Marsberg/Paderborn. Das Brüderkrankenhaus, das Marien-Hospital Marsberg und das Ev. Krankenhaus St. Johannisstift wollen in eine Krankenhaus-Gesellschaft gründen.
Anfang Juli 2022 haben das zur BBT-Gruppe gehörende Brüderkrankenhaus St. Josef und das zur Stiftung St. Johannisstift gehörende Ev. Krankenhaus in Paderborn ihre Pläne für eine gemeinsame Zukunft veröffentlicht. Im Frühjahr 2023 wurden, nachdem auch die Genehmigung der Kartellbehörde vorlag, die entsprechenden Vertragswerke von den beiden Partnern unterzeichnet.
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Beide Partner planen ab Januar 2025, das Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn, das St.-Marien-Hospital Marsberg (beide BBT-Gruppe) und das Ev. Krankenhaus St. Johannisstift in eine gemeinsame Krankenhaus-Gesellschaft einzubringen. Die Gesellschafter, also die „Eigentümer“ dieser Gesellschaft, sind die BBT-Gruppe und die Stiftung St. Johannisstift. Die BBT-Gruppe ist der Mehrheitsgesellschafter, die Stiftung St. Johannisstift ist der Minderheitsgesellschafter, der „Juniorpartner“. Im Ergebnis soll ein starker Gesundheitsdienstleister für die Region Paderborn / Marsberg entstehen.
Umzüge von medizinischen Abteilungen
Jetzt sind die Planungen in ihrer Umsetzung soweit vorangeschritten, dass erste Umzüge von medizinischen Abteilungen anstehen. Wie bereits im Februar diesen Jahres berichtet, bildet die Aufteilung in ein Elektivhaus (Ev. Krankenhaus St. Johannisstift) mit Abteilungen, in denen tendenziell eher geplante Eingriffe durchgeführt werden, und ein Akuthaus (Brüderkrankenhaus St. Josef) mit Abteilungen, in denen tendenziell auch viele notfallmäßige bzw. nicht planbare Eingriffe stattfinden, den roten Faden für die gemeinsame Medizinstrategie.
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Vor diesem Hintergrund wird die Orthopädie, bis dato im Brüderkrankenhaus beheimatet, ihren Betrieb zum 1. September 2023 am Standort St. Johannisstift aufnehmen. Die Viszeralchirurgie des Ev. Krankenhauses St. Johannisstift wird gleichzeitig an den Standort Brüderkrankenhaus wechseln und zukünftig gemeinsam mit der dortigen Viszeralchirurgie die entsprechenden Patientinnen und Patienten versorgen.
Strukturen in den Zentralen Notaufnahmen
Aufgrund des Wegfalls der Chirurgie im St. Johannisstift werden sich auch die Strukturen in den Zentralen Notaufnahmen verändern. Siegfried Rörig, Regionalleiter der BBT-Gruppe in Paderborn/Marsberg: „Bei schon seit Jahren zunehmenden Fallzahlen, teilweise sogar mit Einlieferungen auch aus Nachbarkreisen, und dem überall knapper werdenden Personal bietet die Zusammenführung beider Häuser die Chance, die so genannte Versorgungsstufe 2 weiterhin sicher und qualitativ hochwertig erbringen zu können“. Mit den Rettungsdiensten haben bereits Gespräche über die zukünftige Ausrichtung stattgefunden. Cheforthopäde PD Dr. Christoph Windisch und sein Team sind seit dem 23. August von der Husener Straße an die Reumontstraße gezogen, um dort Anfang September starten zu können. Im ersten Obergeschoss des St. Johannisstifts entsteht aktuell die frisch renovierte Station 4 mit 36 Betten für orthopädische Patienten. Auf der gleichen Ebene wird eine orthopädische Ambulanz entstehen. Operiert werden soll an jedem Wochentag, zusätzlich werden voraussichtlich an einem Tag in der Woche die ambulanten Operationen stattfinden. Die Radiologie, beide Physiotherapie-Teams, das Sanitätshaus und viele weitere Abteilungen sind entsprechend eng in die Umsetzungen mit einbezogen. So wird die radiologische Versorgung am St. Johannisstift ab dem 1. Oktober vom Team der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie unter der Leitung von Prof. Dr. med. Marc Keberle mit den dort bestehenden Geräten aufgenommen. Aktuell wird die radiologische Versorgung an der Reumontstraße noch durch die externe Praxis Radiologie am Theater betrieben.
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Die Viszeralchirurgie
Die Viszeralchirurgie, aktuell noch an beiden Standorten vorhanden, konzentriert sich zum 1. September am Brüderkrankenhaus. Die Chefärzte PD Dr. Ricarda Diller und Klaus Christian Diederich planen mit circa 30 Prozent mehr viszeralchirurgischen Patienten als bisher am Brüderkrankenhaus behandelt wurden. „Mit dem zertifizierten Darmkrebszentrum, dem onkologischen Zentrum und der robotergestützten Chirurgie mit dem Da Vinci am Brüderkrankenhaus sind wir bereits gut aufgestellt. Durch die Zusammenarbeit mit dem Johannisstift können wir insbesondere die Notfallversorgung der viszeralchirurgischen Patientinnen und Patienten durch Bündelung unserer Kompetenzen weiter verbessern“, erklärt Ricarda Diller.
Warum die Zusammenführung notwendig ist
Der neue Landeskrankenhausplan NRW sieht eine Konzentration von Kompetenzen vor, Doppelvorhaltungen außerhalb der Basisversorgung sind im Konzept nicht enthalten. „Damit sind wir heute schon im Sinne des neuen Landeskrankenhausplanes unterwegs“, setzt Martin Wolf, Vorstand der Stiftung St. Johannisstift, die Fusion in den planerischen Kontext. Die Zusammenführung der beiden Häuser sowie insbesondere die neue Medizinstrategie seien sowohl seitens der Kostentäger als auch seitens der Politik sehr wohlwollend aufgenommen worden.