Hallenberg. Mit ihrem Studio „Bella Effect“ erfüllt sich Theresa Schengel in Hallenberg einen Traum - trotz Schicksalsschlägen. Das ist ihre Geschichte.

Eigentlich ist Theresa Schengel gelernte Bauzeichnerin. Fünf Jahre arbeitet sie in diesem Job. Bis sie schließlich kündigt und ihr eigenes Studio eröffnet. Mittlerweile läuft „Bella Effect by Theresa“. Fünf Mitarbeiterinnen beschäftigt die Hallenbergerin in ihrem Studio, dass sie am liebsten so schnell wie möglich auch räumlich erweitern will. Was steckt hinter dem Erfolg?

„Ich habe damals schon angefangen, Wimpern in meinem Keller zu kleben“

Theresa Schengels Studio liegt in der Merklinghauser Straße. Fachwerkhaus. Die Räume innen sind modern, viel schwarz, viel Holz. Licht sorgt für eine gemütliche Atmosphäre. Überall stehen Pflanzen. An der Wand prangt der Spruch: „Happy Girls are the Prettiest“ – glückliche Mädchen sind die Schönsten. Theresa Schengel überkreuzt die Beine, als sie sich setzt und einen Blick zurück zum Anfang wirft. „Ich hab bei Kassel gelebt, weil ich damals mit meinem Ex zusammengezogen war. Dort habe ich als Bauzeichnerin gearbeitet und nebenbei mit Mary Kay angefangen.“ Mary Kay ist eine Marke des US-amerikanischen Kosmetik-Konzerns Mary Kay Inc., unter der vor allem Gesichtspflegeprodukte und Kosmetik vertrieben werden – und das unter dem Prinzip der Tupper-Partys. Die Kontakte, die sie dadurch gewinnt, erweisen sich bald als von unschätzbarem Wert. „Ich habe damals schon angefangen, Wimpern in meinem Keller zu kleben, dazu habe ich mich von Kolleginnen schulen lassen“, erzählt sie.

Theresa Schlengel betreibt das Studio Bella Effect in Hallenberg
Theresa Schlengel betreibt das Studio Bella Effect in Hallenberg © WP | Jana Naima Schopper
Theresa Schlengel betreibt das Studio Bella Effect in Hallenberg
Theresa Schlengel betreibt das Studio Bella Effect in Hallenberg © WP | Jana Naima Schopper

„Das war alles ein Schubser, nicht mehr im Angestelltenverhältnis zu arbeiten“

Ein Schicksalsschlag verändert ihr Leben. Ihre Mutter ist krank. Alzheimer, Demenz. „Ich musste flexibler werden, damit ich mich um ihre Pflege kümmern konnte“, erzählt Theresa Schengel. Wegen ihrer Mutter zieht sie zurück in die Heimat, Hallenberg. Eine Weile arbeitet sie aus dem Homeoffice weiter als Bauzeichnerin, dann kündigt sie. „Das war alles ein Schubser, nicht mehr im Angestelltenverhältnis zu arbeiten. Das war einfach nicht meine Berufung.“ Sie lässt auch den Vertrag mit Mary Kay auslaufen und mietet ein kleines Studio zwischen Hotel Dietrich und dem Blumenladen, ein Stück weiter von ihrem jetzigen Studio.

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„Mein Verlobter und meine Freundin haben mich unterstützt“

Theresa Schlengel betreibt das Studio Bella Effect in Hallenberg
Theresa Schlengel betreibt das Studio Bella Effect in Hallenberg © WP | Jana Naima Schopper
Theresa Schlengel betreibt das Studio Bella Effect in Hallenberg
Theresa Schlengel betreibt das Studio Bella Effect in Hallenberg © WP | Jana Naima Schopper

Damals macht sie alles allein. Klebt Wimpern, färbt Augenbrauen. „Es lief so gut an, dass ich mich nach einem Jahr vergrößern und mir eine Angestellte suchen konnte“, erzählt Theresa Schengel. Sie zieht anderthalb Monate vor dem ersten Lockdown in die aktuellen Räume. Dann beginnt eine schwere Zeit für sie. Die Politik versagt ihr pandemiebedingt, ihr Studio zu öffnen. Sie verliert ihre Angestellte, muss sieben Monate schließen. Dann stirbt ihre Mutter. „Mein Verlobter und meine Freundin haben mich unterstützt, mein Papa hat mir finanziell geholfen“, sagt Theresa Schengel. Anders wäre es nicht gegangen.

„Seit Corona läuft es besser als vorher“

Theresa Schlengel betreibt das Studio Bella Effect in Hallenberg
Theresa Schlengel betreibt das Studio Bella Effect in Hallenberg © WP | Jana Naima Schopper

Sie hat Angst, dass das Studio nach dem Lockdown nicht läuft. Dass sie die Räume umsonst angemietet hat. Doch die Kundinnen kommen. Zahlreich. „Seit Corona läuft es besser als vorher“, sagt Theresa Schengel. Viele Stammkundinnen kommen regelmäßig, um ihre Wimpern auffrischen zu lassen. Ihr richtiger Durchbruch folgt, als sie die Idee mit den Fineline-Tattoos hat. „Durch eine ehemalige Kollegin, die ich aus meiner Mary Kay-Zeit kenne, kam ich auf die Idee mich weiterzubilden. Die hat irgendwann mit Fineline-Tattoos angefangen. Ich habe eine Schulung in Köln gemacht und durfte irgendwann meiner besten Freundin mein erstes Tattoo stechen.“ Theresa Schengel lacht. „Sie vertraut mir zum Glück blind.“ Seitdem macht die 31-Jährige nur noch Permanent Make-Up und Tattoos. „Ich musste erst lernen, auch mal Aufgaben abzugeben und eine Work-Life-Balance zu finden, das fiel mir extrem schwer“, gesteht sie.

„Aber ich sehe mich nicht mehr im Angestelltenbereich“

Mittlerweile ist sie in ihre Führungsrolle, in das Chefin-Sein, reingewachsen. „Angst hab ich keine, denn ich weiß, dass ich mit meiner Ausbildung jederzeit wieder zurück in den Job kann. Aber ich sehe mich nicht mehr im Angestelltenbereich.“ Theresa Schengel liebt die Herausforderung. Stillstand geht nicht. Immer wieder sucht sie nach neuen Trends, die sie aus dem Beauty-Sektor herausfiltert und in Hallenberg anbietet. Bald startet das Angebot „Abnehmen im Liegen“. „Ich hab noch nicht mal das Gerät aufgestellt und die Leute drehen schon durch, ich habe super viele Anfragen.“ Die Ultraschallbehandlung erwärmt das Gewebe und öffnet so die Fettzelle, damit die Schlackenstoffe ins Lymphsystem gelangen – kurz erklärt. Der Muskel wird stimuliert, um den Stoffwechsel nachhaltig anzuheben und anzukurbeln. Theresa Schengel hat die Behandlung ausprobiert. „Ich probiere alles aus, bevor ich es meinen Kundinnen anbiete.“

„Viele Touristen aus Winterberg kommen her“

Viele ihrer Kundinnen finden über Instagram zu ihr. Das ist ihre Hauptwerbequelle, dort zeigt sie unter @bella_effect_by_theresa ihre Tattoos und bewirbt ihre Behandlungen wie Aqua-Facials oder Microblading. „Viele Touristen aus Winterberg kommen her, die haben mich dann im Netz gefunden und sich für ihren Urlaub direkt einen Termin gebucht“, sagt sie.

Wenn sie heute zurückschaut, dann hat sich all der Druck gelohnt. „Der Verdienst ist gut, ich bin meine eigene Chefin und kann mittlerweile nur die Dinge tun, auf die ich Lust habe“, sagt Theresa Schengel. „Ich habe ein tolles Team und viel Glück mit meinen Mädels, ich kann mich auf sie verlassen.“ Sie überlegt. „Ich muss mich manchmal selber kneifen, wenn ich zurückblicke. Ich registriere das gar nicht so. Ich war wegen der Erkrankung meiner Mutter schon früh zur Selbstständigkeit gezwungen und habe es immer schlimm gefunden, von jemand anderem abhängig zu sein. Diese Gefahr habe ich nun nicht mehr, jetzt bin ich meine eigene Chefin.´