Arnsberg. Im neunten Teil der Serie „Unser Schlossberg – die Wiege der Stadt“ lernen wir Clemens August kennen - ein verschwenderischer Zeitgenosse.

Unter Kurfürst Josef Clemens, der 1688 im Alter von 17 Jahren die Regierung des Erzstifts Köln und des Herzogtums Westfalen angetreten hatte, verfiel das Arnsberger Schloss immer mehr und glich in Teilen sogar einer Ruine. Durch ein Bündnis mit dem französischen „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. hatte er sich gegen den deutschen Kaiser gestellt, war der Reichsacht verfallen und dazu gezwungen, zwölf Jahre im Exil zu leben. Erst 1714 konnte er wieder in seine Ämter zurückkehren und auch seine westfälische Regierungsstadt besuchen.

Die bisherigen Serienfolgen:

Ein Jahr nach seiner Rückkehr sorgte er in Arnsberg für eine geregelte Arzneimittelversorgung, als er durch eine Anordnung vom 13. Juli 1715 dem Landmedikus Dr. Christoph Roberti, der bereits eine Apotheke in Soest betrieb, die Obliegenheiten eines Apothekers in Arnsberg übertrug. Fünf Jahre später erhielt Roberti die Erlaubnis, in Arnsberg eine eigene Apotheke einzurichten. Diese erste Apotheke Arnsbergs hatte ihre erste Stätte im späteren Hotel „Zur Krone“ in der Apothekenstraße. Von dort ist sie 1832 in das Eckhaus Apothekenstraße/Alter Markt und schließlich 1938 in das Haus Brückenplatz 4 verlegt worden. Hier ist sie den meisten Arnsbergern unter dem Namen „Engel-Apotheke“ bekannt.

Auf Josef Clemens folgte als fünfter und letzter der bayerischen Prinzen der prachtliebende Clemens August als Kurfürst und Erzbischof von Köln. Da er nicht nur Erzbischof von Köln, sondern zugleich auch Bischof von Paderborn, Hildesheim, Münster und Osnabrück war, wurde er von seinen Zeitgenossen als „Monsieur des cinq églises (Herr der fünf Kirchen) bezeichnet. Eine derartige Ballung geistlicher Herrschaften in einer Hand war bis dahin einzigartig. Hinzu kam 1732 die Wahl zum Hochmeister des Deutschen Ritterordens, ein Amt, das durch seine Geschichte und Tradition äußerst angesehen und mit hohen Einkünften verbunden war.

Ein Verein für den Schlossberg

- Der im März 2023 gegründete Verein Zukunft Schlossberg hat sich die Inwertsetzung des Schlossbergs zum Ziel gesetzt.

- Damit soll die seit Jahrzehnten propagierte Achse Schlossberg - Sauerlandmuseum - Kloster Wedinghausen endlich geschlossen werden, um den Tourismus - und damit Einzelhandel und Gastronomie - nachhaltig zu beleben.

- Dieser Impuls soll durch die Module Aussichtsturm, Skywalk, Besucherzentrum (außerschulischer Lernort, digitales Museum und Anlaufstelle für die Stadtführer) sowie ein kleines Amphitheater für Lesungen, Musik und Theater sowie Sichtbarmachung der Schlossberg-Unterwelt erzielt werden.

- Zugleich soll in diesem Zug der dortige Kinderspielplatz attraktiver gestaltet werden.

- Ein erster Erfolg: Der Sendemast auf dem Schlossberg wird bis spätestens 2025 entfernt.

- Info und Kontakt: www.schlossbergarnsberg.com

Der Nachwelt in Erinnerung geblieben ist Clemens August als prunkliebender Fürst des barocken Zeitalters, der eine prachtvolle Hofhaltung betrieb und zahlreiche Schlösser bauen oder umbauen ließ. In Arnsberg erinnern die Clemens-August-Straße und das Hirschberger Tor an ihn. Seine Hinterlassenschaft an Bau- und Kunstwerken ist zugleich Zeugnis seiner Verschwendungssucht, deretwegen er ständig in finanziellen Schwierigkeiten war. Daher verwundert es kaum, dass er seine Außenpolitik stets nach den höchsten finanziellen Angeboten ausrichtete. Durch diese unkalkulierbare Schaukelpolitik wurde er an den europäischen Höfen verächtlich als „Wetterfahne“ bezeichnet. Er betrieb eine Politik, die nicht von den Interessen des Landes oder des Reichs geprägt war, sondern sich dorthin wandte, wo die meisten finanziellen Mittel zu holen waren. Diese verwendete er dann häufig für seine persönlichen Leidenschaften: Möbel, Kunst, Reisen und vor allem die Jagd. Arnsberg hat er fast in jedem Jahr seiner Herrschaft aufgesucht, immer mit der Absicht, zur Jagd zu gehen auf Hirsche, Wildschweine, Hasen, Enten und Auerhähne.

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Erstmalig ist Clemens August im März 1724 einige Tage in Arnsberg gewesen. Am 7. August dieses Jahres hat er unter dem Geläut der Glocken und dem Donner der Kanonen mit einem prachtvollen stattlichen Gefolge seinen feierlichen Einzug in die Hauptstadt des Herzogtums Westfalen gehalten. Er selbst befand sich in einem kostbaren, von vier Schimmeln gezogenen Hofwagen, gekleidet im roten Kurfürstengewand mit Hermelinbesatz. Natürlich nutzte er seinen Besuch für zahlreiche Jagdausflüge in den nahe gelegenen Arnsberger Wald verbunden mit anschließenden ausgiebigen Festlichkeiten. Vor seiner Abreise erließ er eine Jagdordnung, in der den Bewohnern der an der kurfürstlichen Wildbahn liegenden Städte untersagt wurde, Hasen zu schießen und sich der Wildbahn zu nähern. Die Jagdordnung enthielt außerdem genaue Regelungen über Schonzeiten des Wilds, die Ahndung von Jagd-, Forst- und Fischereifreveln und sogar Maßnahmen zur Bekämpfung von Raubtieren.

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Mit seinem Herrschaftsantritt begann für die kurfürstliche Jägerei eine Zeit angespannter Tätigkeit. Sie hatte sicher zu stellen, dass dem Kurfürsten und seinem Gefolge reichlich Gelegenheit geboten wurde, sich an der Jagd zu ergötzen. In regelmäßigen Abständen musste die Zahl der jagdbaren Hirsche ermittelt werden, wobei als jagdbar nur Hirsche mit wenigstens zehn Enden galten.

Schlossuhr mit großen vergoldeten Zeigern

Bei seiner Ankunft in Arnsberg fand Clemens August ein Schloss vor, das in einem beklagenswerten Zustand war und in keiner Weise seinen Ansprüchen als Residenz und als Jagdschloss genügte. Er beauftragte den westfälischen Baumeister des Barocks, Johann Conrad Schlaun (1695-1773), mit einer umfassenden Neugestaltung. Die meisten Seiten- und Nebengebäude einschließlich der alten Kapelle, des Bergfrieds und Landdrostenflügels wurden abgerissen, der bisherige Grundriss und der Hauptteil des Schlosses blieben jedoch nahezu unverändert erhalten. Hinter den beiden Türmen wurden nach Norden hin zwei neue Seitenflügel angebaut. Der östliche Flügelbau enthielt u. a. eine neue Hofkapelle. In der Mitte der stadtseitigen Front war die Schlossuhr angebracht, deren große vergoldete Zeiger weithin sichtbar die Zeit anzeigten. Der Eingang erfolgte von der Hofseite über eine prächtige Freitreppe.

Das Jagdschloss Hirschberg mit dem Hirschberger Tor und die Heimkehr des Kurfürsten Clemens August mit seinem Gefolge von einer erfolgreichen Parforcejagd.
Das Jagdschloss Hirschberg mit dem Hirschberger Tor und die Heimkehr des Kurfürsten Clemens August mit seinem Gefolge von einer erfolgreichen Parforcejagd. © WP | Sauerland-Museum

Auch im Jagdschloss Hirschberg viel Geld verbaut

Auch das im Arnsberger Wald gelegene Jagdschloss Hirschberg, das ihm bei seinen ausgedehnten Jagden eine willkommene Stätte für Rasten und Übernachtungen bot, ließ Clemens August prunkvoll ausstatten. Eine besondere Zierde des Schlosses war das heute in Arnsberg aufgestellte Hirschberger Tor. Es wurde 1753 im Auftrag von Clemens August von Schlaun entworfen und durch den in Münster tätigen Hofbildhauer Johann Christoff Mansfeld ausgeführt. Das aus drei Teilen bestehende Tor gliedert sich in ein breites Mitteltor und zwei schmalere Seitentore, über die in Stein gehauene Szenen einer Parforcejagd angebracht sind.

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Die Teilnahme am Siebenjährigen Krieg (1756-1763) hat Clemens August und seinen Landen keinen Ruhm eingebracht. Der Ursprung des Kriegs lag darin, dass die österreichische Kaiserin Maria Theresia den Verlust Schlesiens, das von Preußen unter seinem König Friedrich II. annektiert worden war, nicht hinnehmen wollte. Clemens August trat ohne große Überlegung auf die Seite der österreichisch-französischen Allianz gegen Preußen. Für seine Residenzstadt Arnsberg führte der Krieg in die Katastrophe, aber das sollte Clemens August nicht mehr erleben. Er starb nach längerer Krankheit am 6. Februar 1761. Mit ihm endete die fast 180 Jahre dauernde ununterbrochene Herrschaft von Wittelsbacher Kurfürsten auf dem Kölner erzbischöflichen Stuhl.