Brilon/Olsberg. Christina Hansmann lebt Sport. Die Olsberger Bodybuilderin hält straffe Routinen und Diäten. Sie erzählt ihre beeindruckende Lebensgeschichte.
„Der Mensch ist ein nach Zielen strebendes Tier.“ Mit diesem Zitat von Aristoteles postet Christina Hansmann ihren Traum bei Instagram. Ein Bild von ihrem Sieg. NPC-Wettkampf, Klasse: Womens Physique Division. Ihr Platz: der Erste. Es ist ein Ziel, das sie schon lange in sich trägt. Für das sie viel aufgibt, viel verzichtet – und das sie gerettet hat. Die Olsbergerin (36) ist Bodybuilderin. Sie erzählt ihre Geschichte. Eine Geschichte, die extrem ist wie der Sport, den sie lebt.
Christina Hansmann litt an Magersucht – keine Therapie schien zu helfen
Ihr Körper ist perfekt definiert, ihre Muskeln gestählt. Breite Schultern, durchtrainierte Beine. Die Haare weißblond, kurz. Ihre Augen strahlen lebhaft. Für ihren Körper hat Christina Hansmann hart gekämpft. Gegen sich selbst. „Ich litt an Magersucht. Ich war in Therapien, aber nichts hat wirklich geholfen“, sagt sie. „Ich wusste, wenn ich anfange zu trainieren, dann muss ich auch essen.“ Sie beginnt 2009 damit, im Fitnessstudio zu trainieren. Es fühlt sich für sie an, als würde sie sich selbst therapieren. Irgendwann fängt sie an, sich für das Thema Bodybuilding zu interessieren. Sie liest sich selbst in das Thema ein, weil sie fitter und muskulöser werden will.
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Die Olsbergerin ging nie in eine Klinik, das Training half ihr gegen die Krankheit
Über die Jahre wird ihr Training mehr und mehr zum Bodybuilding. Sie beginnt, ihren Körper zu akzeptieren. „Ich war nie in der Klinik, nie stationär. Es gab nie den einen Moment.“ Christina Hansmann schnippt mit den Fingern. Ihre Heilung war langwierig, nicht immer einfach. Im Training nimmt sie zu, an Muskeln und Körperfett. „Ich musste es akzeptieren. Ich wusste, wenn ich jetzt aufgebe, dann bin ich irgendwann wieder bei 40 Kilogramm Körpergewicht. Da wollte ich nicht schon wieder hin.“ Also trainiert sie, richtet sich neue Routinen aus.
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Christina Hansmann hat sich eine tägliche Routine geschaffen
Christina Hansmann ist diszipliniert. Disziplinierter als andere. Sie gibt 100 Prozent. „Ich war schon als kleines Mädchen so. Bei mir mussten es schon immer 100 Prozent sein. Ich musste immer 100 Prozent abliefern. Bei der Ernährung, beim Training.“ 24 Stunden, sieben Tage die Woche hält sie ihre Routine durch. Selbst am Wochenende. Um vier Uhr morgens steht Christina Hansmann auf. Macht sich fertig, trinkt einen Pre-Workout-Shake. Um 4.45 Uhr steht sie im Studio und trainiert. Mal zwei, mal zweieinhalb Stunden. Dann gibt es ein Post-Workout-Meal, bevor sie zur Arbeit fährt.
Abends vorkochen und alles in Tupperdosen
Sie ist Technologin im Bereich Kantenband bei der Firma Egger. „Ich bin sehr froh, dass ich Gleitzeit habe, so kann ich morgens trainieren denn nur dann habe ich den Fokus. Nach der Arbeit wäre ich nicht so konzentriert.“ Mahlzeiten nimmt sie mit, denn alle drei Stunden muss sie essen. Reisflocken, Whey Isolat, Hähnchen mit Reis und Brokkoli, Avocado und Ei. Jeden Tag dasselbe. Abends, nach der Arbeit, kocht sie vor und packt alles in Tupperdosen. Ist das erledigt, sieht sie eine dreiviertelstunde Youtube-Videos von ihren Lieblings-Bodybuildern an, scrollt bei Instagram oder pflegt ihren Account @xtinahansmann, auf dem sie ihre Follower mit reichlich Bodybuilding-Content – also Einblicke in ihren sportlichen Lebensstil – versorgt. Das ist ihr „Feierabend“. Um 8 Uhr geht sie schlafen. „Die Regeneration ist sehr wichtig“, erklärt sie.
Zeit mit der Familie ist ihr heilig
Nur am Wochenende geht sie mal gegen 9 Uhr ins Bett. Samstags besucht sie ihre Familie. Die Zeit ist ihr heilig, sie liebt ihre Eltern und die jüngere Schwester. Dort isst sie auch das, was gekocht wird. Außerhalb der Routine – allerdings nur, wenn sie nicht auf Wettkampf-Diät ist. Es sind die wenigen Momente, in denen sie aus ihrer täglichen Struktur ausbricht. Manchmal isst sie auch ein Stück Kuchen, wenn der Kollege etwas auf die Arbeit mitbringt – auch das nur außerhalb der Diät-Phase. Manchmal gönnt sie sich was – „Mein Körper heizt das so weg“. Doch die Routinen geben ihr Halt und Struktur. Partys, Freunde treffen, das vermisst sie nicht. „Soziale Kontakte pflege ich eher via Whatsapp“, sagt sie. Auf der Arbeit hat sie eine Freundin, die mit ihr im Büro sitzt. „Ich liebe die Routinen. Viele fragen mich, ob ich es nicht vermisse feiern zu gehen. Ich habe kein Verlangen danach“, sagt sie lächelnd.
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Die Olsbergerin liebt den Sport – und verzichtet dafür auf vieles
Christina Hansmann lebt und liebt den Sport. Sie beginnt schnell, sich Ziele zu setzen. Ein Wettkampf. 2016 meldet sie sich das erste Mal an. Sie geht auf die Bühne, die Vorbereitung dazu trifft sie nach bestem Wissen und Gewissen, ohne Coach oder Hilfe. Sie belegt den zweiten Platz. 2017 wird sie Deutsche Meisterin in der Klasse „Womens Bodybuilding“. Diese Wettkämpfe wurden allerdings nur von „kleinen Verbänden“ ausgetragen, ihr Ziel ist die NPC Worldwide (Das National Physique Committee ist die weltweit größte und führende Amateur-Bodybuilding-Organisation auf der Welt). Ihr Ziel ist es, professionelle Bodybuilderin zu werden.
Dafür braucht sie einen Coach. Im Januar 2022 trainiert sie mit dem bekannten deutschen Bodybuilder Tim Budesheim. Der sagt zu ihr: „Es wäre eine Schande, wenn du nicht auf die Bühne gehst.“ Er schickt Fotos von ihr an den PRO-Coach Stefan Kienzl, der in Wien ansässig ist. Nur zwei Minuten später eine Whatsapp-Nachricht. Da ist Potenzial, schreibt er. Sie bewirbt sich bei ihm, er nimmt an. Gemeinsam entwickeln Christina Hansmann und ihr Coach einen Trainings- und Ernährungsplan. Im Frühjahr 2023 steht der erste Wettkampf an. Klasse: Womens Physique. Ab Dezember 2022 beginnt ihre Diät.
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Die Diätphasen vor einem Boudybuildung-Wettkampf sind besonders hart
Die Diätphasen sind hart. Viel Mindsetarbeit, sagt sie. „Dafür muss man mental stark und gefestigt sein, denn es gibt keine Ausnahme. Keine Ausnahme.“ Zwei Wochen vor dem Wettkampf darf sie täglich nur 1100 Kalorien zu sich nehmen. Ein Beispiel: Acht mittelgroße Bananen kommen auf 1000 Kalorien. Ihr Körper gehe irgendwann am Stock. Selbst Treppensteigen wird dann anstrengend. „Das ist es trotzdem wert. Gerade wenn es schwer wird. Ich visualisiere mir dann mein Ziel, was ich erreichen will. Ich tue das jeden Tag. Visualisiere mir, wie ich aussehen will, was ich erreichen will. Und mit jeder Show und jedem Training kreiere ich eine bessere Version von mir selbst.“
Dennis-Wolf-Classic-Show: Christina Hansmann gewinnt
Am 8. April ist sie auf der Dennis-Wolf-Classic-Show dabei. „Auf der Bühne zu posen ist sauanstrengend. Man muss jeden Muskel anspannen, was sehr anstrengend ist. Gleichzeitig ist es aber die Kunst, das leicht aussehen zu lassen, zu lächeln“, erklärt Christina Hansmann. Sie zeigt eine Choreo (im Bodybuilding nennt man es die „Kür“), es spielt der Song „Hall of Fame“ von The Script. Fünf Frauen stehen auf der Bühne. Die Platzierungen werden von hinten vorgelesen, erst Platz fünf, dann vier, dann drei. Christina Hansmann realisiert irgendwann, nur noch sie und eine weitere Teilnehmerin sind übrig. Sie halten sich an den Händen. Platz zwei wird aufgerufen – die Konkurrentin. Christina Hansmanns Name wurde als letzter aufgerufen. Erster Platz. „Ich konnte es nicht fassen, ich hatte Tränen in den Augen.“
Ihre Ziele sind noch längst nicht erreicht: Sie will die Pro-Card
Christina Hansmann lebt ein extremes Leben, ausgerichtet auf ihre Ziele. Sie hat noch lange nicht alles erreicht, was sie sich vorgenommen hat. Im November findet der nächste Wettkampf statt, die Diätphase dafür beginnt ab Juli. Ihr größtes Ziel: Die Pro-Card. Sie weist Christina Hansmann dann als professionelle Bodybuilderin aus. „Ich weiß, dass ich das schaffen kann. Ich werde sie mir holen.“