Hochsauerlandkreis. Zum Weltfrauentag am 8. März nehmen wir Frauen und ihre starken, berührenden und coolen Geschichten ins Rampenlicht. Das sind ihre Geschichten.

Am 8. März ist Welt-Frauentag. Zeit, die fantastischen Frauen aus dem Sauerland und ihre mutigen Geschichten zu feiern. Dazu haben wir eine Auswahl von Geschichten aus dem letzten Jahr getroffen, die starke Frauen porträtieren.

1. Eine Frau in der Männerwelt: Vera Lachenit

Vera Lachenit sitzt an den entscheidenden Hebeln bei Rembe.
Vera Lachenit sitzt an den entscheidenden Hebeln bei Rembe. © WP | Franz Köster

Das Unternehmen Rembe ist ein Hidden Champion aus Brilon. Wirtschaftsingenieurin Vera Lachenit (27) sitzt an einem ganz entscheidenden Hebel. Sie ist im Bereich der Prozessoptimierung und der Digitalisierung tätig. Ihre Aufgaben umfassen dabei vor allem das, was landläufig als Industrie 4.0 bezeichnet wird. Als Frau in einem männerdominierten Beruf hat Vera Lachenit nie Vorurteile erfahren. Sie sagt: „In unserer heutigen Zeit haben wir die Möglichkeit, unsere beruflichen Träume und Wünsche zu verwirklichen. Dabei spielt es vor allem eine Rolle, wie wir uns präsentieren und wie wir unsere Arbeit machen.“

2. Eine Frau an hoher Position: Mirjam Schlüter

Mirjam Schlüter ist die neue Leiterin des Jugendamtes im Hochsauerlandkreis. Mit ihrer neuen Position will sie zwar vor allem das Jugendamt funktional halten, nimmt sich aber auch vor gegen das Stigma anzukämpfen, das der Behörde anheftet. 
Mirjam Schlüter ist die neue Leiterin des Jugendamtes im Hochsauerlandkreis. Mit ihrer neuen Position will sie zwar vor allem das Jugendamt funktional halten, nimmt sich aber auch vor gegen das Stigma anzukämpfen, das der Behörde anheftet.  © Brilon | Jana Naima Schopper

Jugendämtern haftet oft ein Stigma an. Die Brilonerin Mirjam Schlüter (43) ist die neue und vor allem junge HSK-Jugendamtsleiterin und will das endlich ändern. Sie steht im gemeinsamen Dialog mit Jugendhilfeträgern und Kooperationspartnern, unter anderem Kitas, Schulen, freie Träger der Jugendhilfe, Polizei oder dem Gesundheitsamt. „Als Jugendamtsleiterin habe ich viele Bereiche im Blick und alle wichtigen Entscheidungen gehen über meinen Schreibtisch.“ Die Ausgestaltung dieser Position ist eine Herausforderung. Schlüter: „Wir wollen Chancengleichheit beim Aufwachsen bieten. Das Jugendamt weiter optimal strategisch auszurichten und mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Stabilität und den Ausbau bestehender und neuer Angebote zu sorgen, sind meine Schwerpunkte der kommenden Zeit.“

3. Eine Frau macht sich zur Chefin: Theresa Schengel

Theresa Schlengel betreibt das Studio Bella Effect in Hallenberg
Theresa Schlengel betreibt das Studio Bella Effect in Hallenberg © Brilon | Jana Naima Schopper

Mit ihrem Studio „Bella Effect“ erfüllt sich Theresa Schengel in Hallenberg einen Traum - trotz Schicksalsschlägen. Eigentlich ist Theresa Schengel gelernte Bauzeichnerin. Fünf Jahre arbeitet sie in diesem Job. Bis sie schließlich kündigt und ihr eigenes Studio eröffnet. Mittlerweile läuft „Bella Effect by Theresa“, sogar einen zweiten Standort hat Schengel schon gegründet. Dabei musste sie zuvor eine schwere Zeit wegstecken: Die Pandemie. Sie verliert ihre Angestellte, muss sieben Monate schließen. Dann stirbt ihre Mutter. Sie verliert dennoch nicht den Mut, startet nach der Pandemie durch und baut ihr Studio auch durch Instagram auf. „Ich bin meine eigene Chefin und kann mittlerweile nur die Dinge tun, auf die ich Lust habe“, sagt Theresa Schengel.

4. Eine Frau übernimmt große Verantwortung: Dr. Marion Spickenbom

Farbenfrohe Kleider sind ihr Markenzeichen: Dr. Marion Spickenbom, die neue Direktorin am Briloner Petrinum. 
Farbenfrohe Kleider sind ihr Markenzeichen: Dr. Marion Spickenbom, die neue Direktorin am Briloner Petrinum.  © WP | Franz Köster

Marion Spickenbom kommt ursprünglich aus Meschede, im letzten Jahr ist sie zur Schulleiterin am Gymnasium Petrinum in Brilon geworden. Mit der 54-jährigen Lehrerin für Mathematik und Französisch übernahm eine Expertin für Schulentwicklung den Posten. Ihre Wurzeln hat Dr. Spickenbom im Sauerland. Sie selbst verschlug es nach dem Abitur am Gymnasium der Benediktiner an die Universität Münster, wo sie die Fächer Mathematik und Französisch studierte. Als ausgebildete Mediatorin versuche sie immer ihre Gespräche mit Schülern, Eltern und Kollegen auf einer wertschätzenden Basis zu führen: „Ich möchte ansprechbar sein“.

5. Eine Frau setzt sich für Heimat ein: Miriam Schiewe

Miriam Schiewe engagiert sich als junge Mutter und Einzelhändlerin aus Brilon im Gewerbeverein Brilon. Sie erzählt, was ihre Motivation ist und wieso die Arbeit von Prima Brilon für alle Briloner wichtig ist.
Miriam Schiewe engagiert sich als junge Mutter und Einzelhändlerin aus Brilon im Gewerbeverein Brilon. Sie erzählt, was ihre Motivation ist und wieso die Arbeit von Prima Brilon für alle Briloner wichtig ist. © WP | Jana Naima Schopper

Die Einzelhändlerin Miriam Schiewe liebt ihre Stadt. Sie will Brilon für die Zukunft und ihre Kinder lebendig erhalten. Die 35-Jährige engagiert sich aktiv bei Prima Brilon, einem Zweig des Gewerbevereins, um Brilon lebendig zu halten. „Brilon ist einfach eine charmante, liebenswerte Kleinstadt“, sagt sie. Seit etwas mehr als drei Jahren ist Miriam Schiewe in Elternzeit, langsam steigt sie nun wieder in die Arbeitswelt ein, engagiert sich im Laden der Ottos mit dem Ziel, diesen weiterzuführen. „Wir müssen versuchen, etwas zu bewegen. Wir müssen Brilon jünger machen. Die Stadt ist gut aufgestellt, aber viele Inhaber der Lädchen werden in den nächsten Jahren in Rente gehen. Wir müssen alles dafür tun, die Stadt lebendig zu halten.“ Mit Prima Brilon will sie Publikumsmagnete schaffen, Veranstaltungen die von allen genutzt werden.

6. Eine Frau zeigt, das Scheitern stark macht: Lisa Brom

Lisa Brom Bioladen Brilon
Lisa Brom Bioladen Brilon © Brilon | Jana Naima Schopper

Lange hat sie gehadert, jetzt muss Lisa Brom den Briloner Bioladen aufgeben. Ihre Entscheidung ist mutig. „Die Gründe für die Schließung waren finanziell. Und diese Gründe sind immer gravierender geworden. Es ging Stück für Stück immer weiter runter.“ Lisa Brom sagt, dass sie in den letzten Monaten sozusagen ehrenamtlich gearbeitet habe, der Umsatz sei zu stark gesunken. „Ich dachte nur: Ich will nicht mehr.“ Sie ruft direkt ihren Vermieter an, schickt das Kündigungsschreiben los. Sie schläft in dieser Nacht so gut wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Ihre Entscheidung, einen Schlussstrich zu ziehen, zeugt von Stärke. Trotz des Aus ihres eigenen Ladens blickt sie optimistisch in die Zukunft. „Ich werde etwas passendes finden.“

7. Eine Frau hilft anderen Menschen in der Not: Corinna Spaniol

Corinna Spaniol arbeitet als Fachbereichsleitung in der Inneren Medizin und der Kardiologie im Briloner Krankenhaus Maria Hilf
Corinna Spaniol arbeitet als Fachbereichsleitung in der Inneren Medizin und der Kardiologie im Briloner Krankenhaus Maria Hilf © WP | Jana Naima Schopper

Nicht nur die Palliativpflege gehört zum Job der Fachbereichsleitung im Krankenhaus Maria-Hilf. Sie jongliert mit Dienstplänen und löst Probleme. Trotz des Drucks, des Stresses, geht Corinna Spaniol mit einem guten Gefühl am Abend nach Hause. Pflege ist für sie ein toller Beruf. Zum einen ist da das Team, das füreinander da ist. Und dann ist da die Aufgabe, die Verantwortung die sie trägt. „Wir können den Menschen in so vielen Lebenslagen helfen. Man bekommt sehr viel zurück“, sagt sie. Auch, wenn manche Bereiche sich schwer anfühlen, wie in der Palliativpflege. „Das ist ein Bereich, der oft sehr negativ wahrgenommen wird, dabei können wir den Menschen helfen, ihre letzten Tage so schön wie möglich zu gestalten. Das ist traurig, das ist schwer. Aber das hat viel schönes.“

8. Eine Frau stählt ihren Körper: Christina Hansmann

Christina Hansmann ist Bodybuilderin und lebt in Olsberg. Der WP erzählt sie ihre Geschichte, die geprägt ist von Disziplin und Extremen.
Christina Hansmann ist Bodybuilderin und lebt in Olsberg. Der WP erzählt sie ihre Geschichte, die geprägt ist von Disziplin und Extremen. © WP | Privat

Christina Hansmann lebt Sport. Die Olsberger Bodybuilderin hält straffe Routinen und Diäten und hat sich damit einen Traum erfüllt. NPC-Wettkampf, Klasse: Womens Physique Division. Ihr Platz: der Erste. Es ist ein Ziel, das sie schon lange in sich trägt. Für das sie viel aufgibt, viel verzichtet – und das sie gerettet hat. „Ich litt an Magersucht. Ich war in Therapien, aber nichts hat wirklich geholfen“, sagt sie. „Ich wusste, wenn ich anfange zu trainieren, dann muss ich auch essen.“ Sie beginnt 2009 damit, im Fitnessstudio zu trainieren. Es fühlt sich für sie an, als würde sie sich selbst therapieren. Über die Jahre wird ihr Training mehr und mehr zum Bodybuilding. „Auf der Bühne zu posen ist sauanstrengend. Man muss jeden Muskel anspannen, was sehr anstrengend ist. Gleichzeitig ist es aber die Kunst, das leicht aussehen zu lassen, zu lächeln.“

9. Eine Frau trifft die Entscheidung zur Selbstbestimmung: Anita Janke

Anita Janke aus Brilon hat sich bei ihrem zweiten Kind für eine Hausgeburt entschieden und diese Entscheidung nie bereut. 
Anita Janke aus Brilon hat sich bei ihrem zweiten Kind für eine Hausgeburt entschieden und diese Entscheidung nie bereut.  © Brilon | Privat

Die Brilonerin Anita Janke entscheidet sich dafür, ihre Tochter Zuhause zu bekommen. Der Grund für diese Entscheidung war die erste Geburt, die ihres Sohnes, 2020 im Briloner Krankenhaus. Keine schöne Erfahrung für sie. Für Anita Janke ist klar: Eine Geburt, wie sie sie mit ihrem Sohn erlebt hat, möchte sie so nicht noch einmal. Ist eine Hausgeburt möglich? Mit ihrer Hebamme fasst sie ihre mutige Entscheidung und alles geht glatt, trotz Unsicherheiten, trotz Kritik aus dem Umfeld. Der Moment, als sie ihre Tochter im Arm hält, ist für Anita Janke ein ganz besonderer Moment.

10. Eine Frau in der Kneipenwelt: Nadine Jäger

Ein Jahr im Puzzles: Wirtin Nadine Jaeger zieht Bilanz.
Ein Jahr im Puzzles: Wirtin Nadine Jaeger zieht Bilanz. © WP | Rebekka Siebers

Mit Nadine Jaeger hat das Puzzles eine beherzte Betreiberin. Jaeger ist kein Neuling im Kneipenbusiness. Nach einer Lehre bei der Bank und einem BWL-Studium zog sie nach Brilon, wo sie die letzten zehn Jahre in der Briloner Szenekneipe Kump gearbeitet und den Betrieb fünf Jahre lang als Geschäftsführerin geleitet hat. Im Kneipenbusiness habe sie sich immer am Wohlsten gefühlt und auch damals schon überlegt, dass etwas Eigenes schön wäre. „Brilon ist eine Stadt, da gehen die Leute gerne raus. Es gibt die Kneipennacht, Musiksommerevents, die Kirmes... die Leute wollen was erleben. Ich glaube, dass dieser Laden wieder aktiv am Gastronomieleben in Brilon teilnehmen kann.“ Das hat Nadine Jäger geschafft, nach einem Jahr zieht sie eine positive Bilanz.