Im dritten Teil unserer Serie über den Schlossberg - die Wiege der Stadt - lesen Sie auch, warum Graf Gottfried III. Neheim befestigt

Von Dr. Jürgen Schulte-Hobein

Nachdem Graf Heinrich I. von Arnsberg im fortgeschrittenen Alter als Laienbruder ins Kloster Wedinghausen eingetreten war, übernahm sein Sohn Gottfried II. (1157-1236) 1185 noch zu Lebzeiten seines Vaters die Nachfolge als Graf von Arnsberg. Anfangs regierte sein älterer Bruder Graf Heinrich II. (1156-um1217) mit ihm gemeinsam, jedoch zog sich Heinrich mehr und mehr aus den Regierungsgeschäften zurück. Er und seine Gemahlin Ermengardis waren äußerst fromm und förderten durch vielfältige und umfangreiche Schenkungen die Entwicklung des Klosters Wedinghausen. Im Jahre 1203 stiftete Heinrich für sich und seine Frau in der Klosterkirche ein Jahresgedächtnis. Die Klostergemeinschaft sollte am jeweiligen Sterbetag für das Seelenheil des Paares beten.

Im großen Steinsarkophag bestattet

Nach seinem Tod wurde das Paar im Kapitelhaus des Klosters in einem großen Steinsarkophag bestattet. Die Grabplatte zeigt den Grafen in mittelalterlicher Ritterrüstung mit dem Arnsberger Adler im Schild, während seine Frau ein kostbares Gewand trägt. Zu Füßen des Grafen ist ein Löwe als Sinnbild für Stärke und zu Füßen der Frau ein Hund als Symbol für Treue zu sehen. Heute befindet sich die Grafentumba in der nordwestlichen Seitenkapelle der Propsteikirche St. Laurentius. Der regierende Arnsberger Graf Gottfried II. nahm 1217 im Alter von 60 Jahren mit seinem Gefolge am vierten Kreuzzug von Damiette im Nildelta teil. Die Arnsberger Ritter versammelten sich mit anderen westfälischen Kreuzrittern in Drüggelte oberhalb von Körbecke/Möhne zum Aufbruch. Der Kreuzzug endete jedoch in einem Fiasko. Als das Kreuzfahrerheer 1221 vollständig geschlagen war, weilte Graf Gottfried II. längst wieder im heimatlichen Arnsberg. Nach einer 50jährigen Regierungszeit ist er um 1236 gestorben.

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Neuer Graf von Arnsberg wurde sein ältester Sohn Gottfried III. Er musste sich zunächst mit seinem Vetter Konrad, dem Sohn des Grafen Heinrich II. und der Gräfin Ermengardis, auseinandersetzen. Hartnäckig beanspruchte Konrad einen Teil der Grafschaft Arnsberg als sein rechtmäßiges Erbe. Gottfried blieb nichts anderes übrig, als sich auf einen Erbvergleich einzulassen. Dieser wurde am 1. September 1237 auf der Arnsberger Burg in Anwesenheit zahlreicher westfälischer Adeligen mit einer großen Feier besiegelt. Die beiden Grafen einigten sich, dass Konrad die nördlich der Lippe gelegenen Gebiete mit der Burg Rietberg als selbstständige Grafschaft sowie die Besitzungen des Hauses Cuijk in den Niederlanden erhalten sollte. Der südlich der Lippe verbliebene Teil verblieb dagegen bei Graf Gottfried III.

Graf Heinrich I. und seine Gemahlin Ermengardis: Nach seinem Tod wurde das Paar im Kapitelhaus des Klosters Wedinghausen in einem großen Steinsarkophag bestattet.
Graf Heinrich I. und seine Gemahlin Ermengardis: Nach seinem Tod wurde das Paar im Kapitelhaus des Klosters Wedinghausen in einem großen Steinsarkophag bestattet. © WP | Sauerland-Museum

Durch diesen Vertrag stieg Graf Konrad zum ersten Grafen der neuen Grafschaft Rietberg auf. Die Grafschaft Arnsberg war dagegen von einer ehemaligen Großgrafschaft, deren Angehörige damals zu den mächtigsten und angesehensten Familien des westfälischen Hochadels zählten, zu einem Kleinterritorium abgesunken. Sie umfasste künftig etwa 1430 Quadratkilometer mit ca. 45.000 Einwohnern und entsprach im Wesentlichen den Gebieten der späteren Kreise Arnsberg und Meschede. Eine räumliche Ausdehnung über die verbliebenen Gebiete war unmöglich, weil die Kölner Erzbischöfe die Grafschaft Arnsberg seit Gründung des Herzogtums Westfalen im Jahre 1180 mit einem Ring befestigter Städte nahezu gänzlich einkreisten. Den Südosten des Sauerlandes sicherten sie sich durch Gründung und Befestigung der Städte Hallenberg, Schmallenberg und Winterberg, im Südwesten erwarben sie die Herrschaft Waldenburg bei Attendorn, im Nordwesten erhoben sie Menden zur Stadt und baute sie als Grenzfeste gegen die Grafen von der Mark aus. Schließlich folgten im Nordosten die Gründungen der Städte Warstein, Belecke und Kallenhardt. In nüchterner Einschätzung der Lage setzte Graf Gottfried III. auf eine innere Konsolidierung seiner Grafschaft, indem er seinerseits Siedlungen zu befestigten Städten und Freiheiten erhob. Was lag näher, als zunächst den Sitz der Regierung zur Stadt zu erheben.

Im Schutze der Burg

In Arnsberg hatten sich im Schutze der Burg Burgmannen der Grafen, Waffenschmiede, Handwerker und Händler niedergelassen. Sie hatten die Siedlung auf dem Bergrücken zunächst mit Wällen und Gräben, später auch mit Mauern und Türmen geschützt, von denen der Glockenturm die südliche Grenze markierte. Diese Siedlung erhob Graf Gottfried III. 1238 zur Stadt. Die Verleihung der Stadtrechte bewirkte neue Impulse, sodass sich die Siedlung südlich des Glockenturms über die ursprüngliche Stadtmauer hinaus in Richtung des Klosters Wedinghausen weiter ausdehnte. Es entstand die „Neue Stadt“ mit einer für Markt und Handel „großzügigen“ Straßengestaltung vom Rathaus bis zur Klosterpforte, dem neuen südlichen Stadttor an der heutigen Ecke Alter Markt/Lindenberg. Von hier führte ein Fußweg mit einem Kreuzweg in der heutigen Klosterstraße zum Kloster. Die Stadt hatte zu dieser Zeit etwa 1000 Einwohner, die in rund 300 Häusern wohnten.

Ein Verein für den Schlossberg

- Der im März 2023 gegründete Verein Zukunft Schlossberg hat sich die Inwertsetzung des Schlossbergs zum Ziel gesetzt.

- Damit soll die seit Jahrzehnten propagierte Achse Schlossberg - Sauerlandmuseum - Kloster Wedinghausen endlich geschlossen werden, um den Tourismus - und damit Einzelhandel und Gastronomie - nachhaltig zu beleben.

- Dieser Impuls soll durch die Module Aussichtsturm, Skywalk, Besucherzentrum (außerschulischer Lernort, digitales Museum und Anlaufstelle für die Stadtführer) sowie ein kleines Amphitheater für Lesungen, Musik und Theater sowie Sichtbarmachung der Schlossberg-Unterwelt erzielt werden.

- Zugleich soll in diesem Zug der dortige Kinderspielplatz attraktiver gestaltet werden.

- Ein erster Erfolg: Der Sendemast auf dem Schlossberg wird bis spätestens 2025 entfernt.

- Info und Kontakt: www.schlossbergarnsberg.com

Im Jahre 1243 ließ der Arnsberger Graf die Stadt und Burg Eversberg erbauen, um die Ostgrenze seiner Grafschaft gegen Köln zu sichern. 1263 ließ er mit Genehmigung der Kölner Erzbischöfe das Dorf Neheim, gelegen im Mündungswinkel zwischen Ruhr und Möhne, zu einer befestigten Siedlung mit einer 600 m langen Mauer einschließlich Wehrtürmen ausbauen. An der heutigen Burgstraße entstand eine Burg mit fünf Burghäusern für die Burgmannen, von denen mit dem Drostenhof und den beiden Burghäusern Gransau und Freseken noch drei erhalten sind. Die Erhebung zur Stadt folgte zwar erst knapp hundert Jahre später, dennoch stieg Neheim innerhalb der Grafschaft zu einer wichtigen Grenzfestung als Schutz gegen die Grafen von der Mark auf.

Neheim als Grenzfestung

Gottfried III. wusste aber nicht nur um die Bedeutung Neheims als Grenzfestung, sondern er sah auch die Möglichkeiten, welche die Wasserkraft der Flüsse Ruhr und Möhne boten. Beginnend in Moosfelde ließ er neben der Möhne einen zwei Kilometer langen Mühlengraben anlegen, der im Unterschied zu den beiden Flüssen einen fortlaufend gleichen Wasserstand sicherstellte. Unterhalb des heutigen Strohdorfs entstand eine einzigartige Mühlenanlage mit fünf unterschiedlichen Mühlen. Sie eröffnete den Neheimer Handwerkern unschätzbare Vorteile und sorgte für eine nachhaltige wirtschaftliche Belebung.

Neben diesen strategischen und wirtschaftlichen Maßnahmen erkannte der tief gläubige Graf auch die Bedeutung der Klöster in seiner Grafschaft. Zusammen mit seiner Gemahlin Adelheid unterstützte er 1246 die Errichtung des Zisterzienserinnenklosters Himmelpforten im Möhnetal bei Niederense. Leider wurden die Klostergebäude während des Zweiten Weltkriegs in der Nacht vom 17. Mai 1943 von den Fluten der bombardierten Möhnetalsperre vernichtet. Das Grafenpaar hatte elf Kinder, davon fünf Söhne und sechs Töchter. Die Söhne Heinrich und Friedrich starben vor dem Vater und auch der dritte Sohn starb früh. Der vierte Sohn Ludwig folgte seinem Vater als Graf von Arnsberg. Graf Gottfried III. starb nach 50jähriger Regierungszeit 1286 im Alter von 73 Jahren.