Hochsauerlandkreis. Corona bestimmt weiter den Alltag in Seniorenheimen im Altkreis Brilon. Die Caritas und das DRK sprechen über Fallzahlen, Impfquoten und Sorgen.

Corona hält uns weiter in Atem. Mit Blick auf die kommenden Wochen und Monate mache ich mir große Sorgen“, sagt Heinz-Georg Eirund, Geschäftsführer der Caritas in Brilon. Das Deutsche Rote Kreuz im Altkreis Brilon hatte erst vor wenigen Wochen große Probleme mit dem Virus. „Es gab in der Vergangenheit immer mal vereinzelte Coronafälle bei unseren Bewohnern und vor circa vier Wochen sind 26 Bewohner auf einmal und in der Gesamtheit erkrankt. Dies hatte zu Folge, dass auch viele Mitarbeiter, trotz vollständiger Impfung und Schutzmaßnahmen auch erkrankten“, sagt Marika Dünnebacke vom DRK Seniorenzentrum Josef-und-Herta-Menke-Haus. Beide sprechen über die Sorgen und wie sich das Leben für die Senioren verändert hat.

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Seit dem 1. Juli gelten geänderte Besuchsregeln in den Altenheimen in NRW. Mehr Besuche, ohne Anmeldung sind möglich. Auch ein Zusammensein im Zimmer ist wieder erlaubt, entweder mit Mund-Nasen-Schutz und Händedesinfektion oder mit dem grundsätzlichen Abstand von 1,5 Metern. Weiterhin gilt aber Vorsicht bei Kontakten. „Die Bewohner können endlich wieder am öffentlichen Leben teilhaben und die Aktivitäten in der Einrichtung wieder gemeinschaftlich stattfinden. Natürlich weiterhin mit Vorsichtsmaßnahmen und Einhaltung der Hygieneregeln“, so Dünnebacke. Testungen und FFP2-Masken sind weiterhin an der Tagesordnung. Fast alle Bewohner sind mittlerweile zum vierten Mal geimpft.

Senioren passen sich Coronaregeln schnell an

Die Bewohner kämen erstaunlicherweise sehr gut mit den ständigen Veränderungen und Vorschriften zurecht und passen sich laut Dünnebacke schnell an die Gegebenheiten vor Ort an. Das gesamte Personal muss dies ebenfalls und unterstützt die Bewohner in verschiedenen Belangen.

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„Weiterhin infizieren sich passend zu allgemein steigenden Inzidenz Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die richtigerweise in Quarantäne gehen müssen. Weiterhin verhalten sich unsere Mitarbeiter trotz der allgemeinen Öffnungen zurückhaltend und sehr verantwortungsvoll. Dennoch ist es aufgrund vieler Rücknahmen von allgemein Schutzmaßnahmen logisch, dass Infizierungen passieren“, sagt Heinz-Georg Eirund.

Personelle Ausfälle wegen Corona in Seniorenheimen

Nicht-infizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen die Aufgaben in der Pflege und Betreuung in diesen Fällen entsprechend auffangen. Die körperlichen und psychischen Anforderungen an die Arbeit sind seiner Ansicht nach weiterhin sehr hoch und werden nicht weniger. Die Belastungsgrenzen seien nach zweieinhalb Jahren Pandemie erreicht und auch überschritten. „Wir können nur dankbar sein und ich hoffe, dass die Menschen es nachhaltig würdigen, was in der Pflege und Betreuung von Menschen mit Behinderung und Senioren, durch unsere Mitarbeiter geleistet wird. Ich ziehe wirklich jeden Tag den Hut!“

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Die Schutzmaßnahmen sind auch in den Senioreneinrichtungen der Caritas hoch. Konsequente Testungen über die Vorgaben hinaus, bei Urlaubsrückkehrern vor Betreten der Einrichtung und Angebot von FFP 2 Masken auch wenn der Mund-Nasenschutz laut Vorgabe ausreicht. Auch hier sind die Impfquoten hoch und fast bei 100 Prozent in Bezug auf die vierte Schutzimpfung.

Mehr Freiheiten für Senioren in Wohnheimen

Die allgemeine Lockerung der Coronaregeln wirke sich auf die Menschen in besonderen Wohnformen aus. Viele bewegen sich auch außerhalb der Einrichtungen, genießen die Sonne in einem Café und haben Kontakte. „Da sind Infektionen vorprogrammiert. Ja, in allen drei Altenheimen und in einigen Wohnheimen für Menschen mit Behinderung gab es Infektionen die alle glimpflich für die Betroffenen ausgegangen sind. Die Ausbrüche konnten durch schnelles konsequentes Handeln wie zum Beispiel tägliche Reihentestungen eingegrenzt werden“, erklärt Eirund.

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Er ist erstaunt, wie gut die Bewohner mit den sich ständigen Bestimmungen zurechtkommen. Sie seien dankbar über die Regeln und froh geschützt zu sein. Grundsätzlich sei es zum Beispiel für dementiell beeinträchtige Menschen schwer, Regeln einzuhalten. Entsprechend einfühlsam und geduldig seien nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Mitbewohner mit Erklärungen. Nach einer so langen Zeit, sind die Regeln und deren Veränderungen Teil das Lebens in Altenheimen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, so Eirund. „Anders stellt es sich in unseren Mutter-Kind-Kliniken dar. Hier kommen Frauen mit Ihren Kindern aus einem fast regelfreien Corona-Alltag und müssen dann schon längst abgelegte Regeln wieder annehmen. Aber auch das geht dann wieder.“

Sorge um noch gefährlichere Corona-Variante

Der Geschäftsführer ist überzeugt, dass es im Herbst wieder massive Probleme wegen Corona geben wird. Schon jetzt musste in einer Sozialstation die Aufnahme von neuen Patienten eingeschränkt werden. Nicht jeder Wunsch könne sofort bedient werden. Das sei im Einzelfall für die Betroffenen und Angehörigen ein großes Problem, aber auch für die Pflegedienstleistungen, die viel umorganisieren müssten. „Wenn die Krankenhäuser wieder sehr hoch belastet sind, werden Patienten noch schneller entlassen. Das wird dann zusätzlich von der ambulanten Pflege aufzufangen sein.“ Eirund fragt sich, welche Zustände wohl auf uns zukommen, wenn nicht nur eine hochansteckende Virusvariante ansteht, sondern auch eine noch gefährlichere.