Brilon. Die Hotels sind seit Monaten wegen des Corona-Lockdowns geschlossen. Wir haben in einem Briloner Hotel geguckt, was das für die Azubis heißt.
Freundlich lächelnd begrüßt Sibel Ahmedi die Gäste an der Hotel-Rezeption - viele sind das zurzeit allerdings nicht, denn wegen des aktuellen Lockdowns sind touristische Übernachtungen ja verboten. Doch das Hotel am Kurpark in Brilon hat zumindest für Geschäftsreisende geöffnet. Und so kann die Auszubildende trotz der Corona-Pandemie ihre Berufsausbildung sinnvoll fortsetzen.
Sehr intensive Begleitung
„In einem Haus wie unserem gibt es immer etwas zu tun. Wir machen das Beste aus der Situation, nehmen uns viel Zeit für die Auszubildenden, haben eine neue Hausbroschüre erstellt, haben Zimmer renoviert und mit Ipads ausgestattet“, erklärt Hoteldirektorin Angelika Winter. Und so kommt es, dass auch bei der angehenden Hotelfachfrau Sibel keine Langeweile aufkommt. Die 28-Jährige hat schon bald ihre Abschlussprüfung und ist sogar froh, dass nun die Vorbereitung viel intensiver stattfinden kann als im normalen Hotel-Alltag.
Bewerbung für Ausbildung 2021
Das Hotel am Kurpark stellt pro Jahr drei Auszubildende als Koch/Köchin bzw. als Hotelfachfrau/mann ein. Auch für das im Sommer 2021 beginnende Ausbildungsjahr werden noch Bewerber gesucht. Interessenten können sich bei Hoteldirektorin Angelika Winter bewerben. Kontakt und weitere Information: 02961-9830.
Intensive Einarbeitung
Angelika Winter erklärt, dass Auszubildende nicht wie andere Mitarbeiter Kurzarbeit machen können. Und so biete es sich an, Dinge zu tun, für die sonst oft leider keine oder nur wenig Zeit bleibe. An der Hotelrezeption hat Sibel zum Beispiel eine sehr intensive Einarbeitung bekommen. „Sonst ist an der Rezeption natürlich viel mehr Action. Freitags haben wir normalerweise sehr viele Checks-Inns. Da geht richtig die Post ab“, erklärt Hoteldirektorin Angelika Winter. Natürlich wünscht auch sie sich sehnlich diese Zeiten zurück, denn aufgrund des Lockdowns ist das Hotel zurzeit gerade mal ca. 15 Prozent ausgelastet.
Seit 11. Januar ist das Hotel für Geschäftsreisende wieder geöffnet. „Für uns ist das wichtig, um überhaupt am Markt präsent zu bleiben“, erzählt Angelika Winter. Für die gesamte Hotel-Branche sei die Corona-Pandemie ein Desaster: „Wir gehen in den 5. Lockdown-Monat. Hinzu kommen die zwei Monate im Frühling 2020 ohne Umsatz. Die Überbrückungsgelder sind erst sehr spät angekommen. Wir brauchen jetzt endlich eine Öffnungsperspektive. Zumal sich gezeigt hat, dass Hotels keine Pandemie-Treiber sind. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Jetzt ist die Politik dran.“
Arbeitsalltag hat sich verändert
Längst gehören Hygienekonzepte, große Tischabstände, Desinfektionsspender und das Maske-Tragen selbstverständlich zum Hotel-Alltag. Auch für die Auszubildende Sibel Ahmedi hat sich dadurch einiges verändert. Zum Beispiel wird das Frühstück nicht mehr als Büfett angeboten, sondern serviert, Desinfektionsmittel müssen bereit stehen, Abstände eingehalten. Kundendaten aufgenommen werden. Während ihrer bisherigen Ausbildung hat sie ganz verschiedene Hotelbereiche durchlaufen: Vom Houskeeping über den Service bis hin zur Rezeption. Auch in den Marketing-Bereich konnte sie kürzlich reinschnuppern, weil ein neuer Haus-Prospekt erstellt wurde. Außerdem steht nun noch die Buchhaltung an.
Zeit für praktische Übungen
Die Arbeit im Service macht der 28-Jährigen sehr viel Spaß, am liebsten arbeitet sie an der Hotel-Bar. Das geht auch ihrer Kollegin Johanna Hentschel so, die dort inzwischen dauerhaft beschäftigt ist. Johanna Hentschel hat bereits 2020 - mitten in der ersten Corona-Phase - ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Und als bei ihr im Frühjahr vergangenen Jahres die Prüfungsvorbereitung anstand, hat ihre Chefin gleich Sibel Ahmedi mit ins Boot geholt und mit beiden gemeinsam sehr intensiv für das praktische Verkaufsgespräch geübt.
Schulische Ausbildung ist nicht einfach
Die beiden jungen Frauen sind froh, dass sie trotz der schwierigen Situation so gute Unterstützung von ihrem Ausbildungsbetrieb bekommen haben, was in ihrer Branche nicht überall selbstverständlich ist. Denn auch die schulische Ausbildung ist in Pandemie-Zeiten nicht einfach: „Die sozialen Kontakte in der Schule fehlen, es gibt keine Team-Arbeit mehr, man muss sich sehr viel selbst erarbeiten“, erzählt Sibel Ahmedi. Immerhin gibt es für sie zumindest Online-Unterricht und Videokonferenzen. Bei Johanna war das im Lockdown 2020 - kurz vor der Abschlussprüfung - noch nicht selbstverständlich.
Eine Ausbildung im Hotelfach würden die beiden jungen Frauen jederzeit wieder machen. Da sind sie sich einig. Johanna Hentschel erzählt: „Für mich war klar, dass ich nicht von 8 bis 16 Uhr im Büro sitzen möchte. Ich brauche die Abwechselung und den Kontakt zu anderen Menschen.“
Ein Job mit Herzblut
Genau das sieht Angelika Winter als eine wichtige Voraussetzung für den manchmal recht anstrengenden Job, in dem man oft dann arbeiten muss, wenn alle anderen frei haben und feiern: „Es ist in den letzten Jahren schwieriger geworden, Auszubildende zu finden. Es ist ein Beruf, den man mit viel Herzblut machen muss, der sehr viel Spaß macht. Aber man muss wirklich 1000-prozentig dahinter stehen.“ Deshalb hofft die Briloner Hoteldirektorin, dass sich junge Menschen nun nicht durch die Corona-Krise davon abhalten lassen, eine Ausbildung im Hotel- und Gaststättengewerbe zu machen.