Hüsten. 120 Menschen unterstützen die Arnsberger Tafel bei der Arbeit. Ein Blick hinter die Kulissen, wie hier der Alltag aussieht

Fritz Montfors öffnet einen Karton mit gefrorenen Burger-Pattys. Sorgfältig nimmt er die Fleischscheiben mit seinen Händen, die in Einmal-Handschuhen stecken, aus dem Karton heraus und verpackt jeweils drei Stück davon in kleine Tüten. Danach wird alles in der Kühltheke verstaut. 25 Jahre hat der Neheimer bei Veltins gearbeitet. Nachdem er in Ruhestand gegangen ist, wollte er nach eigenen Angaben „etwas Nützliches tun“. Deshalb hilft er mit kleineren Unterbrechungen seit drei Jahren bei der Arnsberger Tafel. „Die Menschen sind dankbar, vor allem die älteren Kundinnen und Kunden. Und im Team macht es auch großen Spaß“, berichtet Fritz Montfors.

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Die Arnsberger Tafel, deren Räume sich seit einigen Jahren im ehemaligen Güterbahnhof in Hüsten befinden, erinnert an einen Supermarkt. Es gibt eine Kasse, verschiedene abgetrennte Bereiche für Fleisch, Gemüse, Milchprodukte und Brot. Und sogar eine kleine Anzahl von Einkaufswagen steht bereit. Anni Künkenrenken und Ewald Hille führen durch die Räume und erklären das System. Die beiden Vorstandsmitglieder sind mit Herzblut bei der Sache und wollen die Einrichtung so professionell wie möglich betreiben.

Carol Lehnen gibt eine Tüte voll Brötchen heraus.
Carol Lehnen gibt eine Tüte voll Brötchen heraus. © Eric Claßen | Eric Claßen

„Wer bei uns einkaufen möchte, benötigt beispielsweise einen Bescheid vom Jobcenter, der die Bedürftigkeit der jeweiligen Person dokumentiert“, berichtet der 1. Vorsitzende des Vereins, Ewald Hille. „Wir haben viele unterschiedliche Kunden. Das sind Geflüchtete, aber auch Alleinerziehende mit geringem Einkommen oder Rentner. Ich überprüfe die Bescheide, gebe alle Daten in den Computer ein und lege die Kunden im System an. Dabei wird auch vermerkt, wie lange der Bezug dieser Unterstützungsleistung bewilligt wurde“, erklärt Anni Künkenrenken. Jeder Kunde erhält nach der Freischaltung eine Kundenkarte, mit der einkaufen kann. Erwachsene zahlen zwei Euro pro Einkauf, für Kinder ist der Einkauf kostenlos.

Wir sind der Stadt sehr dankbar, dass wir die Räume hier anmieten und nutzen dürfen.
Ewald Hille - 1. Vorsitzender bei der Arnsberger Tafel

„Den Kunden sind auch je nach Größe des Haushalts Ziffern zugeteilt. So können wir sicherstellen, dass eine Einzelperson nicht mehr erhält als eine Familie mit mehreren Personen. Wir möchten alles so transparent und fair wie möglich handhaben“, sagt Hille. Am alten Standort in der Möhnestraße habe man noch Lebensmitteltüten abgepackt, jetzt am Hüstener Bahnhof ist alles individueller geworden. „Wir sind der Stadt sehr dankbar, dass wir die Räume hier anmieten und nutzen dürfen. Auch bei der Planung durften wir unsere Vorstellungen einfließen lassen“, betont der Vorstandsvorsitzende des Vereins Arnsberger Tafel.

Er spüre generell eine große Unterstützung - sei es durch Spenden von Vereinen und Institutionen, aber auch durch Lebensmittelgeschäfte, Supermärkte, Landwirte und Bäckereien. Rund 120 Personen gehören zum Helferteam bei der Arnsberger Tafel. Und die werden auch benötigt, denn jeden Tag sind allein vier der kleinen Lkw der Tafel unterwegs, um die Lebensmittel abzuholen.

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Stundenlang fahren sie durch Arnsberg, Sundern und die angrenzenden Gebiete, sogar bis nach Neuenrade. „In jedem der Wagen sitzen zwei Ehrenamtler, die die Lebensmittel einladen und dann hier in Hüsten wieder abladen. Hinzu kommen die vielen Freiwilligen, die einmal oder mehrmals die Woche helfen beim Sortieren, Vorbereiten und Verteilen“, so Hille. Einige Personen sind auch auf Minijob-Basis angestellt.

Zusammenbarbeit mit Lebensmittelrettern

Neben der Zusammenarbeit mit den Lebensmittelgeschäften kooperiert die Arnsberger Tafel auch mit anderen Tafeln in Westfalen und auch mit den Foodsharern aus Arnsberg und Sundern. Die Zusammenarbeit zwischen der Tafel und den Foodsharern wurde 2022 bundesweit vereinbart. Zum einen wollen beide Gruppen Lebensmittel retten, andererseits will man sich auch gegenseitig sinnvoll in der Arbeitsweise ergänzen.

Mit den anderen Tafeln, beispielsweise aus Soest, Iserlohn oder Coesfeld, tauscht die Arnsberger Tafel gespendete Produkte. So erhält die Arnsberger Tafel mehrmals im Jahr eine große Spende an Hygienepapier. Einen Teil davon tauscht man gegen Tiefkühlpizzen oder Burger-Pattys, die andere Tafeln als Großspenden erhalten.

Eine dieser fleißigen Helferinnen ist Carol Lehnen. Die gebürtige Engländerin lebt seit 50 Jahren in Arnsberg und hilft zweimal die Woche nachmittags in der Tafel. „Wir haben tolle Bäckereien, die uns fantastisches Brot für unsere Klienten geben. An der Brottheke arbeite ich besonders gerne. Beliebt sind natürlich die Weißbrote, aber die sind in der Regel schnell weg. Und wir haben auch nicht jedes Mal süßes Gebäck im Angebot. Das müssen wir limitieren“, berichtet Lehnen.

Montags bis freitags an den Vormittagen ist die Tafel für Einkäufe geöffnet, hinzu kommen von dienstags bis donnerstags die Nachmittage. „Mittwochnachmittag ist der Verkaufsraum nur für Menschen, die älter als 60 Jahre sind, reserviert. Dann haben die Senioren mehr Ruhe, denn bisweilen ist hier ganz schön großer Andrang“, sagt Ewald Hille.

Einer der Helfer sortiert die gespendeten Lebensmittel im Lager.
Einer der Helfer sortiert die gespendeten Lebensmittel im Lager. © Eric Claßen | Eric Claßen

Bis die abgeholten Waren im Verkaufsraum landen, ist jede Menge Logistik als Vorbereitung notwendig. Denn nach der Abholung durch die Lkw müssen die Lebensmittel sortiert werden. Darum kümmert sich beispielsweise Frank Eidens. Er steht vor einem großen Behältnis, das kiloweise Kartoffeln beinhaltet. „Diese Kartoffeln sind einwandfrei, allerdings aufgrund ihres Aussehens nicht für den Verkauf im Handel geeignet. Für uns ist das ein Glücksfall.“ Grundsätzlich werde auch unterschieden zwischen Lebensmitteln, die längere Haltbarkeitszeiten hätten wie zum Beispiel Nudeln oder Kekse und der schnell verderblichen Ware, die zügig verkauft und verteilt werden muss.

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Generell gleiche die Fahrt zu den Supermärkten aber oft einer Wundertüte, man wisse im Vorhinein nie, was einen erwarte. Besonders im Februar und März gebe es weniger Gemüse und Obst als sonst. „Wir steuern die Betriebe auch an den Samstagen an, obwohl wir samstags die Tafel nicht geöffnet haben. Wir holen dann Waren ab, die wir montagsmorgens anbieten können“, erklärt Ewald Hille.