Arnsberg. Unser Schlossberg – die Wiege der Stadt: Zehnter und letzter Teil endet tragisch mit der Zerstörung des Schlosses. Bleiben Sie neugierig!

Mit dem Tod des Kölner Kurfürsten Clemens August am 6. Februar 1761 endete die fast 180 Jahre dauernde Herrschaft der Wittelsbacher auf dem erzbischöflichen Stuhl in Köln. Das Kölner Domkapitel entschloss sich, zum Nachfolger aus ihrer Mitte den aus schwäbischem Adel stammenden Domdechanten Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (1708 - 1784) zu wählen. Der neue Kurfürst konzentrierte sich fast ausschließlich auf seine geistlichen Aufgaben als Erzbischof, während ihn die Regierungsgeschäfte kaum interessierten. Diese überließ er weitgehend seinem Minister Carl Anton von Belderbusch (1722 - 1784).

Kurköln blieb im Siebenjährigen Krieg (1756 - 1763) weiter an der Seite Österreichs, das von Preußen die Rückgabe des 1740 besetzten Schlesiens forderte. Ein österreichisches Bündnis mit Frankreich, Russland und Schweden, dem auch das Reich beigetreten war, stand eine preußische Allianz mit England, Hannover, Braunschweig und Hessen-Kassel gegenüber.

Die bisherigen Serienfolgen:

Das kurkölnische Herzogtum Westfalen und seine Residenzstadt Arnsberg wurden infolge des Durchzugs französischer und alliierter preußischer Truppen stark in Mitleidenschaft gezogen.

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Kriegskontributionen, Einquartierungen, Zwangsabgaben an die unterschiedlichen Parteien sowie die Beschlagnahme von Pferden und Fuhrwerken belasteten die Bevölkerung. Hungrige und durstige Söldner forderten das Beste an Speise und Trank. Die Armeen gingen zudem in der Region auf Rekrutenfang. Allein in einer Nacht sollen im Herzogtum Westfalen 1.800 Männer zwangsrekrutiert worden sein. Die Äcker lagen brach, es kam zu Seuchen und Krankheiten, die Bevölkerung verarmte. In Arnsberg hielt der ständig wechselnde Durchmarsch von Freund und Feind mehrere Jahre hindurch an, ehe die Stadt im Juli 1761 unter dem Kommando des Grafen Muret eine etwa 300 Mann starke dauernde französische Besatzung erhielt. Offensichtlich wurden die Franzosen von den Arnsbergern freundlich aufgenommen. Hierfür sprechen Bankette, Musikaufführungen und Tanzveranstaltungen, an denen die Honoratioren der Stadt sowie der Adel der Umgebung teilnahmen.

Ein Verein für den Schlossberg

- Der im März 2023 gegründete Verein Zukunft Schlossberg hat sich die Inwertsetzung des Schlossbergs zum Ziel gesetzt.

- Damit soll die seit Jahrzehnten propagierte Achse Schlossberg - Sauerlandmuseum - Kloster Wedinghausen endlich geschlossen werden, um den Tourismus - und damit Einzelhandel und Gastronomie - nachhaltig zu beleben.

- Dieser Impuls soll durch die Module Aussichtsturm, Skywalk, Besucherzentrum (außerschulischer Lernort, digitales Museum und Anlaufstelle für die Stadtführer) sowie ein kleines Amphitheater für Lesungen, Musik und Theater sowie Sichtbarmachung der Schlossberg-Unterwelt erzielt werden.

- Zugleich soll in diesem Zug der dortige Kinderspielplatz attraktiver gestaltet werden.

- Ein erster Erfolg: Der Sendemast auf dem Schlossberg wird bis spätestens 2025 entfernt.

- Info und Kontakt: www.schlossbergarnsberg.com

Arnsberg lag im Schnittpunkt der Aufmarsch- und Verbindungslinien der französischen Truppenteile in Hessen und Westfalen. Für Preußen und seine Alliierten war es von strategischer Bedeutung, diese Verbindungslinie aufzuheben und Arnsberg mit seinem Residenzschloss zu erobern. Anfang April 1762 begann in der Umgebung Arnsbergs der Aufmarsch mehrerer preußischer Abteilungen unter dem Befehl des Erbprinzen Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig.

Schloss wird mit Kanonen bestückt

Die Franzosen erkannten die Gefahr, in der sie schwebten. In aller Eile wurden Wälle und Palisaden errichtet, um den Angriff abzuwehren. Das Schloss wurde mit Kanonen bestückt, die teilweise aus anderen Schlössern wie Schnellenberg oder Wocklum herangeschafft wurden, allerdings nur eine geringe Tauglichkeit aufwiesen. Am 18. April war der preußische Aufmarsch und die Aufstellung von starken Batterien mit insgesamt acht Mörsern, acht Haubitzen und 24 schweren Kanonen auf dem Galgenberg (Schreppenberg) und auf der Höhe des Römbergs abgeschlossen. Verhandlungen zwischen den Alliierten und den Franzosen wegen einer friedlichen Übergabe führten lediglich dazu, dass sich die Franzosen aus der Stadt auf das Schloss zurückziehen konnten. Der französische Kommandant soll jedoch dazu bereit gewesen sein, auch das Schloss zu übergeben, sofern seiner Truppe ein ehrenhafter Abzug gestattet werde. Als die Alliierten dies ablehnten, entschloss er sich zur Verteidigung.

Darauf begann in der Frühe des 19. April die Beschießung des Schlosses, die den ganzen Tag über andauerte. Bald standen das Schloss und ein großer Teil der Altstadt in hellen Flammen. Über 2000 Kanonenschüsse, 300 Feuerkugeln und 1200 Bomben wurden auf Schloss und Stadt abgeschossen. In der Altstadt wurden 53 Häuser, darunter das Missionshaus und die Kapelle der Jesuiten zerstört. Erst als sich die Franzosen in dem brennenden Schloss aufgrund der starken Rauchentwicklung nicht mehr halten konnten, gaben sie den Widerstand auf.

Die alliierten Truppen zogen in die Trümmer des Schlosses ein und plünderten alles, was die Kanonade und das Feuer unversehrt gelassen hatten. Am Tag danach ließ der Erbprinz die noch stehenden Mauern und den westlichen Turm des Schlosses, der die Wohnung des Kurfürsten enthielt, sprengen. Die im Schloss vorhandenen Vorräte gab er für die Arnsberger Bevölkerung frei. Nach dem Abzug der Alliierten holten sich Bürger aus Arnsberg und Umgebung das, was die Feinde bei ihrer Plünderung noch übriggelassen hatten. Alles was nicht niet- und nagelfest war, wurde fortgeschleppt. Von der kostbaren Innenausstattung des Schlosses ist so gut wie nichts übriggeblieben.

Friedensvertrag

Drei Wochen nach der Zerstörung des Arnsberger Schlosses war der Siebenjährige Krieg mit dem Waffenstillstand zwischen Preußen und Österreich beendet. Der Friedensvertrag wurde am 17. Februar 1763 unterzeichnet. Kurfürst Maximilian Friedrich ließ das Schloss aufgrund der leeren Staatskasse nicht wieder aufbauen. Als neue Residenz diente ihm bei seinen Besuchen in Arnsberg künftig der Landsberger Hof. Zur Stadtverschönerung ließ er 1779 am Alten Markt, „Arnsbergs guter Stube“, einen repräsentativen Brunnen errichten.

Im Jahre 1773 stellten die westfälischen Landstände beim Kurfürsten den Antrag, die auf dem Schlossberg umherliegenden Steine und sonstige noch verwendbare Gegenstände für den Bau eines dringend benötigten Zuchthauses freizugeben. Zehn Jahre später konnte der Grundstein gelegt und im Anschluss das Gebäude des heutigen Verwaltungsgerichts in der Jägerstraße 1 aus den Steinen des zerstörten Schlosses errichtet werden. In hessischer Zeit von 1802 bis 1816 wurde das Gebäude als Kaserne genutzt. Nach dem Übergang des Herzogtums Westfalen an Preußen aufgrund der Beschlüsse des Wiener Kongresses von 1815 und der Bildung des Regierungsbezirks Arnsbergs zogen am 1. August 1816 die Bediensteten der Königlich-Preußischen Bezirksregierung hier ein. Die Kontinuität Arnsbergs als Regierungsstadt war gesichert. Nicht zufällig erinnert die Fassade des repräsentativen Gebäudes mit der doppelläufigen Freitreppe im kleineren Maßstab an die Architektur des einstigen Schlosses.

Verkauf des Schlossbergs seitens der Stadt ist ausgeschlossen

Zwischen 1818 und 1821 wurde das Schlossberggelände im Sinne der Romantik zu einem Landschaftspark umgestaltet. 1848 verfasste der Pfarrer und Dichter August Friedrich Georg Disselhoff hier anlässlich seines Abschieds aus Arnsberg das Lied „Nun ade, du mein lieb Heimatland“. 1897 kaufte die Stadt Arnsberg den Schlossberg vom preußischen Staat gegen einen Betrag von 100 Mark und ging gleichzeitig die Verpflichtung ein, die Ruinen des Schlosses sowie die Stützmauern an den Berghängen zu unterhalten. Eine Veräußerung des Schlossbergs seitens der Stadt ist durch diesen Vertrag ausgeschlossen.

Anfang des 20. Jahrhunderts entstand die Idee, auf dem Schlossberg einen „Kaiser-Wilhelm-Turm“ mit Restaurant und Museum zu errichten. An die Spitze eines Komitees zur Errichtung des Aussichtsturms standen der damalige Regierungspräsident Wilhelm Winzer, der Landrat des Kreises Arnsberg Franz Dröge und der Arnsberger Bürgermeister Max Löcke. Die finanziellen Mittel standen bereits zur Verfügung, als der Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 1. August 1914 den Plan kurz vor seiner Ausführung zunichte machte.

Ausblick: „Von Bürgern für Bürger“

Nach mehr als 100 Jahren greift der 2023 gegründete Verein „Zukunft Schlossberg e.V.“ die Idee zur Errichtung eines Aussichtsturms wieder auf. Unter dem Motto „von Bürgern für Bürger“ möchte der Verein mit weiteren Maßnahmen die geschichtsträchtige Keimzelle der Stadt Arnsberg attraktiver machen. Das Gelingen hängt jedoch entscheidend von der Unterstützung durch die Stadt Arnsberg ab.