Brilon/Olsberg. Die Firma Oventrop streicht in Brilon und Olsberg viele Stellen in der Produktion. Das sorgt auch für Unmut. Die Geschäftsführung über die Pläne.
Die Firma Oventrop plant einen einen massiven Stellenabbau, der vor allem die Produktionsstandorte Brilon und Olsbergbetreffen wird. Derzeit kursiert die Zahl von 175 Arbeitsplätzen, die das Unternehmen plant zu streichen. Unternehmenssprecher Dr. Christian Rohrlack wollte diese Zahl gegenüber der Westfalenpost nicht bestätigen. In einer Betriebsversammlung wird die Belegschaft am Donnerstag (14. September) über die Pläne der Geschäftsführung informiert.
Innerhalb der Wettbewerbs- und Marktsituation arbeite Oventrop bereits seit längerem an der Umstellung der Produktion. so Rohrlack . Dass es im Rahmen dieser Restrukturierung zu einem Stellenabbau kommen werde, sei aber richtig. Vor Mitte 2024 würden aber keine Arbeitsplätze in den beiden Werken verloren gehen.
Stellenabbau bei Oventrop: Betriebsrat durch Geschäftsführung bereits informiert
Der Betriebsrat wurde bereits über die Pläne informiert. Die Belegschaft soll nun im Rahmen einer turnusgemäßen Betriebsversammlung am 14. September Detailinformationen durch die Geschäftsführung erhalten. Dass die Pläne zum Stellenabbau schon vorher durchgesickert sind, sorgt unterdessen für Verstimmung beim Betriebsrat. „Die Vereinbarung mit der Geschäftsführung war eine andere“, so Betriebsratschef Wolfgang Geilen zur WP. Jetzt gebe es Unruhe innerhalb der Belegschaft.
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Die Unternehmensführung möchte nach eigenen Angaben mit der Neuaufstellung der Produktion die „Wettbewerbsfähigkeit dauerhaft sichern und eine klare Perspektive für seine Standorte schaffen.“ Die beiden Geschäftsführer Johannes Rump und Gabi Wilwers dazu: „Unser Ziel ist es, Oventrop auch weiterhin als eigenständiges und finanziell-unabhängiges Familienunternehmen zu führen. Dafür entwickeln wir das Unternehmen in den kommenden Jahren konsequent weiter und halten es fit für die Herausforderungen des Marktes.“
Stellenabbau bei Oventrop: Unternehmen will Erhöhung der Produktivität
Während bei Oventrop bislang die Produkte in der Herstellung in einem flexiblen, aber auch sehr aufwendigen Prozess, verschiedenste Werkstätten durchlaufen, sollen künftig Gruppen ähnlicher Produkte in so genannten Segmenten gebündelt werden, heißt es von der Unternehmensführung. Jedes Segment bilde dabei eine Fabrik in der Fabrik. Das Unternehmen verspricht sich davon eine Optimierung der Fertigungsprozesse und letztlich eine Erhöhung der Produktivität. Damit sollen auch die Voraussetzungen für ein weiteres Wachstum geschaffen werden.
Im Sauerland wird die Produktion am Standort Brilon konzentriert. Dort würden künftig zwei der drei geplanten Segmente ihr zu Hause finden. Zusätzlich würden die Vollautomaten Dreherei und die Kunststofffertigung als so genannte Kompetenzzentren von Brilon aus Vorprodukte in die einzelnen Segmente liefern. Die Segmentierung sei ein klares Bekenntnis zum Produktionsstandort Brilon, heißt es. Das dritte Segment wird im polnischen Szydtowiec aufgebaut, wo Oventrop seit 2021 ein Werk betreibt. Der Aufbau des Segmentes am Standort Szydłowiec werde dort 2024 zum Stellenaufbau führen.
Stellenabbau bei Oventrop: Gespräche mit allen Beteiligten
Nach dem heutigen Stand der Planungen geht das Unternehmen davon aus, dass sich durch das Projekt der Personalbedarf in Brilon und Olsberg verringern wird. Genaue Zahlen seien noch nicht bekannt, da sich das Projekt noch in einem frühen Stadium befindet, heißt es seitens der Geschäftsführung. Der Stellenabbau, der nicht vor Mitte 2024 beginnen werde, solle „so sozialverträglich wie möglich“ ausgestaltet werden. Jetzt sollen zeitnah Gespräche mit allen Beteiligten folgen.
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Stellenabbau bei Oventrop: IG Metall kritisiert die Pläne scharf
Auf diese Gespräche mit der Geschäftsführung setzen auch der Betriebsrat und die IG Metall Olsberg. „Wir setzen auf einen Dialog“, so Betriebsratschef Geilen, der die Hoffnung hat, Lösungen zu finden, weniger als die derzeit diskutierten 175 Arbeitskräfte an den beiden Sauerländer Standorten zu verlieren. Der erste Bevollmächtigte der IG Metall Olsberg, Helmut Kreutzman, kritisiert unterdessen die Pläne der Oventrop-Geschäftsführung. „Der Abbau von 175 Arbeitsplätzen ist eine unverständliche Entscheidung. Für mich stellt sich die Frage, was im Unternehmen in der Vergangenheit nicht passiert ist, um die Produktivität und die Produktionskosten pro Teil zu senken.“ Seine Vermutung: Das Unternehmen setze jetzt auch auf niedrigere Lohnkosten in Polen, so Kreutzmann gegenüber der Westfalenpost. „Maßgeblich sind allerdings vielmehr die Lohnstückkosten“ – also der Anteil der Arbeitskosten, die auf eine Produkteinheit entfallen. Diese Rechnung gehe dann für Unternehmen, die Produktion ins Ausland verlagern nicht auf. Seine Prognose: „Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Produktionsverlagerung später zurückgenommen wird.“
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Die Unternehmensleitung ist derweil von dem eingeschlagenen Weg überzeugt. Mit der Neuaufstellung der Produktion setze Oventrop den begonnenen Transformationsprozess des Unternehmens konsequent fort. „Mit unserem Fokus auf energieeffiziente Lösungen für die Haus- und Gebäudetechnik sehen wir uns grundsätzlich gut aufgestellt für die Herausforderungen der kommenden Jahre”, sagen die beiden Geschäftsführer Johannes Rump und Gabi Wilwers.
Stellenabbau bei Oventrop: Derzeit rund 1100 Mitarbeiter
Oventrop ist einer der großen Arbeitgeber im östlichen Hochsauerlandkreis mit Sitz in Olsberg. In Brilon wurde 2015 eine große Produktionsstätte eröffnet. Die aktuelle Mitarbeiterzahl (Gewerblich und Angestellte, inklusive Auszubildender) beträgt nach Angaben des Unternehmens zum Stand 31. Mai rund 1100.