Arnsberg. Unser Schlossberg – die Wiege der Stadt: In Teil vier der Serie verkauft Gottfried IV. die Grafschaft Arnsberg an das Erzstift Köln.

Graf Ludwig (1266-1313) setzte die friedliche Politik seines Vaters Gottfried III. fort und konsolidierte die Grafschaft Arnsberg nach innen durch die systematische Anlage und Erhebung von Dörfern zu Städten und Freiheiten. Auf dem Boden gerodeter Waldflächen entstanden neue Siedlungen, von denen er Hagen (1296), Langscheid (1307) und Sundern (1310) zu Freiheiten erhob. Anders als die Städte, hatten die Freiheiten allerdings nur eingeschränktes Stadtrecht ohne Befestigung - und keine Verwaltungs- oder Marktfunktionen.

Graf Wilhelm (1277-1338) führte die Politik seines Vaters fort. Grevenstein hat ihm die Erhebung zur Stadt im Jahre 1320 zu verdanken. Als er an einem Kriegszug des Deutschen Ordens in Litauen teilnahm, gründete er auf der Insel Ösel die Stadt Arensburg und verlieh ihr den Arnsberger Adler als Stadtwappen.

600 Lehnsverpflichtete auf der Arnsberger Burg

Graf Gottfried IV. (1295-1371), der erstgeborene Sohn Graf Wilhelms, war bereits 43 Jahre alt, als er sein Grafenamt 1338 antrat. Bald nach seiner Regierungsübernahme berief er einen allgemeinen Lehnstag nach Arnsberg ein. 600 Lehnsverpflichtete folgten mit ihren Gefolgsleuten, Ehefrauen einschließlich Söhnen und Töchtern der Einladung auf die Arnsberger Burg, denn Lehnstage waren zugleich ideale Heiratsmärkte. Der neue Arnsberger Graf bemühte sich zunächst - wie seine Vorgänger - um Ausgleich mit seinen mächtigen Nachbarn, dem Erzbischof von Köln und dem Grafen von der Mark. Ein Jahr nach seinem Regierungsantritt verlieh ihm der Kölner Erzbischof Walram von Jülich als besonderen Vertrauensbeweis das Marschallamt für Westfalen. Der Erzbischof stimmte sogar Gottfrieds Wunsch zu, die für den Schutz der Grafschaft Arnsberg strategisch wichtig gelegene Stadt Hirschberg zu befestigen, verlief doch zwischen Hirschberg und dem nahe gelegenen Warstein die Grenze zwischen der Grafschaft Arnsberg und dem kölnischen Herzogtum Westfalen.

Unser Schlossberg: Die bisherigen Teile

Das gute Verhältnis zum Kölner Erzbischof hielt jedoch nicht lange an. Anfängliche Meinungsverschiedenheiten führten schließlich zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Gottfried IV. verbündete sich mit Graf Adolf II. von der Mark und überfiel 1344 mit dem Märker die kölnische Grenzfeste Menden. Die Stadt wurde erobert, geplündert, sogar die Kirche zerstört und sakrale Gegenstände geraubt. Nach dem Tod Graf Adolfs drei Jahre später zerbrach die Allianz zwischen Arnsberg und der Mark. Der neue Graf Engelbert III. von der Mark, ein Großneffe Gottfrieds IV., schloss stattdessen ein Militärbündnis mit dem Kölner Erzbischof. 1352 kam es im Streit um das Land Fredeburg zu einer ersten kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den Truppen der beiden Grafen. Gottfried musste nachgeben und das Land Fredeburg mit Ausnahme des Schlosses an den Märker, der durch den Erzbischof unterstützt worden war, abtreten. Zwei Jahre später befand sich der Arnsberger Graf wieder im Krieg mit dem Erzbischof. Seine Truppen eroberten die kölnische Stadt Winterberg und machten sie fast völlig dem Erdboden gleich.

Neheim wird tapfer verteidigt

Als Graf Engelbert von der Mark auch das Schloss Fredeburg forderte, kam es 1366 erneut zum Krieg. Die märkischen Truppen überschritten die westliche Grenze der Grafschaft Arnsberg und bedrohten die Grenzfeste Neheim. Es gelang den Angreifern aber nicht, die gut befestigte und von den Neheimern tapfer verteidigte Stadt einzunehmen. Daraufhin zogen die Märker weiter zu ihrem eigentlichen Ziel nach Arnsberg. Hier hatten sie mehr Erfolg, eroberten die Stadt, steckten sie in Brand und erstürmten die Burg. Am Ende musste Graf Gottfried auch das Schloss Fredeburg abtreten.

Ein Verein für den Schlossberg

- Der im März 2023 gegründete Verein Zukunft Schlossberg hat sich die Inwertsetzung des Schlossbergs zum Ziel gesetzt.

- Damit soll die seit Jahrzehnten propagierte Achse Schlossberg - Sauerlandmuseum - Kloster Wedinghausen endlich geschlossen werden, um den Tourismus - und damit Einzelhandel und Gastronomie - nachhaltig zu beleben.

- Dieser Impuls soll durch die Module Aussichtsturm, Skywalk, Besucherzentrum (außerschulischer Lernort, digitales Museum und Anlaufstelle für die Stadtführer) sowie ein kleines Amphitheater für Lesungen, Musik und Theater sowie Sichtbarmachung der Schlossberg-Unterwelt erzielt werden.

- Zugleich soll in diesem Zug der dortige Kinderspielplatz attraktiver gestaltet werden.

- Ein erster Erfolg: Der Sendemast auf dem Schlossberg wird bis spätestens 2025 entfernt.

- Info und Kontakt: www.schlossbergarnsberg.com

Die Kräfteverhältnisse im südlichen Westfalen verschoben sich immer mehr zu Ungunsten der Grafschaft Arnsberg, sodass Gottfried IV. noch stärker auf den inneren Ausbau seiner Grafschaft setzte. Im Jahre 1342 erhob er Bödefeld zur Freiheit, 1348 erhielt Arnsberg die Schutz- und Schirmherrschaft über die Arnsberger Mark. Neheim verlieh er 1358 Stadtrechte und bewilligte der neuen Stadt zwei Jahre später einen Jahrmarkt. Hüsten wurde 1360 und Freienohl 1364 von ihm zu Freiheiten erhoben.

Weil sich die Stadt Neheim beim Angriff der märkischen Truppen besonders tapfer verteidigt hatte, schenkte ihr Graf Gottfried laut Urkunde vom 29. Juni 1368 einen 935 Morgen großen Wald. Bis heute ist diese Waldschenkung den Bürgern der Stadt Anlass, jährlich des Grafen Gottfried IV. und seiner Frau Anna von Kleve zu gedenken. Leider ist die Originalurkunde 1943 durch die Möhnekatastrophe vernichtet worden.

Vorgesehener Erbe stirbt früh

Aus der Ehe zwischen Graf Gottfried IV. und Anna von Kleve gingen keine Kinder hervor, sodass die Frage nach einem geeigneten Erben immer dringlicher wurde. Gottfried entschied sich für seinen Neffen Johann IV. von Oldenburg, dem ältesten Sohn seiner Schwester Mechthild, die mit dem Grafen Johann III. von Oldenburg verheiratet war. Der designierte Erbe verstarb jedoch 1356 mit nur 25 Jahren. Jetzt machten sich Gottfrieds Vetter, Graf Konrad III. von Rietberg, und sein Großneffe Graf Engelbert III. von der Mark Hoffnungen auf die Übernahme der Grafschaft Arnsberg. Die beiden schlossen sogar einen Vertrag, der auf eine Teilung der Grafschaft Arnsberg hinauslief. Dies wollte Gottfried unbedingt verhindern und setzte den jüngeren Bruder Graf Johanns von Oldenburg, seinen Neffen Christian von Oldenburg, zum neuen Erben ein. Der fiel jedoch im Kampf gegen die Friesen, sodass die Erbfrage wieder offen war. Eine Abtretung an den Grafen von der Mark lehnte Gottfried aber kategorisch ab, zumal der Märker auch bei der Arnsberger Bevölkerung wegen der Verwüstung ihrer Stadt verhasst war.

Das Hochgrab von Graf Gottfried IV. im Kölner Dom.
Das Hochgrab von Graf Gottfried IV. im Kölner Dom. © WP | Sauerland-Museum

130.000 Goldgulden wechseln den Besitzer

Schließlich kam Graf Gottfried mit seinen adeligen Räten, Burg- und Lehnsmannen sowie den Bürgermeistern der fünf Städte Arnsberg, Neheim, Eversberg, Grevenstein und Hirschberg überein, die Grafschaft an das Kölner Erzstift zu verkaufen. Am 25. August 1368 wurde der Verkauf für 130.000 Goldgulden vollzogen. Der Kaufvertrag sah ausdrücklich vor, dass die Grafschaft Arnsberg oder auch nur Teile davon niemals an einen Grafen von der Mark oder an einen märkischen Mann kommen dürfe. Dieser Teil des Vertrags wurde bei der kommunalen Neugliederung 1975 ignoriert, als die Verantwortlichen Balve mit dem Arnsberger Adler im Wappen dem Märkischen Kreis zuordneten.

Im Hochgrab im Kölner Dom beigesetzt

Graf Gottfried IV. und seine Gemahlin verließen ihr Herrschaftsgebiet und ließen sich im Rheinland nieder. Drei Jahre später verstarb der letzte Arnsberger Graf am 21. Februar 1371 im Alter von 75 Jahren. Er wurde als einziger weltlicher Herrscher in einem Hochgrab im Kölner Dom beigesetzt. Hier liegt er bis heute als lebensgroße Steinfigur in voller Rüstung mit Helm, Lederpanzer, Kettenhemd und dem Wappen der Grafen, dem Arnsberger Adler. An der rechten Körperseite trägt er einen gusseisernen Dolch und an der linken ein gusseisernes Schwert. Seine Frau kehrte nach seinem Tod in das Gebiet der Grafschaft zurück und nahm ihren Witwensitz auf der Burg Wildshausen. In Neheim ist die Annastraße nach ihr benannt.