Hochsauerland. Keine Beherbergung, kein Restaurantbesuch, keine Ostergottesdienste - die Perspektiven zwischen Brion und Winterberg sehen mau aus.

Die Entscheidungen der Bund-Länder-Runde haben vor Ort unterschiedliche Reaktionen ausgelöst.

Die Hoteliers

Der Hotel- und Gaststättenverband NRW (DEHOGA) ist frustriert, dass Gastronomie und Hotellerie erneut leer ausgegangen sind. „Wir haben die Nase gestrichen voll. Wir sind die ,Dauergelockten‘, weil der Staat im Umgang mit der Corona-Pandemie zahlreiche Entwicklungen versäumt hat“, so Bernd Niemeier, Präsident des Verbandes. Er fordert: „Wir wollen die Getesteten, die Geimpften und die Genesenen wieder als unsere Gäste begrüßen dürfen. Das ist unsere Überlebensstrategie.“

Prinzipiell unterstreicht auch Jörg Templin diese Forderung. Er ist Geschäftsführer des Romantik Berghotels Astenkrone in Altastenberg und Vorstandsmitglied des Stadtmarketingvereins Winterberg. Noch Anfang März hatte er in einer eindringlichen facebook-Videobotschaft auf die Nöte und Sorgen seiner Branche hingewiesen. Es sei diskriminierend, ein Berufsverbot zu erteilen, obwohl man doch alles getan habe, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. Er hatte große Hoffnungen in den 22. März gesetzt und schon damals vorausschauend seine Ängste formuliert, dass es doch hoffentlich nicht eintreffen werde, dass ausländische Destinationen öffnen, während hier die Pforten geschlossen bleiben und sich viele Angestellte bereits beruflich umorientieren. – Aber genau das ist eingetreten bzw. setzt sich fort.

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„Die Politik macht einen großen Fehler. Sie schafft es nicht mehr, die Menschen mitzunehmen und sie von der Notwendigkeit der Einschränkungen zu überzeugen. Man hätte von vornherein viel konsequenter und weitrechender herunterfahren müssen.“ Das ständige „Sitz, Platz, Bleib!“ oder „Auf, zu auf!“ trage nicht dazu bei, die durchaus realen Gefahren einer Pandemie zu verstehen und zu vermitteln. „Wenn ich mir die Ergebnisse von Dienstagnacht anschaue, dann komme ich zu dem Schluss: alles hätte noch eine Nummer härter ausfallen müssen, um endlich verbindliche Ziele zu formulieren.“ Es gehe um Perspektiven, um ein festes Datum, auf das man hinarbeiten könne. So ein Betrieb lasse sich ja auch nicht von heute auf morgen öffnen. Man brauche mindestens zehn Tage Vorlaufzeit. Testen, testen, testen in Verbindung mit immer mehr Impfungen sei ein weiterer und wichtiger Schritt in Richtung Normalität, den man nun verfolgen müsse. Was in Mallorca möglich sei, hätte man auch in Deutschland realisieren können.

Für den Hoteldirektor ist es auch wichtig, seine Mannschaft auf einen Neu-Start einzuschwören. „Unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln haben wir bis gestern hier gemeinsam im Haus mit den Azubis gestrichen, zusammen gegessen und Perspektiven für den Neustart entwickelt, uns gegenseitig motiviert. Gestern habe ich sie wieder nach Hause geschickt. „Jetzt müssen wir wieder abwarten. Ich denke, dass das vor Mai nichts wird. Und Außengastronomie zu erlauben, hilft uns auf einer Lage von 800 Höhenmetern auch nicht weiter.“

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Die Kirchen

Wie reagieren die katholischen Kirchen auf die Empfehlung des Corona-Gipfels, über die Osterfeiertage nach Möglichkeit keine Präsenzgottesdienste abzuhalten? „Wir werden uns ab Donnerstag bis einschließlich Montag daran halten“, sagt der Leiter des Pastoralverbundes Bigge-Olsberg, Pfarrer Richard Steilmann. Osternacht und Messfeiern an den Ostertagen also nur online. „Wenn alles ruhen soll, dann können wir nicht ausscheren und die Leute bitten, sich auf den Weg zur Kirche zu machen.“ Steilmann, auch Dechant des Dekanates Hochsauerland-Ost, sprach gestern Morgen zunächst für seinen Pastoralverbund. Er gehe aber davon aus, dass es noch eine allgemeine Marschroute aus Paderborn geben werde. „Am Freitag treffen sich noch einmal die Vorstände der Pastoralverbünde und reden über das Thema.

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„Ich denke, dass es dazu im Laufe des Tages noch eine Empfehlung des Bischofs geben wird“, sagte Benjamin Krysmann, Pressesprecher des Erzbistums Paderborn. Zugleich verweist er aber auf eine Twitter-Meldung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing: „Ostern ist das wichtigste Fest für uns, Gottesdienste sind kein Beiwerk. Zu Weihnachten haben wir gezeigt, wie wir mit Vorsicht Messe feiern können.“ Darauf wolle man nicht verzichten und diesen Standpunkt auch in die Gespräche mit der Politik einbringen. Diese Abstimmungen dauere zurzeit noch an.

Die Evangelischen Gemeinden halten sich schon seit geraumer Zeit an die Empfehlungen der Landeskirche, die Gottesdienste bis auf Weiteres auszusetzen.

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Der Supermarkt

Wenig Verständnis für die geplante Oster-Regelung im Lebensmittelhandel hat Olav Dumke, Inhaber des Edeka-Centers in Winterberg: „Das ist definitiv kontraproduktiv. Wenn an Gründonnerstag zu ist, weiß ich nicht, wie ich den Samstag händeln soll. Das wird logistisch richtig schwierig.“ Aus seiner Sicht wäre es sogar sinnvoll gewesen, an Karfreitag in diesem Jahr ausnahmsweise die Feiertagsregelung auszusetzen, um den Einkauf zu entzerren. Bleiben die Supermärkte am Gründonnerstag zu, befürchtet er ein Chaos. Seine Einschätzung: „Ich finde diese politische Entscheidung unverantwortlich.“ Denn er geht davon aus, dass es dann nicht nur Karsamstag, sondern in der Woche vor Ostern auch schon von Montag bis Mittwoch sehr viel Andrang geben wird. Natürlich werde er an allen Öffnungstagen in seinem Markt alle Hygiene- und Abstandregeln nach den bewährten Konzepten strikt umsetzen, so Dumke.

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Das Gartencenter

Nach dem langen Winter sehnen sich die Menschen nach Farbe, nach etwas Blühendem. Daher haben auch die Gartencenter aktuell regen Zulauf. „Aufgrund unserer großzügigen Verkaufsflächen können wir in den meisten Fällen eine Vor-Ort-Terminvergabe ohne Wartezeit anbieten. Nach Angabe ihrer Kontaktdaten erhalten die Kunden für einen beschränkten Zeitraum unmittelbar Zugang zu unserem Gartencenter“, heißt es auf der Homepage vom Gartencenter Meckelburg in Brilon. „Dadurch, dass wir an dem Donnerstag und dem Samstag vor Ostern nicht öffnen dürfen, wird aber vermutlich an den Tagen vorher mehr los sein. Aber das verteilt sich bei uns, so dass es da keinerlei Probleme geben wird“, sagt Jannis Meckelburg.

Kommentar:

Es ist ein frustrierender Morgen nach der Bund-Länder-Konferenz. Der Lockdown wird verlängert – bis weit über Ostern hinaus. Die Maßnahmen werden über die Feiertage verschärft. Dafür, dass nach dem ersten Lockdown oft versprochen wurde, man werde Schulen nicht mehr schließen und auch keinen weiteren Lockdown anstreben, sitzen wir schon sehr lange zwischen geschlossenen Restaurants, Terminshopping und leeren Hotels fest. Die politischen Entscheidungen sind getrieben von verpassten Chancen. Vor dem Winter hätte die Politik härter durchgreifen müssen. Es hätte konkrete Konzepte geben müssen, wie man durch die Pandemie kommt, ohne den Schul- und Kita-Kindern die Lern- und Betreuungsmöglichkeiten zu nehmen, ohne die heimischen Innenstädte und die Gastronomie oder den Tourismus mit einer so ermüdenden Perspektivlosigkeit zu konfrontieren. Viele aus der Gastronomie und anderen Branchen sind kreativ geworden, haben frühzeitig Konzepte vorgelegt, die funktionieren können. Zu lange hat man nicht auf diese Menschen gehört, die der Lockdown am härtesten trifft. Zu spät ist man aktiv geworden. Den Preis zahlt nicht nur die Politik. (Naima Schopper)