Medebach. Jubelnde Menschen, Kutschfahrt, Festzug - Jessica Lehwark ist Schützenkönigin in Medebach. Sie erzählt, wie emotional bewegend das ist.

Wer einmal ein Sauerländer Schützenfest mit allem, was dazu gehört, mitgemacht hat, weiß: Das sind drei Tage Ausnahmezustand für alle, die mitfeiern. Doch wie muss das erst für diejenigen sein, die im Mittelpunkt stehen, also für das Königspaar? Wir haben mit Jessica Lehwark über ihre Regentschaft gesprochen. Aufgrund der Corona-Pandemie ist sie in Medebach nun schon Schützenkönigin im dritten Amtsjahr.

Spontane Entscheidung am Vorabend

Einmal Schützenkönigin! War das schon immer ihr Wunsch oder kam das 2019 eher überraschend?

Jessica Lehwark: Das war eigentlich überhaupt nicht mein Wunsch - noch nie - und mein Freund Matthias wusste das auch. Doch am Abend vor dem Vogelschießen hat er sich mit seinem Kumpel spontan überlegt, dass er am nächsten Tag Schützenkönig werden möchte. Ich habe das nicht so wirklich ernst genommen. Nachts hat er dann sogar noch mit meinem Vater deswegen telefoniert und beim Schützenfrühstück vor dem Vogelschießen hat er dann wohl den Entschluss gefasst, ernsthaft mit zu schießen. So ganz überraschend war es also nicht für mich, obwohl ich erst als ich ihn an der Vogelstange gesehen habe, gemerkt habe, dass er es ernst damit meint.

Zur Person

Jessica Lehwark ist amtierende Schützenkönigin der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Medebach. Sie regiert seit 2019 gemeinsam mit Matthias Schreiber.Alter: 29 JahreBeruf: RechtsanwältinHobbys: Kochen, Klavierspielen

Gemischte Gefühle

Was war Ihr erster Gedanke als der Vogel fiel?

Mein erster Gedanke war: Wie komme ich aus der Nummer wieder raus? Ich habe schlagartig geweint aus Überforderung, aber auch vor Freude. Ich hatte sehr gemischte Gefühle. Einerseits hatte ich ein wenig Angst davor, andererseits hatte ich schließlich doch mitgefiebert und wäre traurig gewesen, wenn es am Ende nicht geklappt hätte. Viel Zeit zum Nachdenken hatte ich dann aber nicht. Nach den Glückwünschen wurden wir direkt hochgehoben und dann in die Halle getragen.

Was ist das für ein Gefühl, wenn man plötzlich so im Mittelpunkt steht?

Das ist ein total schönes Gefühl, weil einem als Königin unglaublich viel Freundlichkeit und Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Die Zeit vergeht total schnell und ich habe das ganze Fest richtig genossen. Alle gratulieren, feiern das Königspaar und freuen sich mit. Aber natürlich ist es auch anstrengend so im Mittelpunkt zu stehen. Ich bin ein Mensch, der sehr gerne lacht und fröhlich ist, aber irgendwann tat mir mein Lächeln fast schon ein bisschen weh.

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Hofstaat-Mädels als Unterstützung

Denkt man vielleicht auch mal oh, Gott: Hoffentlich mache ich alles richtig? Woher weiß eine Königin, wie sie sich verhalten muss?

Ich bin nicht der Typ, der sich darüber Gedanken macht, ob er alles richtig macht. Ich habe zum Beispiel bei meinem ersten Auftritt die Schärpe falsch herum getragen. Dabei gibt es sogar einen Königinnen-Koffer mit Schärpe, Königinnen-Krönchen und Anleitung zum Schärpe-Tragen. Eine ganz große Unterstützung waren für mich die Mädels, die mit im Hofstaat waren. An die muss ich ein ganz großes Lob und Danke aussprechen. Die haben alles in die Hand genommen und für mich organisiert. Zwei von ihnen waren selbst schon mal Schützenkönigin und wussten, worauf es ankommt. Ich musste mir keine Gedanken machen. Darüber war ich sehr froh, denn ich komme aus Dreislar und dort läuft beim Schützenfest einiges anders ab als in Medebach. Irgendwie durchläuft man schließlich aber alles ganz automatisch.

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Emotionale Momente

Was waren die schönsten Momente Ihrer Regentschaft?

Umzug beim Schützenfest Medebach 2019.
Umzug beim Schützenfest Medebach 2019. © Rita Maurer | Rita Maurer

Ganz klar: Als der Vogel fiel. Sehr emotional war für mich aber auch als wir bei meinem Freund zu Hause zum ersten Mal abgeholt wurden. Das war der erste Schritt als Königin in die Öffentlichkeit, draußen haben viele Menschen auf uns gewartet. Da sind mir ein wenig die Beine wackelig geworden. Auch die Fahrt mit der Kutsche war ein ganz besonderes Erlebnis. Und dann war es natürlich einfach super zwei Tage lang mit dem Hofstaat durchzufeiern.

Was macht für Sie das Besondere der Schützenfeste im Sauerland aus?

Drei Tage zusammen zu feiern, viele Leute zu treffen. An diesen Tagen kommen alle zusammen. Man trifft Freunde und Bekannte, die man das Jahr vielleicht auch nicht so oft sieht und kann mit jedem mal wieder bei einem Bierchen quatschen. Jeder nimmt sich an diesem Wochenende Zeit, um gut gelaunt das Fest zu genießen.

Verlängerung: Dritte Amtszeit

Sie haben bei der WP-Schützenköniginnen-Aktion mitgemacht. Wie haben Sie die Aktion erlebt?

Spannend, aber auch ganz schön anstrengend, schließlich muss man jeden Tag Klicks für sich generieren. Dabei hatte ich mich selbst gar nicht für die Aktion angemeldet. Meine Schwägerin und Matthias haben mich als Überraschung angemeldet Darüber habe ich mich sehr gefreut, da sie sich viel Mühle mit der Profilerstellung gegeben haben. Dabei war es mir am Ende gar nicht so wichtig, welchen Platz ich belege. Dabei sein ist schließlich alles.

Durch die Corona-Pandemie hat sich die Amtszeit jetzt ins dritte Jahr verlängert. Wie ist das für Sie und ihren Schützenkönig?

Eigentlich hätte ich ja nicht gedacht, überhaupt mal Schützenkönigin zu werden. Deshalb hätte ich jeden erst recht für verrückt erklärt, der mir gesagt hätte, dass ich drei Jahre lang Schützenkönigin sein würde. Aber da wir aufgrund der Corona-Pandemie kaum offizielle Auftritte haben, ist das Ganze ja relativ entspannt.

Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht, dass bald mal wieder richtig Schützenfest gefeiert wird?

Natürlich sind die Schützenfeste für die Vereine und die Menschen wichtig, aber mir persönlich ist es wichtiger, erstmal in einen normalen Alltag zurück zu kommen, bevor wir wieder an große Veranstaltungen denken. Solange wir noch mit Maske einkaufen gehen, brauchen wir nicht an Schützenfeste zu denken. Aber wir wünschen uns natürlich – und hatten es uns auch schon für dieses Jahr gewünscht – dass nächstes Jahr endlich wieder richtig gefeiert werden kann.

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