Winterberg/Züschen. Holz als Schlüsselfaktor für die Klimakrise? Der Geschäftsführer von Ante-Holz bei Winterberg über Holzwirtschaft und die Zukunft des Waldes.
Waldretter sind auch diejenigen, die den Wald anders betrachten. Wirtschaftlich, ganzheitlich und mit einem Blick für die Zukunft. Jörn Kimmich, Geschäftsführer von Ante-Holz, ist so jemand. Im Interview erklärt er, was sein Familienunternehmen aus Winterberg eigentlich mit dem Holz aus dem Wald anstellt, welche Zukunft der Wald nach dem Borkenkäfer hat und wie sogar jedes bisschen Rinde sinnvoll genutzt werden kann.
Mitmachen und Bäume pflanzen: Alles zur WP-Aktion „Waldretter“ lesen Sie hier.
Sechs Standorte in Europa mit 1200 Mitarbeitern
Die ante-Gruppe ist an sechs Standorten in Europa präsent. Das Unternehmen beschreibt sich selbst auf seiner Website. „Wir sind eines der größten inhabergeführten Familienunternehmen der europäischen Holzindustrie. Seit der Gründung 1927 als Sägewerk in Winterberg (Nordrhein-Westfalen), haben wir uns durch nachhaltiges und langfristiges Wachstum zur heutigen ante-Gruppe entwickelt.“ Vier Generationen arbeiten seitdem daran, Nadelholz zu modernsten Produkten zu verarbeiten und sie weltweit zu verkaufen.
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Können Sie Ihr Unternehmen vorab einmal beschreiben?
Jörn Kimmich: Wir sind ein integrierter Betrieb in der Säge- und Holzindustrie. Wir kaufen Rundholz aus dem Wald oder schlagen es selbst ein, um es zu unseren Basisprodukten zu verarbeiten.
Das entstandene Schnittholz wird in der nächsten Stufe zu Konstruktionsvollholz, Brettschichtholz oder Brettsperrholz weiterverarbeitet, welche die Ante-Holz herstellt. Teile des erzeugten Schnittholzes werden auch an die Verpackungsindustrie für Transportpaletten oder zum Beispiel Maschinenbauverpackungen weiterverkauft. Das Unternehmen beliefert auch große Baumärkte mit Produkten für den Haus- und Gartenbedarf. Das Unternehmen versichert selbst: „Rundholzeinkauf beginnt bei uns mit gewissenhafter Planung. Egal ob frei Werk, frei Waldstraße oder Selbstwerbung, das Naturprodukt Holz und dessen Nachhaltigkeit zu bewahren, steht an erster Stelle.“ Kommunikationstechnologien sowie State of the Art Maschinen ermöglichen effektives Arbeiten.
Wie genau wird eigentlich in einem Sägewerk gearbeitet?
Jörn Kimmich: Eine gute Logistik ist sehr wichtig. Wir müssen für unsere Bestellungen gezielte Durchmesser und Qualitäten erreichen. Für uns ist es also wichtig, stringent vorauszuplanen. Unsere Arbeitsschritte sind automatisiert und Holzstämme sortieren wir nach Länge und Durchmesser sowie Qualität und Holzart. Wir schneiden Fichte, Kiefer, Douglasie und Lärche ein. 1200 Mitarbeiter verteilen sich auf sechs Standorte.
Was macht Ihr Unternehmen so besonders?
Mitmachen und Waldretter werden
Mit der Aktion „Waldretter“ will unsere Zeitung einen Beitrag leisten, um die von Borkenkäfer und Windwurf zerstörten Flächen wieder zu bewalden. Unsere Zeitung beteiligt sich auch finanziell an der Aktion. Für jeden neuen Leser pflanzen wir einen Baum in der Region. Der Verlag hat zugesagt, mindestens 1500 Bäume zu spenden. Für Leser, die einen neuen Leser werben, gibt es ein besonderes Angebot unter aufforstenWir laden alle ein, sich an der Wiederaufforstung von Südwestfalen zu beteiligen und selbst Waldretter zu werden. Das geht auf diverse Art und Weise: Eine Baumspende ist ab einem Betrag von 5 Euro möglich. Dafür wird die Fläche gerodet und hergerichtet, ein Setzling gepflanzt und gepflegt. Ab einem Betrag von 50 Euro, also ab 10 Baumspenden, wird auf Wunsch eine Spendenquittung ausgestellt. Natürlich wählt jeder Spender selbst aus, in welchem Bereich gepflanzt werden soll. Hier geht’s zur Spende: waldretterBaumpate werden: Da die Wiederaufforstung eine Generationenaufgabe ist, kann man auch Baumpate werden. Für monatlich 10 Euro wird der Spender Pate einer 50 Quadratmeter großen Waldfläche, um für eine kontinuierliche Wiederaufforstung zu sorgen. Wer 19 Euro monatlich spenden möchte, wird Pate von 100m2 Mischwald. Details: waldlokal.com/waldretter-projektDirektspenden sind möglich an: WaldLokal gGmbh; IBAN: DE79 4145 0075 0000 0283 57; Verwendungszweck: Waldretter/ und Ort der Aufforstung.
Jörn Kimmich: Wir verarbeiten das Holz ganzheitlich. Wenn wir also Rundholz zu unseren Produkten verarbeiten, dann fallen auch Sägespäne oder Hackschnitzel an. Diese verarbeiten wir weiter zu Holzpellets. Selbst die Rinde, die von den Stämmen abgeschält wird und das im Prinzip geringwertigste Produkt eines Baums ist, nutzen wir als Basis zur Stromerzeugung. Wir verbrennen sie in Blockkraftwerken und erzeugen so Biostrom für die eigene Produktion beziehungsweise speisen es in das öffentliche Netz ein. Hier wird jeder Krümel verwendet, den Begriff Abfall gibt es hier nicht.
Das klingt so, als wäre Ihnen Nachhaltigkeit sehr wichtig.
Jörn Kimmich: Nachhaltigkeit ist das A und O. Der Werkstoff Holz ist wichtig für die Klimabilanz und für die Zukunft ein Faktor der zu nachhaltigen Lösungen beitragen wird. Er kann beispielsweise zu langlebigen Produkten verarbeitet werden – insbesondere als Baumaterial in Häusern, wo es CO2 langfristig speichert. Holz ist ein absoluter Schlüsselfaktor in einer nachhaltigen Bau- und Wohnlandschaft.
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„Wir handeln verantwortlich“, verspricht Ante-Holz auf seiner Website. „Die Wälder sind die „grüne Lunge“ unseres Planeten. Sie aus Gründen der nachhaltigen Entwicklung der Biosphäre aller Orts zu erhalten, ist eine der wesentlichen gesellschaftlichen Aufgaben des 21. Jahrhunderts.“ Die Produktion des Familienunternehmens basiere auf den Erträgen nachhaltiger Waldwirtschaft und sei konsequent umweltverträglich ausgerichtet.
Der Wald im Hochsauerland ist massiv vom Klimawandel betroffen. Der Borkenkäfer zerstört ganze Waldabschnitte. Wo sehen Sie die Zukunft des Waldes?
Jörn Kimmich: Die Verbreitung des Borkenkäfers wurde natürlich durch die extreme Trockenheit der vergangenen Jahre begünstigt und forciert. Zwar hatten wir in diesem Jahr deutlich mehr Niederschläge, was die Gefahr etwas reduziert hat. Trotzdem gibt es zu viele käfergeschädigte Bäume. Die Flächen müssen nun mit klimastabilen Mischwäldern aufgeforstet werden, je nach Region. Der Wald der Zukunft wird nicht mehr aus reinen Monokulturen bestehen.