Winterberg. Die Ausbildung zum Hotelfachmann und zur Hotelfachfrau ist in Winterberg nicht überall begehrt. Stellenangebote gibt es reichlich. Wo es hakt:

„In Zukunft wird dieser Berufszweig wieder stark nachgefragt werden bei jungen Leuten, weil er krisensicher ist“, sagt Jörg Templin, Geschäftsführer im Romantikhotel Astenkrone in Winterberg, überzeugt. Doch die Zukunft ist nicht die Gegenwart und derzeit haben manche Hotels in Winterberg Probleme Auszubildende zur Hotelfachfrau beziehungsweise zum Hotelfachmann zu finden. Der Grund dafür liegt nicht nur bei Corona.

Michel Vogel, Hoteldirektor im Dorint-Hotel Winterberg.
Michel Vogel, Hoteldirektor im Dorint-Hotel Winterberg.

Michel Vogel ist Geschäftsführer im Dorint Resort. Jährlich werden dort neue Azubis aufgenommen und ausgebildet. Vier im Hotelfachbereich, vier in der Küche. „Meist bekomme ich gar nicht alle Stellen besetzt, weil die Bewerbungen fehlen. Das ist in Winterberg und dem Umland oft so. Es gibt viele Hotels, aber vermutlich gehen die Azubis lieber in Städte wie Köln, Berlin und Hamburg bevor sie wiederkommen.“ Er gibt auch die schwierige Wohnungssituation als Grund an, der eine Ausbildung ein Stück weit unattraktiv macht. Ein Umstand, den er aber schon länger beobachtet und nicht erst seit der Coronakrise, die Hotels monatelang geschlossen hielt und dann zunächst lediglich für Geschäftsreisende öffnen ließ.

Hotels leben nach Lockerungen wieder auf in Winterberg

„Ich denke nicht, dass das ein Grund ist. Wir haben wieder auf und regenerieren uns schnell. die Leute kommen, als wären die vergangenen sieben Monate nicht gewesen. Wer den Job haben will, bewirbt sich auch, aber das Image der Branche ist vielleicht nicht allzu positiv“, sagt Vogel. Seiner Einschätzung nach leidet die Hotellerie noch unter der Einschätzung vergangener Jahre, als Auszubildende als billige Arbeitskräfte gesehen wurden. Der Geschäftsführer sagt aber klar, dass sie oben auf sind und nicht als vollwertige Mitarbeiter eingesetzt werden.

Jörg Templin, Geschäftsführer im Romantikhotel Astenkrone.  
Jörg Templin, Geschäftsführer im Romantikhotel Astenkrone.   © privat

Jörg Templin macht andere Erfahrungen. Drei oder vier Azubis hat er pro Jahr im Hotel Astenkrone. Zwei davon sind im Hotelfach tätig. In Vorstellungsgesprächen über das Internet bemerkte er sogar eine entspanntere Atmosphäre. „Die Bewerber fanden das cool. Es fühlte sich an, als wären alle auf einer Ebene“, sagt der Geschäftsführer.“

Studium wird der Ausbildung vorgezogen

Dr. Claudia Spiegel, Studiendirektorin am Berufskolleg in Meschede, bekommt in der theoretischen Ausbildung ein schwankendes Bild zu sehen. „In erster Linie bemerken die Betriebe bei den Stellenausschreibungen das Interesse der jungen Leute. Bei uns ist das in den vergangenen Jahren sehr schwankend gewesen, aber der Trend nimmt schon ab in dem Fachbereich.“ Sie begründet das fehlende Interesse damit, dass Schulabgänger immer mehr versuchen würden einen möglichst hohen Abschluss zu erlangen. „Ein Hauptschulabschluss oder ein schlechter Realschulabschluss sind oftmals inakzeptabel. Die Ausbildungsbranche ist abgesehen vom Industriekaufmann nicht mehr so gefragt. Die Bemühungen studieren zu können sind sehr groß“, sagt Spiegel.

Das hohe Maß an Flexibilität, auch in Bezug auf die Arbeitszeiten, und die Teamfähigkeit seien für manche Bewerber abschreckend. Ebenso die Corona-Pandemie, die zu großer Unsicherheit bei Auszubildenden geführt habe. Ein Großteil der Ausbildung findet im Betrieb statt. Wenn Arbeiten am Gast nicht machbar sind, sorgt das für kein gutes Gefühl vor einer Bewerbung.

Ausbildung ohne Gäste im Hotel

Michel Vogel hat dennoch versucht, Fachwissen aus dem Ausbildungsrahmenplan zu vermitteln, auch wenn die Gäste fehlten. „Es lässt sich daher nicht zu 100 Prozent alles machen. Dafür braucht es eben auch Kunden. Aber die Azubis hatten deswegen keine Sorgen mit Blick auf ihre Prüfungen.“ Jetzt sind sie seiner Auskunft nach aber froh, dass der geregelte Betrieb wieder stattfinden kann. Vogel möchte sich trotz der überschaubaren Bewerberlage nicht unterkriegen lassen und das Handtuch werfen. „Manche Hoteliers geben auf, aber wir machen weiter und versuchen, auf uns aufmerksam zu machen. Es ist extrem schwer.“

Jörg Templin freut sich, dass seine beiden Lehrlinge im Hotelfach erfolgreich ihre Prüfung bestanden haben. „Wir haben sie immer eingebunden, Schulungen gemacht. Aber wir konnten auch nicht mit Geschäftsreisenden arbeiten, weil die nicht zu uns kommen.“ Im Vorfeld hatte er daher Sorgenfalten mit Blick auf den Ausbildungsrahmenplan, weil manche Abläufe nur schwer zu zeigen sind, wenn die realen Bedingungen nicht vorliegen. „Aber es ging alles gut und die Azubis sind froh, dass wir wieder arbeiten können.“