Brilon/Olsberg. Arbeitskräftemangel, fehlender Wohnraum und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie: IG-Metall Vorsitzender Jörg Hofmann sieht Probleme.

Es ist noch nicht lange her, da legten die IG-Metallgewerkschafter im HSK ihre Arbeit nieder, um für einen höheren Lohn zu streiken. Das Ergebnis: plus 5,2 Prozent ab Juni 2023, weitere 3,3 Prozent ab Mai 2024. Dazu kommen 1500 Euro Inflationsausgleichsprämie bis Februar 2023 und weitere 1500 Euro bis Februar 2024. 150 IG-Metall Mitglieder der Firmen Oventrop, Olsberg und Hitachi liefen damals auch in Brilon zum Streik auf dem Marktplatz ein. Für Jörg Hofmann, den Bundesvorsitzenden der IG-Metall mit Sitz in Frankfurt, war das offenbar Grund genug, sich die Situation vor Ort einmal genauer anzuschauen.

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Oventrop, Hoppecke und Olsberger Hütte

Auf seiner Stippvisite macht der Gewerkschaftsführer bei Oventrop, Hoppecke und der Olsberger Hütte halt und sprach mit Betriebsräten, Mitarbeiter und Geschäftsführungen über die aktuelle Lage.

Auch eine Diskussionsveranstaltung mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese stand dabei auf der Tagesordnung.

Im Nachgang seines Besuches zog Hofmann ein positives Fazit: „Dieser Tag in und mit der IG Metall im Hochsauerland war wirklich klasse! Meine Kollegen und Kolleginnen machen einen tollen Job - und zwar sowohl Helmut Kreutzmann und sein Team in der Geschäftsstelle in Olsberg als auch die Betriebsräte, die sich ehrenamtlich engagieren.“

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Arbeitskräftemangel und fehlender Wohnraum

Er konnte jedoch auch Probleme identifizieren, mit denen die lokalen Unternehmen auch im Sauerland zu kämpfen haben: „Sorgen macht mir, dass auch hier im Hochsauerland zwei Themen die Entwicklung in den Betrieben hemmen: Zum einen sind das die Energiekosten. Wir brauchen dringend eine Lösung für die Industriestrompreise“, so seine Einschätzung. Auch der Arbeitskräftemangel sei ein großes Problem: „Was hier heute schon spürbar ist, wird ja nach vorn und bundesweit gedacht, eine riesige Herausforderung. Nun kann niemand die demographische Entwicklung in Deutschland stoppen, aber wir müssen uns deutlich mehr in der Frage engagieren. Wie können wir verhindern, dass wir weiter 2,3 Millionen Jugendliche ohne Ausbildung oder Studium haben?“

Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Dafür nimmt er den Gesetzgeber, aber auch die Unternehmen in die Pflicht: „Wie können wir Müttern - gern auch Vätern - nach der Erziehungszeit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern? Welche rechtlichen und gesellschaftspolitischen Voraussetzungen müssen wir schaffen, damit die erforderliche Zuwanderung in unsere Arbeitsmärkte gelingt und akzeptiert wird?“

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Ein weiteres Problem sei nach seiner Auffassung das Thema Wohnraum: „In Olsberg oder Brilon fehlt es zum Beispiel an bezahlbaren Wohnungen, die neuen Mitarbeitern den Umzug hierher erst ermöglichen,“, so seine Forderung. Für die IG Metall in Olsberg, war der Besuch ihres Vorsitzenden ein voller Erfolg: „Die Kolleginnen und Kollegen erkannten, dass hier nicht nur der erste Vorsitzende vor ihnen saß, sondern vor allem auch ein Kollege, der sich für ihre Themen interessiert“, so das Fazit des IG-Metall Olsberg.