Arnsberg. Das Immobilienkonzept der Pfarrei St. Petri Hüsten steht, es muss gespart werden. Zwar bleiben viele Kirchen, doch wird Kritik am Verfahren laut.
Die Entscheidung ist gefallen. Nach fast eineinhalb Jahren voller Gespräche, Diskussionen, Planungen und dem Abwägen der jeweiligen Vor- und Nachteile steht das neue Immobilienkonzept der Pfarrei St. Petri in Hüsten. Das finale sogenannte Gebäudebild, das von Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat einstimmig beschlossen wurde, konnte am Dienstagabend der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Rückblick. Anfang des vergangenen Jahres war die Ausgangssituation klar. Die Pfarrei St. Petri Hüsten steuert auf den finanziellen Kollaps zu, da der Unterhalt der vielen kirchlichen Gebäude in den dazugehörigen Gemeinden hohe Kosten verursacht. Vom Erzbistum Paderborn gab es die Vorgabe, bis zu 30 Prozent dieser Flächen einzusparen, da die Pfarrei ansonsten keine finanzielle Förderung zum Erhalt und der Pflege der Bauten erhält. Viele Gemeindemitglieder fassten die Forderungen aus Paderborn als eine Art Erpressung auf.
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Anderseits hat sich St. Petri freiwillig als eine von drei Pilotpfarreien für die Teilnahme an diesem Immobilienprozess beworben. Norbert Hollmann, 1. Stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands, deutet in Gesprächen mit unserer Redaktion schon frühzeitig an, dass „diese Zeit nicht immer vergnügungssteuerpflichtig“ gewesen sei. Auch Pfarrer Daniel Meiworm musste sich in den Diskussionen mit den Gemeindemitgliedern das ein oder andere harte Wort gefallen lassen.
Besonders in Holzen und Herdringen machten die Menschen mobil, weil sie fürchteten, dass die Orte ihre Kirchen verlieren würden. „Wir haben die Sorgen und Bedenken von Anfang an ernst genommen. Nun sind wir umso glücklicher, dass wir eine für alle Bereiche zufriedenstellende Lösung finden konnten. Wir konnten pastoral alles in der Pfarrei erhalten, allerdings mit der Einschränkung, dass dies nicht mehr an jedem Ort möglich ist. Wir haben uns für Schwerpunkte entschieden“, sagt Daniel Meiworm. Norbert Hollmann ergänzt: „Bis auf die Kirche Heilig Geist in Unterhüsten konnten wir alle Kirchen sichern, aber zugleich werden wir Flächen im gewünschten Rahmen reduzieren können. Uns ist gewissermaßen die Quadratur des Kreises gelungen.“
Hier ist ein Überblick über die Veränderungen an den einzelnen Standorten der Pfarrei St. Petri Hüsten.
St. Hubertus Müschede
- Verkauf des Pfarrheims
- Umgestaltung der Kirche in eine Erlebniskirche mit Versammlungsmöglichkeiten für Vereine und Gruppen unter der Kirche
St. Johannes Evangelist Holzen
- Keine Veränderung des Gebäudebestands
- Jährliche Betriebskosten werden durch Pfarrei getragen, Reparaturen und bauliche Veränderungen werden durch Gemeindemitglieder vor Ort übernommen
- Keine Fördermittel durch Pfarrei oder Erzbistum
- Gemeinschaftsraum unter der Kirche kann von der Gemeinde eigenverantwortlich vermietet und somit Geld für die Instandsetzung gesammelt werden
St. Georg Oelinghauser Heide
- Keine Veränderung des Gebäudebestandes
- Jährliche Betriebskosten werden durch Pfarrei getragen, Reparaturen und bauliche Veränderungen werden durch Gemeindemitglieder vor Ort übernommen
- Keine Fördermittel durch Pfarrei oder Erzbistum
- Gemeinschaftsraum kann von der Gemeinde eigenverantwortlich vermietet und somit Geld für die Instandsetzung gesammelt werden
Kloster Oelinghausen
- Fortführung der Sanierung der Innenräume und Außenanlagen
- Bestand als Wallfahrtsort
St. Maria Magdalena und Luzia Bruchhausen
- Abriss von Pfarrhaus und angebautem Pfarrbüro
- Erhalt der Kirche und Überführung des Gemeindezentrums in einen eigenständigen Verein
- Rückmietung erforderlicher Raumkapazitäten nach Bedarf von externem Träger des Gemeindezentrums
St. Antonius und Vitus Herdringen
- Verkauf des Christophorushauses
- Umbau der Kirche: Im hinteren Teil des Kirchengebäudes finden die Gottesdienste statt, der vordere Teil wird nach dem Einbau von Trennelementen für pastorale Angebote und möglicherweise für den Eine-Welt-Laden genutzt
- Die Orgel wird im Kirchenschiff nach hinten verschoben
Heilig Geist Unterhüsten
- Abriss der Kirche bis auf Portal oder Teil der Grundmauern
- Entwicklung einer Grundfläche von 5000 Quadratmetern auf dem Gelände der jetzigen Kirche und dahinter
- Verkauf des Gemeindezentrums in der Grabenstraße
- Neubau eines kleinen Gemeindezentrums Lebensraum mit einem barrierefreien Zugang zu den neuen Räumlichkeiten für das Café Zeitgeist, „Jacke wie Hose“, „Hosenmatz“ und Beratungsangebote
- Effektivere Planung der Nutzfläche
- Wunsch nach Schaffung von sozialem Wohnungsbau und quartiersgerechte Entwicklung des Standorts Heilig Geist
St. Petri Hüsten
- Rückbau des Wohngebäudes „Alte Scheune“
- Rückbau der Alten Vikarie
- Umbau des Pfarrhauses zum Wohnhaus für die Priester
- Sanierung und Ergänzung des Petrushauses um einen Anbau
- Integration der Verwaltung ins Petrushaus
In St. Petri findet überdies ein Gebäudeschwerpunkt statt. In der Kirche soll es mehr Kirchenmusik geben. Im Petrushaus entsteht ein Begegnungszentrum der Generationen mit Café Galli Cantu, Sozialarbeit, Jugendarbeit und pastoraler Arbeit.
Die jetzigen Gebäudeflächen in Höhe von fast 10.300 Quadratmetern werden durch Einsparungen auf rund 7200 Quadratmeter reduziert. Das entspricht den vom Erzbistum Paderborn erwarteten 30 Prozent. Am stärksten betroffen sind Heilig Geist (Verlust von 1000 Quadratmetern), St. Petri (600 Quadratmeter) und Bruchhausen (500 Quadratmeter). Kloster Oelinghausen, Holzen und Oelinghauser Heide verlieren keinen Quadratmeter.
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Besonders in Holzen und Oelinghauser Heide dürfte man das Ergebnis zufrieden bewerten, schließlich hatte die Bevölkerung hier bereits in einer frühen Phase für den Erhalt der Kirchen öffentlich protestiert. „Wir nehmen die Gemeindemitglieder durch unsere Entscheidung, die Kirchen im Ort nicht zu verkaufen, mit in die Verantwortung. Vereinbart ist, dass wir nach ein paar Jahren schauen, ob die Pflege und Instandsetzung durch ehrenamtliches Engagement funktioniert. Sollte es nicht funktionieren, müssen wir gegensteuern“, sagt Norbert Hollmann. Generell werde die ehrenamtliche Arbeit in der Pfarrei noch weiter in den Vordergrund rücken.
Wie geht es nun weiter? Die Gemeindemitglieder müssen nicht die Angst haben, dass die erwähnten Rückbauten binnen kürzester Zeit umgesetzt werden. Bis 2030 soll dies langsam, aber sukzessive geschehen, denn wie beim Dominoeffekt bedingt eine Entscheidung eine vorherige. In einem ersten Schritt gilt es nun in St. Petri die Umbauten in Gang zu setzen, wobei Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat andeuten, dass wohl vor 2025 kein Bagger rollen wird.
„Erst wenn das Petrushaus umgebaut ist, können wir in Bruchhausen und Herdringen die Pfarrzentren veräußern und die weiteren Maßnahmen vornehmen“, so Hollmann. Im Grundsatz gilt: Erst muss die jeweilige Finanzierung sichergestellt werden, dann folgt die Umsetzung der Baumaßnahme. Beim Umbau der Kirche in Herdringen rechnet man nach derzeitigem Stand nicht vor Mitte 2029 mit dem Ende der Maßnahmen. Und bei der Suche nach Investoren für das 5000 Quadratmeter große Areal in Heilig Geist habe man Vorgespräche mit der Stadt Arnsberg geführt. „Konkrete Verhandlungen mit Interessenten konnten noch gar nicht stattfinden, weil ja bislang noch nichts von Paderborn abgesegnet wurde“, sagt Kirchenvorstandsmitglied Martin Schulte.
Austausch nach Gottesdiensten
Nach folgenden Gottesdiensten bietet die Pfarrei St. Petri Hüsten ihren Gemeindemitgliedern einen Austausch mit Vertretern der Kirche an: 19. April in Holzen, 20. April in Heilig Geist Hüsten, 20. April in Herdringen, 20. April in Oelinghauser Heide, 21. April in Müschede, 21. April in St. Petri Hüsten und 28. April in Bruchhausen.
Dass dies passieren wird, dessen ist man sich in Hüsten sicher. Schließlich hat das Erzbistum den gesamten Prozess begleitet. Nun hoffen die kirchlichen Gremien in der Pfarrei, dass die vereinbarten Ideen auch in die Tat umgesetzt werden. Und dass die Kirchen sprichwörtlich im Dorf bleiben können. Insgesamt sollen knapp 9 Millionen in die Veränderungen in der Pfarrei investiert werden. Rund 2,5 Millionen davon muss Hüsten aus eigenen Mitteln selbst beisteuern.