Brilon. Kinder im HSK wachsen oft naturnah auf – vielen fehlt trotzdem der Zugang zum Wald. Wie die Kitas in Brilon das ändern wollen.
Die Waldretter von morgen besuchen heute noch die Kindergärten. Ganz bewusst ist das den Leiterinnen der Kitas im HSK, die regelmäßig den Kindern die Wälder rund um Brilon näher bringen. Wie sie das machen, erklären sie im Rahmen der WP-Serie.
Mit großen Augen und aufgerissenen Mündern steht die kleine Gruppe vor der rollenden Waldschule. Bunte Gummistiefel an den Füßen, wasserabweisende Regenjacken übergeworfen. Peter Vogel als Obmann erklärt den Kindern mit seiner rollenden Waldschule alles, was sie über die Jagd und Natur wissen sollten – natürlich kindgerecht. Emilia Becker ist die Leitung der katholischen Kindertageseinrichtung St. Petrus und Andreas in Brilon. Sie organisiert für die Kinder, die ihre Kita besuchen, regelmäßig Waldwochen. „Wir gehen gemeinsam in den Wald und haben schon oft mit Peter Vogel zusammengearbeitet. Explizit werden dann Arten von Bäumen gezeigt und verschiedene Blätter miteinander verglichen. Sei es Kastanie oder Esche.“ Das Erleben im Wald wird im Alltag weiter aufgearbeitet. „Wir nutzen Material aus dem Wald und machen beispielsweise Legearbeiten.“
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Im Alltag werden auch Spaziergänge durch das Rochuswäldchen organisiert, das ganz nah an der Einrichtung liegt. „Die Kinder nehmen das Thema gerne auf und erleben hautnah den Wald“, erzählt sie. Bei einigen Kindern fehle allerdings der Zugang zum Wald, vielleicht weil sie noch nicht so oft Kontakt zu der Natur in Wäldern hatten. „Die sind natürlich noch aufgeweckter und nach einem Spaziergang wirklich ausgepowert. Sie sprechen viel über die Erlebnisse, so werden Spaziergänge im Wald auch schnell zu Sprach- und Bewegungsanlässen für die Kinder“, sagt Emilia Becker.
Kneipp und der Wald
Die Katholische Kindertagesstätte St. Maria im Eichholz legt den Fokus neben dem Wald besonders auf das Kneipp-Erlebnis in der Natur. „Wir sind auf dem Weg, eine zertifizierte Kneipp-Kita zu werden“, sagt Petra Niggemann, Leiterin der Kita. Corona hat allerdings eine Verzögerung in den Prozess gebracht. Zwar habe es einen Kick-Off-Abend mit allen Eltern gegeben, an dem die fünf Säulen von Kneipp erläutert worden sind und auch alle Zertifizierungsunterlagen seien eingereicht, allerdings fehlt noch der letzte Schritt. Petra Niggemann hofft auf eine schnelle Zertifizierung der Einrichtung.
Es ist ein helles Gebäude, mit meterhohen Fenstern. Natürliche Materialien sind verarbeitet worden, viel Holz. Petra Niggemann zeigt den Kneipp-Raum, der derzeit im Entstehen ist. Ein Fußbecken gibt es schon. Eine Kneipp-Figur auch. Hier sollen die Kinder besonders das Element Wasser kennenlernen. Im Spielbereich draußen gibt es Kräuterbeete und Kartoffelkisten. Darum kümmern sich die Kinder selbst, gießen und gärtnern.
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Im Wald sind die Kinder rund alle 14 Tage. Dann ziehen sie mit dem Bollerwagen los. Dort werden Mandalas gelegt, Waldmännchen gebastelt. Manchmal ist eine Waldpädagogin dabei, manchmal ein Ranger. Dann setzen sich die Kinder auf einen Baumstamm, halten sich fest und messen so, wie viele Kinder auf den Baum passen. „Wir machen auch viel im Rahmen von Brilon natürlich“, erzählt Petra Niggemann. Hinter ihr steht ein Kletterbaum, den wollten schon viele fällen. „Das kann ich immer verhindern“, sagt sie und lächelt. Natur erleben ist wichtig für die Kinder. „Natürlich wachsen viele Kinder in Brilon in einer naturnahen Umgebung auf. Manche Kinder kennen aber trotzdem keinen Wald und haben motorische Schwierigkeiten, einen Berg hoch und herunter zu laufen, insbesondere für diese Kinder ist es wichtig, dass sie Natur mit allen Sinnen erleben. Die Schule des Leben, wenn man es so sagen will.“ Für die Abschlussfeier der Vorschulkinder geht es stets in den Wald am Ratmerstein. „Dann erleben wir den Wald am Abend, das ist immer etwas Besonderes.“
Was fragen Kinder, wenn sie die abgeholzten Flächen sehen? Wenn sie merken, dass der Wald verschwindet? „Wir gehen ja meist in das Wäldchen am Ratmerstein, da sind die Veränderungen noch nicht sichtbar. Aber wir wollen in Zukunft auch den Waldfeenpfad laufen und dann werden Fragen kommen. Damit werden wir uns beschäftigen.“