Arnsberg. Teil 5 unserer Serie schildert die Wandlung des Schlossbergs von mittelalterlicher Grafenburg zum kurfürstlichen Residenzschloss.

Durch den Verkauf der Grafschaft Arnsberg im Jahre 1368 an das Erzstift Köln war das Herzogtum Westfalen, das zuvor um die Grafschaft herumgewachsen war, zu einem geschlossenen Territorium geworden. Das Erzstift Köln, auch Kurfürstentum Köln genannt, bildete den weltlichen Herrschaftsbereich der Kölner Erzbischöfe. Hier regierten sie als Kurfürsten des Reiches. Es bestand aus dem rheinischen Teil, dem Vest Recklinghausen und dem Herzogtum Westfalen. Eine territoriale Verbindung zwischen dem rheinischen und westfälischen Teil hat es nie gegeben. Dazwischen lagen das Herzogtum Berg und die Grafschaft Mark. Regierungsstadt des Gesamtstaats war Bonn mit dem Sitz der kurfürstlichen Verwaltung. Das flächenmäßig viel größere Erzbistum Köln markierte dagegen den geistlichen Bereich. Im Kölner Dom tauschten die Kurfürsten den Kurhut gegen die erzbischöfliche Mitra.

Arnsberg verliert Regierungssitz

Mit dem Ende der Grafschaft hatte Arnsberg auch seinen Regierungssitz verloren. Landeshauptstadt des Herzogtums Westfalen war die bedeutende Hansestadt Soest, nach Münster die reichste und größte Stadt in Westfalen. Dagegen diente die ehemalige Grafenburg inmitten der Arnsberger Ruhrschleife den Kölner Erzbischöfen als Wohnsitz, wenn sie das Herzogtum Westfalen besuchten. Das kam besonders in den ersten Jahren nach Übernahme der Herrschaft häufig vor, da sie auf der Burg mehrfach Lehnstage zur Neubelehnung der Lehnspflichtigen und Huldigung gegenüber dem neuen Landesherrn abhielten.

Die bisherigen Serienfolgen:

Etwa 80 Jahre nach dem Verkauf der Grafschaft brach im Herzogtum Westfalen ein Konflikt aus, der für Arnsberg nachhaltige Folgen haben sollte. Die Vertreter der Stadt Soest erkannten die Oberhoheit des Kölner Erzbischöfe Dietrich von Moers nicht mehr an und sagten sich vom Erzstift los. Soest trat aus dem Herzogtum Westfalen aus und unterstellte sich dem Herzog Adolf II. von Kleve, der zugleich Graf von der Mark war. Es kam zum Krieg zwischen dem Erzbischof auf der einen Seite und der Stadt Soest und dem Herzog von Kleve-Mark auf der anderen Seite. Während der von 1444 bis 1449 dauernden Soester Fehde machte der Erzbischof Arnsberg mit seiner stark befestigten ehemaligen Grafenburg zum militärischen Hauptquartier und damit zum Ausgangsort der kölnischen Operationen.

Raub, Plünderungen, Brandschatzungen

Die gegenseitigen Angriffe waren geprägt durch Raub, Plünderungen, Brandschatzungen, Erpressungen und anderen Arten der Gewalt. Siedlungen, Klöster und Kirchen wurden zerstört, Frauen, Kleriker oder Händler häufig misshandelt. Anders als Neheim und andere Orte der Umgebung wurde Arnsberg jedoch nicht in Mitleidenschaft gezogen. 1447 wurde Soest von einem 12.000 Mann starken Söldnerheer des Erzbischofs belagert, beschossen und mehrfach bestürmt. Dennoch konnte die Stadt nicht eingenommen werden. Zwei Jahre später endete der Krieg mit dem Ergebnis, dass Soest beim Herzogtum Kleve-Mark blieb. Die neuen Grenzen wurden in der Reformation auch zu Konfessionsgrenzen und sind bis heute in der Soester Börde zu erkennen.

Ein Verein für den Schlossberg

- Der im März 2023 gegründete Verein Zukunft Schlossberg hat sich die Inwertsetzung des Schlossbergs zum Ziel gesetzt.

- Damit soll die seit Jahrzehnten propagierte Achse Schlossberg - Sauerlandmuseum - Kloster Wedinghausen endlich geschlossen werden, um den Tourismus - und damit Einzelhandel und Gastronomie - nachhaltig zu beleben.

- Dieser Impuls soll durch die Module Aussichtsturm, Skywalk, Besucherzentrum (außerschulischer Lernort, digitales Museum und Anlaufstelle für die Stadtführer) sowie ein kleines Amphitheater für Lesungen, Musik und Theater sowie Sichtbarmachung der Schlossberg-Unterwelt erzielt werden.

- Zugleich soll in diesem Zug der dortige Kinderspielplatz attraktiver gestaltet werden.

- Ein erster Erfolg: Der Sendemast auf dem Schlossberg wird bis spätestens 2025 entfernt.

- Info und Kontakt: www.schlossbergarnsberg.com

Nach dem Ausscheiden der Stadt Soest aus dem Herzogtum Westfalen machten die Kölner Erzbischöfe Arnsberg zur neuen Landeshauptstadt des Herzogtums mit dem Sitz der landesherrlichen Regierungsbehörde. Chef der Regierung war der Landdrost als Vertreter des Erzbischofs. Er musste Angehöriger der adeligen Rittergutsbesitzer und ein landeingesessener Katholik sein. Der Landdrost war gleichzeitig Vorsitzender der westfälischen Landständeversammlung, eine ständige Vertretungskörperschaft im Herzogtum Westfalen, welche die Interessen des Landes gegen den Erzbischof als Landesherren vertrat. Sie setzte sich zusammen aus den Vertretern der Rittergutsbesitzer und den Bürgermeistern der 25 Städte und 11 Freiheiten des Herzogtums Westfalen.

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Erzbischof und Kurfürst Salentin von Isenburg, der von 1567 bis 1577 an der Spitze des Kölner Kurstaats stand, kam im zweiten Jahr seiner Regierung zum ersten Mal mit einem großen Gefolge von Reitern und Fußgängern nach Arnsberg. Fasziniert war er von dem riesigen Arnsberger Wald mit seinem Reichtum an Wildtieren für die kurfürstliche Jagd. Was fehlte, war eine standesgemäße Residenz für die Jagdgesellschaft. Da die in die Jahre gekommene und baufällig gewordene ehemalige Grafenburg die Ansprüche nicht mehr erfüllte, entschloss Salentin sich zu einem umfassenden Umbau der Burg zu einem repräsentativen Schloss.

Zahlreiche Pferde verendet

Zunächst ließ er das Dach und das Mauerwerk der Burg bis auf die Grundmauern abtragen. Die für den Neubau erforderlichen Sandsteine stammten aus einem Steinbruch bei Rüthen und mussten durch den Arnsberger Wald zur Baustelle nach Arnsberg gebracht werden. Für den Transport verpflichtet wurde die bäuerliche Bevölkerung der im Osten des Herzogtums gelegenen Städte Brilon, Rüthen und Geseke. Unter der schweren Last über die holprigen und schlechten Wege litten besonders die Pferde. Viele von ihnen verendeten, was bei den Bauern großen Unmut hervorrief. Sie beschwerten sich beim Arnsberger Landdrost und bei Salentin persönlich und erreichten, dass vermehrt Steine von der abgebrochenen Grafenburg verwendet wurden. Auch für das Bauholz der aufwändigen Dachkonstruktion der einzelnen Gebäudeteile mussten die Bauern Hand- und Spanndienste leisten. Aus den umliegenden Wäldern wurden über 1000 Fuhren Bauholz herangekarrt.

Die Aufteilung des kurkölnischen Staatsgebietes zeigt diese Karte.
Die Aufteilung des kurkölnischen Staatsgebietes zeigt diese Karte. © WP | Sauerland-Museum

Errichtet wurde das neue Schloss im Renaissancestil wobei der wehrhafte Grundcharakter blieb. Es bestand aus zwei langen Gebäudeflügeln, die von zwei vier Stockwerke hohen Ecktürmen mit kugelförmigen Aufbauten flankiert wurden. Zwischen den beiden Türmen befand sich der Hauptbau mit dem großen Festsaal. In der Mitte des Hofes lag die prächtig ausgestattete Schlosskapelle, von der zwei kleinere Türme über das Mauerwerk hinausragten. Direkt mit der Kapelle verbunden war der Bergfried, auch weißer Turm genannt. Er dominierte die gesamte Anlage. Hinzu kamen Wirtschaftsgebäude, das Brauhaus, der Pulverturm und der Marstall für die Pferde. Im Schlosshof ließ Salentin einen Brunnen anlegen, der 43 m tief in den Felsen des Schlossbergs getrieben wurde und noch heute vorhanden ist. Am großen Schlosstor wurde das kurfürstliche Wappen und die Jahreszahl des Schlossbaus angebracht.

Neubau der Jägerbrücke

Zeitgleich mit dem Bau des Schlosses wurde die alte Jägerbrücke über der Ruhr abgebrochen und durch eine steinerne Konstruktion ersetzt. Die erforderlichen Steine kamen aus Menden und mussten durch Bauern aus Arnsberg, Neheim, Werl und Balve angeliefert werden. Mehrfach hielt sich Salentin in Arnsberg auf, um Einfluss auf den Fortgang der Arbeiten zu nehmen. Allerdings konnte der Schlossbau in seiner Amtszeit nicht vollständig zu Ende geführt werden. Das geschah erst unter seinem Nachfolger Gebhard Truchseß von Waldburg. Der sollte jedoch großes Unheil über Arnsberg und das Sauerland bringen...