Hochsauerland. Mit den Schützenfesten im HSK steigt die Zahl der Corona-Patienten, die ins Krankenhaus müssen. Zufall oder Zusammenhang? Das sagen die Vereine.

Ja, die Corona-Zahlen sind während der Schützenfest-Saison gestiegen. Aber: Nein, es gibt keinen nachweisbaren kausalen Zusammenhang, dass die Feste wirklich die Treiber gewesen sein könnten. „Es war die richtige Entscheidung, wieder Schützenfeste zu feiern. Und mir ist kein Fall bekannt, dass es bei einer Erkrankung schwere Verläufe gegeben hat“, sagt Kreisschützenoberst Rüdiger Eppner.

ONLINE-WP-Brilon-Coronapatienten-in-Krankenhäusern
ONLINE-WP-Brilon-Coronapatienten-in-Krankenhäusern © funkegrafik nrw | Anna Stais

Als Oberst ist er auf vielen Festen gewesen. Und immer wieder hat er auch gehört, dass es danach im Dorf oder in der Stadt Corona-Erkrankungen gegeben hat. „Aber alles leichte Fälle. Es wurde Zeit für ein Stück Normalität mit Eigenverantwortung. Vereine, Schausteller, Musikkapellen oder Festwirte haben sehr unter den Einschränkungen und Ausfällen gelitten. Es ist richtig, dass hier und da vor allem die älteren Leute beim Festbesuch noch zögerlich waren und ferngeblieben sind. Das kann ich auch verstehen. Aber ich habe gesehen, mit welcher Freude und Begeisterung die jungen Leute beim Schützenfest waren. Daher haben wir keinen Fehler gemacht, jetzt wieder zu feiern.“

Kreisschützenbund appelliert an Einhaltung der Corona-Regeln

Der Kreisschützenbund, so Eppner weiter, habe immer gesagt, dass man sich an die geltenden Reglen von Bund, Land und Kreis zu halten habe. Es sei auch jedem Verein frei gestellt gewesen, das Fest auszurichten oder nicht. „Aber alle haben sich dafür entschieden und die Einhaltung der Hygiene-Vorschriften sei sehr ernst genommen worden. „Und wo es ging, wurde draußen gefeiert.“

Lesen Sie auch. Willingen Open Air: Riesen Aufwand für Fanta 4 und Co.

Michael Müller ist 1. Vorsitzende des Musikvereins Medelon und auch im Schützenverein Medelon aktiv. „Nach dem Fest hat man bei uns im Dorf schon gemerkt, dass einige danach Corona hatten“, sagt er In den Tagen und Wochen nach dem Fest habe sich das Virus auch innerhalb einzelner Familien weiter ausgebreitet. „Das waren auch schon ganze Familienverbände, die krank im Bett lagen“, sagt Müller, der als Vertreter Medebachs im Kreisschützenbund Brilon sitzt. Ob es tatsächlich am Fest lag?

Coronainfektionen hätten nichts mit Hygienekonzepten zu tun

Die Zunahme der Infektionen könne keinesfalls am Hygienekonzept gelegen haben, das man penibel genau befolgt habe. So seien auch die Biergläser strikt nach den behördlichen Vorgaben und mit speziellen Reinigungsmitteln gesäubert worden. „Das hat man auch beim Bier gemerkt. Der Schaum war schneller weg als sonst“, sagt er und lacht.

Lesen Sie auch:Brilon/Marsberg: Schulleiter schauen besorgt auf den Herbst

Auch unter sich waren die Schützen mitunter vorsichtig und haben freundschaftliche Gegenbesuche hier und da reduziert. Paul Köster ist 2. Vorsitzender der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft in Medebach. Ab diesem Freitag steigt dort das Schützenfest und entsprechend ist er vorsichtig, damit er auf jeden Fall dabei sein kann. Der Vorstand sollte schließlich schon mitfeiern können.

Normalität bei den Medebacher Schützen

Normalität ist in den Vereinen eingekehrt und dazu gehört auch, dass bei den benachbarten Vereinen vorbeigeschaut wird, wenn diese ihr Schützenfest feiern. „Man bleibt wie sonst auch dort, schickt eine Abordnung von vier bis fünf Mann und schaut einen Abend vorbei“, erklärt Köster. Normalerweise würde man auch in anderen Ortschaften beim Umzug dabei sein, wenn ein Medebacher dort König geworden ist. Da das in diesem Jahr bisher nicht der Fall war, konnte so einem erweiterten Infektionsrisiko aus dem Weg gegangen werden.

Lesen Sie auch:Corona im HSK: Das erwartet Schüler zum Schulstart

In Medebach wird überwiegend in der Halle gefeiert, aber auch draußen, sofern das Wetter das zulässt. „Die Leute sind reservierter, wenn es darum geht, in die Halle zu gehen. Aber der Festwirt achtet sehr auf die Hygiene. Es gibt eine gute Be- und Entlüftung und damit gute Voraussetzungen. Wir hatten auch mit dem Gesundheitsamt Verbindung aufgenommen“, sagt Köster.

Ausgefeiltes Hygienekonzept für Schützenfest Medebach

Er geht trotz der Pläne für das Hygienekonzept davon aus, dass Leute beim Fest fehlen werden, um einer möglichen Ansteckung mit Corona aus dem Weg gehen zu können. Manche haben vielleicht noch den Urlaub vor sich und wollen nichts riskieren. „Das lässt sich nicht beeinflussen. Wir sind froh, dass wir wieder feiern und das Fest durchführen können. Da wir so ziemlich die letzten sind, die das Fest ausrichten, sind wir vielleicht auch besser gerüstet.“

Lesen Sie auch: Winterberg: Bikeparkschef hält nichts von Altersbeschränkungen

Ordentliche Lücken in die Reihen der Musikvereine hat das Virus aber auch gerissen: „Ich weiß als Musikerin, dass ich in dieser Zeit oft zur Verfügung stehen muss und schränke mich dafür privat auch ein, damit das möglich ist“, sagt Rita Vogt, die unter anderem seit 35 Jahren im Musikverein Alme aktiv ist. Corona forderte in den Vereinen stellenweise seinen Tribut und Musiker fielen krankheitsbedingt aus. Es sei schwierig, in solchen Fällen schnell Ersatz zu finden. Ein Problem, das sich nicht immer lösen lässt.

Große Hilfsbereitschaft unter Musikvereinen

Von Vorteil ist aber die große Hilfsbereitschaft unter den Vereinen. „Man kennt sich untereinander und hilft sich dann nach Möglichkeit. Es gibt Netzwerke über WhatsApp, wo geschaut wird, wer gerade Zeit hat. Dann spielen auch mal Leute aus Münster, Lippstadt oder hinter Arnsberg mit“, sagt Vogt. Sie weiß, worauf sie sich als Musikerin einlässt und hofft, dass es weiterhin gut geht.

Lesen Sie auch:Winterberg: Hier entstehen gerade die neuen Radwege

Das bestätigen auch die Angaben des Kreisgesundheitsamtes. Während die Zahl der Patienten in den Kliniken zunimmt, bleibt die Zahl der intensivmedizinisch Betreuten relativ konstant. Meist, so hatten zuletzt Kreisgesundheitsamt und Klinik-Pressesprecher betont, würden Patienten erst bei der Aufnahme positiv getestet. Die Erkrankung sei gar nicht Ursache des Krankenhaus-Aufenthalts. Wer beispielsweise wegen eines Bruchs vorbeigeht und bei der Aufnahme positiv auf Corona getestet wird, zählt als Corona-Kranker.

Lesen Sie auch:Gasknappheit: Stadtwerke bereiten sich auf Notfalllage vor

So lagen am 30. Juni zwar 70 Corona-Patienten stationär in Kliniken des Kreises, davon wurden aber nur drei intensivmedizinisch betreut und einer beatmet. Eine Woche später waren es 88 Patienten, davon drei intensiv und einer wurde beatmet. Am 7. Juli, waren es dann 92 Patienten, davon 6 intensiv, und einer wurde beatmet. Zum Ende des vergangenen Monats stieg die Zahl auf 98 Patienten an. Wo die Leute sich infiziert haben? Das weiß kaum einer - es muss nicht auf dem Schützenfest gewesen sein.