Sundern. In der Fußgängerzone bietet Anne Steinhoff gebrauchte Markenkleidung und Spielwaren, aber auch Neuwaren an. Positiver Trend für Sundern hält an.
Das, was Anne Steinhoff mit ihren 43 Jahren bislang schon alles erlebt hat, widerfährt anderen Menschen in ihrem ganzen Leben nicht. Die gebürtige Endorferin entscheidet sich im Alter von 23 Jahren für eine Laufbahn bei der Bundeswehr. Als Zeitsoldatin ist sie mehr als zehn Jahre im Dienst. „Ich bin unzählige Male umgezogen. Einmal hatte ich gerade mein angemietetes Haus frisch eingerichtet, da wurde ich schon wieder an einen anderen Standort versetzt.“
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Quer durch Deutschland reisend, lernt sie Land und Leute kennen und stellt sich immer wieder auf neue Situationen ein. Als Objektschützerin im Rang eines Feldwebels verrichtet sie ihren Dienst dabei auch in Bosnien. „Objektschützer klingt für Laien immer so, als wenn man lediglich Gebäude bewacht. Aber unsere Aufgabe bestand auch im Personenschutz“, sagt Steinhoff.
Parallel zum Dienst beim Bund ging Anne Steinhoff stets ihrem großen Faible nach. „Ich bin schon als Jugendliche gerne auf Flohmärkte gegangen, habe gekauft und auch verkauft. Diese Leidenschaft habe ich immer beibehalten“, sagt die Sauerländerin.
Als sie die Bundeswehr verlässt und zurück ins Sauerland zieht, eröffnet Anne Steinhoff einen Online-Shop, in dem sie „Second Hand“-Waren an die Kundinnen und Kunden verkauft. „Als ich dann aber verheiratet war und die Kinder kamen, habe ich mich aufs Muttersein konzentriert und den Online-Shop nicht weiter betrieben“, sagt die gelernte Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte, die sogar über einen Lkw-Führerschein verfügt.
Nun ist der Impuls von ihrem Mann gekommen, der ihr empfahl, ein eigenes Geschäft zu eröffnen, um das Thema „Second Hand“ neu aufzugreifen. „Er hat gesagt, mach es jetzt und schieb es nicht weiter vor dir her. Denn ich habe von solch einem Geschäft immer geträumt.“
Anne Steinhoff besucht leerstehende Geschäftslokale und spricht mit Immobilienbesitzern in Sundern. Parallel nimmt sie Kontakt mit dem Zentrumsmanagement auf. Mit Waldemar Leinweber findet sie einen Befürworter ihres Plans. „Wir hatten leider nicht mehr ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung, um ähnlich wie bei der Kräuterhexe einen Mietzuschuss für ein komplettes Jahr zu ermöglichen. Aber es ist uns gelungen, dies für ein Dreivierteljahr zu unterstützen“, so Leinweber.
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Auch weil der Immobilienbesitzer auf einen Teil der ursprünglich verlangten Miete zunächst verzichtet. „Die Gespräche waren gut und wir hoffen, dass sich das hier alles rechnet, damit das Geschäft länger als nur ein Jahr geöffnet bleibt“, sagt Anne Steinhoff. Im Frühjahr wurden die Pläne konkret. Binnen weniger Wochen musste das alte Ladenlokal renoviert und für das neue Geschäft aufbereitet werden. Neben den Handwerkern war es vor allem der Ehemann von Anne Steinhoff, der werkelte und bastelte, damit alles zum Start Anfang Mai fertig wird. „Mein Mann hat mich großartig unterstützt. Ich wüsste gar nicht, ob ich das ohne ihn überhaupt geschafft hätte“, rätselt die Geschäftsfrau. „Er ist einfach eine wichtige Stütze!“
Wo einst ein Schreibwarengeschäft und später eine Spielhalle angesiedelt waren, befindet sich nun in der Fußgängerzone schräg gegenüber der Kirche das „Second Hand“-Geschäft. „Ich habe es Anni´s Store genannt. Das ist ein Andenken an meine verstorbene Mutter, die mich liebevoll immer Anni gerufen hat“, berichtet Steinhoff. Auf rund 150 Quadratmetern Ladenfläche finden Interessierte Damen- und Herrenbekleidung sowie Spielwaren. „Vom Steiff-Teddy, über die Markenbluse bis hin zu Fußballschuhen kann ich alles anbieten. Alle Waren sind in gutem Zustand und wurden von mir gereinigt und aufbereitet. Ich verspreche, dass ich nur Dinge verkaufe, die tragbar und benutzbar sind“, sagt die Mutter von zwei Kindern.
Geöffnet ist Anni´s Store montags bis freitags von 9.30 bis 12.30 und von 14.30 bis 18 Uhr. Jetzt am Anfang will Steinhoff vieles ausprobieren und schauen, wie sich alles einspielt. „Es kann sein, dass ich künftig die Öffnungszeiten zum Beispiel auch noch verändere und anpasse.“ Deshalb betreibe sie das Geschäft auch zunächst nur allein. „Ich möchte auch das Sortiment noch weiter ausbauen und noch mehr Neuware anbieten künftig. Vor allem bei den Sportartikeln sehe ich Potenzial.“
Ein erster Probeöffnungstag beim Sunderner Frühlingsfest sei sehr positiv verlaufen. „Es gab gute Resonanz und ich habe auch bereits Ware verkaufen können. Ich hoffe, dass die Sunderner das Geschäft gut annehmen!“ Sunderns Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke freut sich über die Neueröffnung: „Das ist die dritte Neueröffnung hier in der Innenstadt binnen kürzester Zeit. Das ist ein gutes Zeichen für Sundern. Denn jedes Geschäft, das dazu kommt, zieht weitere Kunden an. Davon profitieren letztlich alle.“