Arnsberg. Im siebten Teil unserer Serie zieht Kurfürst Ernst auf das Schloss - und lässt für seine Gertrud später den Landsberger Hof bauen.

Am 23. Mai 1583 hatte das Kölner Domkapitel nach der Absetzung Gebhardts von Truchseß Ernst von Bayern zum Erzbischof und Kurfürsten von Köln gewählt. Seine Wahl war vor allem deshalb erfolgt, weil die bayerischen Wittelsbacher als die entschiedensten Gegner des Protestantismus galten. Der neue Kurfürst brachte eine große Anzahl von Bediensteten aus Bayern mit in die westfälische Regierungsstadt. Die Begeisterung des einheimischen Adels über den neuen Kurfürsten hielt sich deshalb in Grenzen, da hierdurch ihre Angehörigen bei der Ämtervergabe wenig Berücksichtigung fanden.

Neuer Abt für Wedinghausen

Ernst weilte von Anfang an häufig in Arnsberg, wo er sich offenbar äußerst wohlgefühlt hat. Zunächst war er voll und ganz damit beschäftigt, im Herzogtum Westfalen wieder Ruhe und Ordnung einkehren zu lassen. Noch Jahre nach dem Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen, die durch das Vorgehen seines Vorgängers ausgelöst worden waren, zogen Anhänger von Gebhard Truchseß marodierend durch das Land. Die wichtigste Aufgabe bestand darin, die katholische Lehre von Grund auf zu erneuern. Hierzu mussten die verwüsteten Kirchen und Klöster restauriert und neu konsekriert werden. Alle Pfarrer wurden aufgefordert, in Arnsberg zu erscheinen, um über ihren Glauben Bekenntnis und Rechenschaft abzulegen. Die verwaisten Pfarreien und Vikarien wurden mit Geistlichen besetzt, die in Glauben und Lehre streng der katholischen Religion verpflichtet waren. In der Abtei Wedinghausen wurde nach siebenjähriger Vakanz im Jahre 1587 wieder ein Abt gewählt.

Verheerender Brand in Arnsberg

Der Kurfürst erlebte es hautnah mit, als am 28. Mai 1600 in Arnsberg ein verheerender Brand ausbrach, der fast die gesamte Stadt in Schutt und Asche legte. Alle Bemühungen, den Brand einzudämmen und zu löschen, waren vergeblich, da es vor allem an ausreichend Löschwasser fehlte. Die dicht aneinandergereihten, überwiegend aus Holz gebauten Häuser, mit Stroh und Schindeln gedeckt, boten dem Feuer ständig neue Nahrung. Bis auf elf Häuser brannten die ganze alte und auch die neue Stadt südlich des Glockenturms mit dem Rathaus ab. Mit Ausnahme des Limpsturms wurden auch alle Türme und Pforten ein Opfer der Flammen. Die meisten Einwohner verloren ihr ganzes Hab und Gut und waren obdachlos. 70 Familien fanden eine vorübergehende Unterkunft im Kloster Wedinghausen. Mit dem Rathaus wurde auch das Stadtarchiv mit allen darin befindlichen Urkunden, Siegeln, Briefen und anderen Archivalien vernichtet, sodass die Geschichte Arnsbergs in der Zeit vor 1600 bis zum heutigen Tage vielfach im Dunkeln bleibt.

Die bisherigen Serienfolgen:

Es dauerte mehrere Jahre, bis die Stadt aus dem Schutt neu entstand. Als Erstes wurde das Rathaus wieder errichtet. Bis zur Fertigstellung musste der für das Herzogtum Westfalen wichtige Landtag in Neheim stattfinden. 1604 war der Glockenturm aufgebaut, zwei Jahre später folgte die Klosterpforte an der heutigen Grenze Steinweg/Alter Markt. Das hoch auf dem Schlossberg gelegene kurfürstliche Schloss war verschont geblieben. Der Wind hatte zwar das Feuer an einigen Stellen auch hier entfachen lassen, jedoch konnte durch den beherzten Einsatz zahlreicher Bediensteter Schlimmeres verhindert werden.

Bayer wird Arnsberger

Ernst von Bayern verlegte seinen Wohn- und Regierungssitz schließlich ganz nach Arnsberg. Auf dem Schloss lebte er mit seiner Konkubine Gertrud von Plettenberg und nahm ihretwegen sogar in Kauf, dass ihm sein Neffe und späterer Nachfolger Ferdinand von Bayern als Koadjutor zur Seite gestellt wurde. Da es aufgrund seiner permanenten Anwesenheit auch keines kurfürstlichen Statthalters bedurfte, blieb das Amt des Landdrosten in den Jahren zwischen 1600 und 1612 unbesetzt. In Arnsberg widmete sich Ernst neben seiner ausgeprägten Spiel- und Trunksucht den Wissenschaften, vor allem der Astronomie. Bereits im November 1583 war auf seine Anordnung hin der gregorianische Kalender eingeführt worden, der den auf Julius Cäsar zurückgehenden julianischen Kalender ersetzte. Papst Gregor XIII. hatte die dringend notwendig gewordene Kalenderreform mit einer Schaltjahresregelung am 24. Februar 1582 festgelegt.

Aktuelles aus Arnsberg

Eine weitere große Leidenschaft von Ernst war die Jagd, die unter den aus Bayern stammenden Kurfürsten im Sauerland besondere Bedeutung erlangte. Mehrmals jährlich ging er von Arnsberg oder Hirschberg aus auf Saujagd. Im Winter 1605 fing er 32 Keiler, die er aus dem Eichholz zwischen Netzen durch die Stadt bis zum Schloss treiben ließ.

Gertrud von Plettenberg
Gertrud von Plettenberg © WP | Sauerland-Museum

Gertrud von Plettenberg stammte aus Serkenrode, wo ein Zweig des weit verbreiteten Adelsgeschlechts von Plettenberg ansässig war. Ihr Vater besaß hier ein kleines Rittergut, das aber keine adelige Lebensführung ermöglichte. Gertrud stand im Dienst des Kurfürsten als „Beschließerin“ (Verwalterin) der Schlösser Arnsberg, Hirschberg und Höllinghofen. Ganz offensichtlich hatte sie großen Einfluss auf den Kurfürsten. Sie führte das Hausleben auf seinen Schlössern mit Umsicht und Treue. Der westfälische Adel, die Räte und alle, die sonst noch am Hofe verkehrten, begegneten ihr achtungsvoll. Kurfürst Ernst erwarb für seine Gertrud, mit der er seit 1605 angeblich auch heimlich verheiratet gewesen sein soll, ein älteres, beim Stadtbrand von 1600 weitgehend zerstörtes Gebäude. Er ließ an dieser Stelle über einem Teilstück der mittelalterlichen Stadtmauer ein Palais errichten und schenkte den späteren „Landsberger Hof“ seiner Verwalterin und Geliebten, während er selbst seinen Wohnsitz im Schloss nahm.

Ernst und Gertrud bekamen zwei Kinder, einen Sohn Wilhelm und eine Tochter Katharina. Der Sohn erhielt von Ernst das Rittergut Höllinghofen als Lehen. Als Freiherr von Höllinghofen amtierte er hier von 1618 bis 1624 als Landdrost des Herzogtums Westfalen und damit als oberster Beamter und Stellvertreter des Kurfürsten. Im Alter von sechzig Jahren ließ er sich noch zum Priester weihen und wurde 1650 sogar zum Fürstabt der beiden Klöster Stablo und Malmedy im heutigen Belgien ernannt. Er starb 1657 auf Schloss Höllinghofen und wurde in der Abteikirche von Stablo begraben.

Ein Verein für den Schlossberg

- Der im März 2023 gegründete Verein Zukunft Schlossberg hat sich die Inwertsetzung des Schlossbergs zum Ziel gesetzt.

- Damit soll die seit Jahrzehnten propagierte Achse Schlossberg - Sauerlandmuseum - Kloster Wedinghausen endlich geschlossen werden, um den Tourismus - und damit Einzelhandel und Gastronomie - nachhaltig zu beleben.

- Dieser Impuls soll durch die Module Aussichtsturm, Skywalk, Besucherzentrum (außerschulischer Lernort, digitales Museum und Anlaufstelle für die Stadtführer) sowie ein kleines Amphitheater für Lesungen, Musik und Theater sowie Sichtbarmachung der Schlossberg-Unterwelt erzielt werden.

- Zugleich soll in diesem Zug der dortige Kinderspielplatz attraktiver gestaltet werden.

- Ein erster Erfolg: Der Sendemast auf dem Schlossberg wird bis spätestens 2025 entfernt.

- Info und Kontakt: www.schlossbergarnsberg.com

Katharina von Bayern heiratete einen Baron von Meldert und erbte von ihrer Mutter das Palais. 1658 kaufte die kurfürstliche Verwaltung das Gebäude zurück und schenkte es dem Landdrosten Dietrich von Landsberg als Auszeichnung für seine Verdienste für das Herzogtum Westfalen. Seitdem ist das schlossartige Gebäude unter dem Namen „Landsberger Hof“ bekannt. Seit 1937 ist hier das Sauerland-Museum untergebracht.

Die auf dem Plateau des Schlossbergs befindliche Steinfigur soll die Jungfer Gertrud mit dem bayerischen Löwen zu ihren Füßen darstellen. Angeblich ist diese Statue nach der Zerstörung des Schlosses im Siebenjährigen Krieg aus den Trümmern geborgen worden. Gertrud von Plettenberg ist am 26. Oktober 1608 in Arnsberg verstorben. Am 17. Februar 1612 starb auch Kurfürst Ernst auf dem Arnsberger Schloss. Seine sterblichen Überreste wurden in einem großen Trauerzug von Arnsberg nach Köln geleitet und im Innern des Kölner Doms beigesetzt.