Arnsberg. Leben auf dem Schlossberg: Welche Geschäfte ein Kurfürst mit einem Oberkellner macht - und wie es gelang, das Schloss zum Glänzen zu bringen.

Auf Ernst von Bayern folgte sein Neffe Ferdinand von Bayern als Erzbischof und Kurfürst von Köln und damit auch als Herzog von Westfalen. Seine außergewöhnlich lange Regierungszeit von 55 Jahren einschließlich der Zeit als Koadjutor (katholischer Geistlicher, der den Stelleninhaber mit dem Recht der Nachfolge vertritt), war geprägt durch den Dreißigjährigen Krieg, der von 1618 bis 1648 große Teile des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verwüstet hat, und durch den in dieser Zeit weitverbreiteten Hexenglauben. Dieser Irrglaube hat besonders im Herzogtum Westfalen, dem kurkölnischen Sauerland, zahlreiche Opfer, insbesondere Frauen, gefordert. Besonders berüchtigt für das Foltern und Hinrichten der unschuldigen Menschen war der Arnsberger Hexenrichter Dr. Heinrich von Schultheiß (1580 bis 1646). Er wohnte im sogenannten „Himmelpförtner Haus“, im heutigen Haus „Zur Krim“, am Alten Markt direkt gegenüber dem Rathaus.

Abgesehen von Einquartierungen und Kontributionen hat die Stadt Arnsberg im Dreißigjährigen Krieg verhältnismäßig wenig gelitten. Beschießungen, Zerstörungen oder Brandschatzungen sind ihr erspart geblieben. Zwei Jahre nach dem Abschluss des Westfälischen Friedens von 1648 starb Kurfürst Ferdinand. Zum Nachfolger wählte das Kölner Domkapitel seinen Neffen Maximilian Heinrich von Bayern. Er hat in der Stadt Arnsberg bis heute sichtbare Spuren hinterlassen.

Schloss ist zur Bruchbude verkommen

Bei seinem ersten Besuch in Arnsberg fand er das kurfürstliche Schloss nach den langen Jahren des Dreißigjährigen Krieges in einem desolaten Zustand vor. Maximilian Heinrich entschloss sich zu einer umfassenden Restaurierung und einem grundlegenden Umbau. Die Landstände bewilligten die erforderlichen Finanzmittel, da das Schloss bei Kriegsgefahr für einen Teil der Arnsberger Bürger einen sicheren Zufluchtsort bot. Als Erstes mussten die maroden Befestigungsanlagen ausgebessert werden, ehe die Sanierung der eigentlichen Schlossgebäude folgte. Die beiden Ecktürme im Osten und Westen wurden erheblich erhöht und verstärkt, wodurch das Schloss einen betont wehrhaften Charakter erhielt. Der zwischen den Türmen befindliche große Saal wurde verkleinert, um vier neue Räume für die persönliche Nutzung des Kurfürsten zu schaffen. Im exklusiv ausgestatteten Audienzzimmer konnte er künftig seine Gäste empfangen. Über dem Saal wurden acht weitere neue Zimmer mit wertvollen Steinböden eingerichtet. Nach einer neunjährigen Umbauzeit war der gesamte Schlossbau im August 1663 fertiggestellt.

Die bisherigen Serienfolgen:

Maximilian Heinrich hat sich in seiner neuen Residenz offensichtlich äußerst wohl gefühlt. Das zeigen die vielen Hoftage, die er regelmäßig auf dem Schloss abgehalten hat. Nach nur wenigen Jahren wurden jedoch neue Schäden sichtbar. Die Dachkonstruktionen an den Türmen und am Hauptbau waren undicht, sodass bei Starkregen Feuchtigkeit ins Innere der Räume eindrang und Tapeten und Gemälde beschädigte. Außerdem wurde das Mauerwerk an mehreren Stellen porös, was auf ein falsches Mischungsverhältnis des Mörtels zurückzuführen war. Das Schloss blieb eine dauernde Baustelle.

Tiergarten angelegt

Vom Westturm des Schlosses hatte der Kurfürst einen hervorragenden Blick auf das vor den Toren der Stadt gelegene Gut Obereimer. Er erwarb es von seinem Oberkellner (Verwalter der kurfürstlichen Kasse) Hermann Dücker und baute ein großes Gestüt mit Pferden aus Hannover, Oldenburg, Holstein und dem Ausland auf. Neben einem Baum- und Lustgarten ließ er einen Eisenhammer einrichten, der durch einen von der Ruhr abgeleiteten Wassergraben gespeist wurde. Da der Wildbestand im Arnsberger Wald während des Dreißigjährigen Krieges erheblich dezimiert worden war, ließ Maximilian Heinrich zwischen 1653 und 1656 auf einem Teil des Gutsgeländes und im bewaldeten Teil des sich anschließenden Römbergs einen Tiergarten zur Hege und Pflege von jagdbarem Wild, aber auch zur bequemen Erlegung des Wilds anlegen. Wenn er Glück hatte, konnte er aus seinen Gemächern im Westteil des Schlosses das Wild beobachten.

Ein Verein für den Schlossberg

- Der im März 2023 gegründete Verein Zukunft Schlossberg hat sich die Inwertsetzung des Schlossbergs zum Ziel gesetzt.

- Damit soll die seit Jahrzehnten propagierte Achse Schlossberg - Sauerlandmuseum - Kloster Wedinghausen endlich geschlossen werden, um den Tourismus - und damit Einzelhandel und Gastronomie - nachhaltig zu beleben.

- Dieser Impuls soll durch die Module Aussichtsturm, Skywalk, Besucherzentrum (außerschulischer Lernort, digitales Museum und Anlaufstelle für die Stadtführer) sowie ein kleines Amphitheater für Lesungen, Musik und Theater sowie Sichtbarmachung der Schlossberg-Unterwelt erzielt werden.

- Zugleich soll in diesem Zug der dortige Kinderspielplatz attraktiver gestaltet werden.

- Ein erster Erfolg: Der Sendemast auf dem Schlossberg wird bis spätestens 2025 entfernt.

- Info und Kontakt: www.schlossbergarnsberg.com

Der Tiergarten erstreckte sich auf einer Fläche von rund 250 Hektar, der Umfang der eingefriedeten Anlage betrug etwa 8000 Meter. Für die Umzäunung mit einem Palisadenzaun wurden etliche Bauern zu Hand- und Spanndiensten zwangsverpflichtet. Da das Wild häufig ausbrach, wurde der Zaun durch einen vorgelagerten Graben mit einem aufgesetzten Staketenzaun ersetzt. Die Arbeiten verrichteten Soldaten der Schlossgarnison für eine tägliche Extra-Ration „von zwei Pfund Brot und zwei Maß Bier“. Der Hauptzugang des Tiergartens lag am Jägerhaus, das 1662 für einen der kurfürstlichen Jäger samt Hundestall und Hundezwinger erbaut wurde, da für den Jagderfolg auch eine gut geschulte Hundemeute wichtig war. Die Grenze des einstigen Tiergartens ist durch das Vorhandensein der Wallanlage noch heute an vielen Stellen deutlich zu erkennen. Außerdem erinnert in Arnsberg die Tiergartenstraße hieran. Vor einigen Jahren entstand durch den ehemaligen Tiergarten unter Federführung des Arnsberger Heimatbundes und des Landesbetriebs Wald und Holz NRW ein 12 km langer kulturhistorischer Wanderweg.

Hofhaltungen mit üppigen Festen

Der Tiergarten mit seiner herrlichen Anlage, vor allem aber das prunkvolle Schloss sowie andere prachtvolle Bauten sorgten für häufige Hofhaltungen mit üppigen Festen und gaben der Stadt den Anstrich einer vornehmen Residenz. Kein Wunder, dass es den lebenslustigen Kurfürsten häufig mit großem Hofstaat nach Arnsberg zog. Sobald er seinen Besuch ankündigte, gab es für die kurfürstlichen Beamten in der Stadt alle Hände voll zu tun, um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Straßen mussten ausgebessert, Quartiere beschafft und jede Menge Vorräte besorgt werden. Der Kurfürst erschien in der Regel in einer langen Karawane mit einem großen Gefolge von etwa 300 Personen in Kutschen, zu Fuß oder auf Pferden. Als er am 27. Juli 1667 in Arnsberg ankam, führte er allein sechs Wagen mit Jagdtüchern für Treibjagden mit sich. Um die leiblichen Bedürfnisse des Kurfürsten und seines Personals zu befriedigen, mussten nur für diesen Anlass auf dem Schloss 74 geräucherte Schweine, 18 Ohm Wein und 117 Tonnen Bier bevorratet werden. Maximilian Heinrich nahm wiederholt an den Landtagen in Arnsberg teil, da die Landstände auch die Höhe der dem Kurfürsten vom Land zur Verfügung zu stellenden Finanzen bestimmten.

Der Arnsberger Landständepokal.
Der Arnsberger Landständepokal. © WP | Sauerland-Museum

Natürlich versuchte der Kurfürst auf die Mitglieder des Landtags Einfluss auszuüben, indem er ihnen Wein, Bier und erlesene Köstlichkeiten servieren ließ. Als der Landtag am 22. Januar 1667 auf Einladung des Landdrosten Dietrich von Landsberg in Arnsberg zusammenkam, stiftete Maximilian Heinrich den Landständen während der Verhandlungen einen wertvollen Pokal und sicherte sich hiermit ein dauerhaftes Andenken bei den Ständen. Bei feierlichen Anlässen, so bei der Festtafel nach den Sitzungen des Landtags, diente er dazu, einen Trinkspruch auf die Gesundheit des Kurfürsten auszubringen. Der ausgesprochen prunkvolle Pokal vereinigt symbolisch drei Herrschaftszeichen: den Doppeladler für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, das Wappen der Kölner Kurfürsten und das springende Ross für das Herzogtum Westfalen. Die zahlreichen geschliffenen farbigen Steine aus Glasfluss wurden von Maximilian Heinrich selbst gegossen und geschnitten. Ausdrücklich bestimmte er in der Stiftungsurkunde, dass dieser Pokal immer in Arnsberg aufzubewahren sei.

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Nach dem Untergang des Erzstifts Köln 1803 ließ der neue Landesherr, Großherzog Ludewig von Hessen-Darmstadt, die Landstände auflösen und den Pokal in die damalige Landeshauptstadt nach Darmstadt bringen. Dort steht er heute im Hessischen Landesmuseum. Alle Versuche, den Pokal gemäß der kurfürstlichen Bestimmung an seinen eigentlichen Bestimmungsort und angestammten Platz dauerhaft zurückzuholen, blieben bis jetzt erfolglos.