auf Nachfrage unserer Zeitung. Ursprünglich sollte der Abriss des Baus auch eine zentrale Rolle in der Neugestaltung des Platzes und bei Bau des Kultur- und Begegnungszentrums einnehmen.

Derzeit bleibt das Gebäude ungenutzt und verfällt.
Derzeit bleibt das Gebäude ungenutzt und verfällt. © WP | Torsten Koch

Die CDU Sundern hatte nun zuletzt im Haupt- und Finanzausschuss den Antrag gestellt, das Gebäude zeitnah und zügig abreißen zu lassen. Die Christdemokraten begründen diesen Schritt mit dem Zustand des Gebäudes. So erklärt Ratsmitglied Sebastian Booke beispielsweise: „Das Gebäude befindet sich in einem sehr baufälligen Zustand, verfällt zusehends und verursacht auf Dauer in der Verkehrssicherungspflicht Kosten für die Stadt.“ Obwohl man die Pläne zum Bau des Kultur- und Begegnungszentrums im Bereich des Franz-Josef-Tigges-Platzes zunächst bis auf Weiteres zurückgestellt habe, wolle man aus Sicht der CDU nicht alle Entwicklungen und Planungen komplett verschieben. „Deshalb möchten wir den Abriss in diesem Jahr forcieren, auch im Hinblick auf die Vorbereitungen zum Stadtjubiläum in Sundern“ (Sundern feiert im Jahr 2025 sein 50-jähriges Jubiläum/ Anm. der Redaktion), erklärt Booke.

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Die CDU habe mit Unterstützung örtlicher Unternehmen einen Planansatz ermittelt, der Kosten für den Abriss in Höhe von rund 120.000 Euro schätze, heißt es in dem Antrag der Ratsfraktion. „Mit diesem Abriss wollen wir den Bürgerinnen und Bürgern gleichzeitig auch zeigen, dass sich in der Innenstadtentwicklung etwas bewegt“, so Booke weiter. Auch für Ortsvorsteher Georg Te Pass ist ein zügiger Abriss des Gebäudes wichtig, wie er nun erklärt: „Bis zum Stadtjubiläum 2025 sollte das Gebäude abgerissen sein, und eine verbesserte Platzsituation geschaffen werden. Die Fläche kann anschließend, ohne sich weitere Entwicklungen zu verbauen, als Platz für Grünflächen, Spielgeräte und Sitzmöglichkeiten hergerichtet werden.“

Mit diesem Abriss wollen wir den Bürgerinnen und Bürgern gleichzeitig auch zeigen, dass sich in der Innenstadtentwicklung etwas bewegt.“
Sebastian Booke - Ratsmitglied der Sunderner CDU

Die Verwaltung in Sundern bremst die Pläne der Christdemokraten allerdings ein. So erklärt Stadtentwickler Lars Ohlig. Grundsätzlich sei man auch für den Abriss des Gebäudes. Allerdings seien die Planungen deutlich umfangreicher, komplexer und würden somit auch mehr Zeit beanspruchen, als in dem Antrag der CDU suggeriert werde. „Ein Abriss ist in diesem Jahr ist eher unrealistisch“, sagt Ohlig. Er rechne auch mit höheren Kosten als denen, die die CDU ins Spiel gebracht habe.

Nach dem Abriss wäre der Tigges-Platz deutlich offener zur Fußgängerzone hin.
Nach dem Abriss wäre der Tigges-Platz deutlich offener zur Fußgängerzone hin. © WP | Torsten Koch

Um ein Gebäude aus dieser Bauzeit zurückzubauen, werde vorab ein Schadstoffgutachten benötigt, da gegebenenfalls kostenrelevante Sonderentsorgungen erforderlich würden. Hierzu müsse ein Gutachter beauftragt werden, dem die Stadt mit einer Fachkraft zuarbeiten und Zugang zur Immobilie verschaffen müsse. „Zudem muss mindestens eine Stellungnahme zum Artenschutz, beispielsweise zum Vorkommen von Vögeln, Fledermäusen und anderen Tierarten eingeholt werden, aufgrund des Leerstandes“, heißt es aus der Pressestelle der Stadt Sundern.

In der Folge müsse ein externes Ingenieurbüro beauftragt werden, dass ein bepreistes Leistungsverzeichnis für den Abbruch erstelle. „Hierfür bedarf es je nach Leistungsumfang einer Ausschreibung. Dem Büro bzw. der Ausschreibung muss auch wiederum die Abteilung 3.3 für Grundstücke und Gebäude zuarbeiten und eine Immobilienbesichtigung ermöglichen. Das erstellte Leistungsverzeichnis muss durch die Stadt kontrolliert werden und auf finanzielle und inhaltliche Plausibilität überprüft werden“, heißt es weiter von der Pressestelle auf Nachfrage unserer Zeitung.

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„Es ist immer eine Frage der Kapazitäten bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Und da haben wir bei der Fülle an parallel laufenden Projekten in Sundern einfach derzeit keine Spielräume. Oder etwas anderes muss liegen bleiben“, betont Lars Ohig. Auf Basis des Leistungsverzeichnisses könne ein Kostenansatz für den Abbruch abgeschätzt werden. Dieses sei Grundlage für die Ausschreibung der eigentlichen Abbrucharbeiten. Die Ausschreibung und Vergabe erfolge über die Vergabestelle der Stadt Sundern. Auch hier sei die Abteilung 3.3 mit Arbeitsaufwand bei eventuellen. Rückfragen der Vergabestelle bzw. potenzieller Bieter sowie der anschließenden Angebotsüberprüfung inklusive Erstellung eines Vergabevermerks involviert.

Vom Franz-Josef-Tigges-Platz hat man einen Blick auf das Objekt.
Vom Franz-Josef-Tigges-Platz hat man einen Blick auf das Objekt. © WP | Torsten Koch

Im Zuge des Abbruchs sei seitens der Abteilung eine Koordination der Baustelle, die Bauüberwachung und die Prüfung der Rechnungen vorzunehmen. Darüber hinaus seien interne Prozesse, wie zum Beispiel das Stellen einer Abbruchanzeige, die Einplanung und das Controlling von Haushaltsmitteln sowie weitere Dinge durch die Abteilung vorzunehmen.

Die CDU möchte nun in der nächsten Ausschusssitzung für Planung und Nachhaltigkeit einen Antrag stellen, einen Totalunternehmer zu beauftragen, der Leistungen zu Planung, Genehmigung und Ausführung komplett übernimmt, um die Verwaltung zu entlasten. „Unser weitergehendes Ziel ist es von der Fußgängerzone aus nicht nur die alte Johannesschule in ihrem ganzen Ausmaß sehen zu können, sondern den Franz-Josef-Tigges-Platz als zentralen Platz im Zentrum weiterzuentwickeln“, so CDU-Ratsmitglied Marcus Schauerte, der auf eine Unterstützung des Antrags durch die Verwaltungsspitze setzt.

Stadtkämmerer Michael Stratmann hatte in der Ausschuss-Sitzung auch mehrfach darauf hingewiesen, dass ein Ausgleich dieser zusätzlichen Ausgaben im Hinblick auf den neuen Haushalt erfolgen müsse, wenn man nicht Gefahr laufen wolle, dass sich die Ausgabensituation weiter verschärfe.