Winterberg. Bis zu 28 Millionen Euro für die Erweiterung und Sanierung des Gymnasiums Winterberg: Politiker fordern ein gesamt-städtisches Schulkonzept.

Das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Winterberg ist ein Sanierungsfall - nicht nur aus Platzgründen. Je nach Variante könnten Um- und Anbauten bis zu 28 Millionen Euro verschlingen, um die Einrichtung für die nächsten Jahrzehnte nach modernen Gesichtspunkten schul- und zukunftstauglich zu machen. Bis zur Ratssitzung am 19. Oktober haben die Stadtvertreterinnen und -vertreter nun Zeit, sich für einen der aufgezeigten Vorschläge oder vielleicht ja auch eine ganz andere Variante zu entscheiden.

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Wichtig war dem Winterberger Bürgermeister Michael Beckmann am Dienstagabend im Rat, dass es zwar im konkreten Fall um das Gymnasium gehe. Die Stadt sei aber dabei, sich ihre gesamte Bildungs-Infrastruktur anzuschauen und fortzuentwickeln. Dazu zählten auch die Grundschulen und die Sekundarschule. Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung und Platzprobleme an der Sekundarschule seien nur zwei Beispiele dafür, dass man auch die anderen Bildungseinrichtungen im Fokus habe. Scharfe Kritik übte der Bürgermeister an der Förderpolitik des Landes. Für die Umstellung von G8 auf G9 bekomme Winterberg lediglich einen Ausgleich in Höhe von 500.000 Euro. Für das Gesamtprojekt „Gymnasium“ werde man natürlich versuchen, an allen möglichen Stellen Fördermittel zu generieren. Bei einem separaten Aula-Neubau wären zum Beispiel Städtebaufördermittel denkbar.

Die Skizze zeigt die  „Variante 1“  mit zwei mögliche Anbauten. Ähnlich sieht auch die „Variante 2“ aus. Beide beinhalten auch Umbauten am Bestandsgebäude und eine energetische Sanierung.Die Anordnung von Rechtecken darunter zeigt, wie sich das pädagogische Konzept der Clusterschule räumlich umsetzten ließe. „Clusterschule“  mit großem Innenbereich, der z.B. für Teamarbeit genutzt werden könnte. Die „Flurschule“ setzt die Cluster-Idee nicht in einem neuen Innenraum, sondern auf dem schmaleren Flur um (weniger Aufriss bestehender Wände). Die beiden anderen Varianten: Pavillon und Pavillon-plus-Aula-Lösung
Die Skizze zeigt die „Variante 1“ mit zwei mögliche Anbauten. Ähnlich sieht auch die „Variante 2“ aus. Beide beinhalten auch Umbauten am Bestandsgebäude und eine energetische Sanierung.Die Anordnung von Rechtecken darunter zeigt, wie sich das pädagogische Konzept der Clusterschule räumlich umsetzten ließe. „Clusterschule“ mit großem Innenbereich, der z.B. für Teamarbeit genutzt werden könnte. Die „Flurschule“ setzt die Cluster-Idee nicht in einem neuen Innenraum, sondern auf dem schmaleren Flur um (weniger Aufriss bestehender Wände). Die beiden anderen Varianten: Pavillon und Pavillon-plus-Aula-Lösung © WP Brilon | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

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Beckmann geht davon aus, dass das Gesamtprojekt acht bis neun Jahre Zeit in Anspruch nehmen könnte. Der erste Bauabschnitt müsse auf jeden Fall bis zum 1. August 2026 stehen, wenn die 100 zusätzlichen Kinder „nicht nur beschult, sondern gut untergebracht“ werden sollen. Dieses Kapitel werde die Stadt finanzieren müssen. Eine gewisse Liquidität gebe es aus Eigenmitteln und aus dem Forst. Dennoch werde es nicht ohne eine Kreditaufnahme gehen.

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Die CDU-Fraktion gab bereits am Dienstag ein klares Votum für den Lösungsansatz 1 (siehe Skizze) ab. Sie beinhaltet die großflächige Clusterlösung. Seine Fraktion, so Vorsitzender Timo Bundkirchen, habe sich nicht nur in der interfraktionellen Arbeitsgruppe Schulentwicklung mit dem Thema auseinandergesetzt, sondern sich vor Ort mit Lehrern, Elternschaft und Schülervertretung ein Bild gemacht. Die Lernumgebung sei stark verbesserungswürdig, es müssten angemessene Aufenthaltsqualitäten für Schüler und Lehrer geschaffen werden, eine energetische Sanierung sei nötig (allein sie soll rund sechs bis sieben Millionen Euro kosten), die Möglichkeiten des individuellen Lernens müssten gesteigert und die Mensa vergrößert werden. Bundkirchen begrüßte auch die Idee eines „Makerspaces“. Das ist ein offener Lernraum, der einen einfachen Zugang zu Werkzeugen oder Technologien ermöglicht und in diesem Fall auch Vereinen zugänglich sein würde. „Wir sollten nicht nur aufs Geld schauen, sondern das Gymnasium so entwickeln, dass Attraktivität Zukunftsfähigkeit und Realisierung des pädagogischen Konzepts möglich sind.“

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Sebastian Vielhaber (FWG) betonte, er wolle sich auf keinen Fall für eine rasche Entscheidungsfindung unter Druck setzen lassen. Das ganze Projekt müsse für die zukünftige Bildung der Kinder wohl überlegt und durchdacht sein. Für ihn komme nur ein geschnürtes Gesamtpaket zusammen mit den notwendigen Investitionen an den anderen Schulen der gesamten Stadt in Betracht. „Auf das sonst so beliebte politische Spiel, dass alles nur stückweise vorgestellt wird, damit die Gesamtkosten in die Bildung unserer Kinder nicht so schrecklich hoch erscheinen, wird nicht unsere Zustimmung finden.“ Zudem bitte er zu prüfen, in welcher Höhe die Städte Hallenberg und Medebach bereit seien, sich an den Investitionen am Geschwister-Scholl-Gymnasium zu beteiligen. Immerhin werde die Schule zu 50 Prozent von Schülern der beiden anderen Kommunen und sonstiger Orte besucht.

Eine Frage, die der Bürgermeister sofort beantworten konnte. Schulträgerin und damit finanziell verantwortlich sei allein die Stadt Winterberg. Eine Beteiligung werde man anfragen, diese sei dann aber rein auf freiwilliger Basis.

Fritz Kelm, stellv. SPD-Fraktionsvorsitzender, wollte die Eindrücke des Abends mit in die weiteren Fraktionsberatungen nehmen. Hier dürfe es nicht um parteipolitische Auseinandersetzungen, sondern am Ende um das Wohl der Kinder gehen.

Bernd Kräling (FDP) erklärte, seine Fraktion schließe sich dem pädagogischen Konzept an. Auch er forderte aber ein Gesamtkonzept für alle Schulen und stellte die Frage nach der Finanzierbarkeit, ohne dass Winterberg eine der höchstverschuldeten Gemeinden des Landes werde. Fraktionskollegin Dr. Ilona Quick mahnte an, man möge die Entwicklung der Schülerzahlen im Auge behalten. „Wir wollen nicht in ein Gebäude investieren, wo in 20 Jahren die Räume leer stehen.“

Stadtsprecherin Rabea Kappen versicherte, nach einem Peak in den Jahren 2026/27 werde sich die Zahl auf dem jetzigen Leven einpendeln - wofür aktuell 100 Plätze fehlen.