Brilon/Marsberg. Die sinkende 7-Tage-Inzidenz erlaubt es Tanzschulen zu öffnen. Dabei gelten strenge Regeln. Andreas Tillmann erklärt sie für Brilon und Marsberg.
Manche Momente im Leben prägen sich ein, stehen jederzeit im Gedächtnis auf Abruf bereit. Das können schöne Ereignisse sein. Oder auch nicht. Andreas Tillmann erinnert sich noch ganz genau. Es war der 15. März 2020. Zunächst ein normaler Sonntag, aber Corona war plötzlich sehr real in Deutschland geworden. „Diesen Moment sehe ich noch klar vor mir. Da hieß es plötzlich in den Medien, dass ich ab Montag meine Tanzschule schließen muss. Ich hatte Tränen in den Augen.“ Ein Schock für den 39-jährigen Tanzlehrer aus Geseke, der auch Kurse in Marsberg-Bredelar und Brilon anbietet. Spaß und Freude verkauft er normalerweise, aber dennoch findet er Verständnis für die Maßnahmen, die ihm das nicht mehr erlaubten. Zunächst zumindest.
Ihm ist klar, dass es keine maßgeschneiderte Lösung für jede Branche geben kann und er ist froh über die Soforthilfen, die sich problemlos beantragen ließen und die Möglichkeit Kurzarbeit für seine Angestellten anzumelden. Die Gewissheit machte sich breit, dass es im Moment noch auszuhalten ist. Schnell war auch eine Perspektive da und Anfang Juni vergangenen Jahres konnte Tillmann seine Tanzschule wieder öffnen. Zumindest kurz. Die Sommerferien sind normalerweise voll mit Kursen für Brautpaare und Hofstaaten. Doch die Schützenfestsaison fiel aus. Hochzeitsfeiern gab es nicht im traditionellen Sinn mit vielen Gästen. Nur wenige Paare buchten einen Kurs.
Onlinekurse wegen Corona
Es folgte der Lockdown im Herbst. Und was zunächst nach einer Schließung für einen Monat aussah, hielt sich bis zum Juni diesen Jahres. Viele Unternehmer versuchte, ihre Angebote ins Internet zu verlagern. Fitnessstudios, dieVolkshochschule und auch Andreas Tillmann. Auch wenn er zunächst dagegen war. Aber das Angebot wird nicht so gut angenommen. „Die Kunden sagten uns, dass sie das nicht online möchten. Sie wollen die Tanzschule erleben. Unsere Art. Das freute uns, aber genau das ging zu der Zeit eben nicht“, sagt der Tanzlehrer. Einen Monat gab er der Variante im Internet eine Chance, bot Kinderkurse an,Hip Hop, Zumba und vieles mehr. Doch weniger als ein Drittel der Kunden blieb am Ball. Eltern erklärten dem Tanzlehrer, dass ihre Kinder mit dem Onlineangebot nur noch mehr an den Bildschirm gefesselt seien als sie es durch den Onlineunterricht der Schule ohnehin schon sind.
Das Urteil lautete daher für den Unternehmer: Nicht alles lässt sich im Internet ersetzen. Umsatz ließ sich so nicht generieren, der Prozess um Hilfen zu generieren wurde langwieriger. Die vergangenen Monate wurden schwieriger. „Da bekam ich auch Existenzängste und das ist schade als Unternehmer. Die Geselligkeit ist in den Kursen wichtig und es ist klar, dass ich unter normalen Bedingungen keine Kurse anbieten konnte, aber ich verstehe nicht, wieso ich keine Einzelkurse anbieten durfte“, sagt Tillmann. Das Tanzpaar wäre aus einem Haushalt gekommen. Der Tanzlehrer könnte problemlos Abstand halten und eine Maske tragen. Das Interesse bei den Schülern war groß. Nur erlaubt war die Variante nicht.
Sinkende Inzidenzwerte im HSK
Seit Mittwoch gelten im Hochsauerlandkreis aufgrund der sinkenden Inzidenzwerte Lockerungen, die auch Kontaktsport ermöglichen. Dazu zählt auch Tanzen. Sechs Paare sind in Tanzschulen erlaubt, die drei Gs gelten auch dort (geimpft, genesen, getestet) und beim Betreten und Verlassen der Räume ist eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Beim Tanzen nicht. Der 39-Jährige Tillmann verfolgte gebannt das Infektionsgeschehen und konnte es kaum fassen, dass eine Öffnung wieder möglich ist. „Es ist eine mega Freude. Es ist schwer vorstellbar nach fast einem Jahr Ruhe. Es ist schön, dass wir nicht nur wieder Tanzkurse anbieten können, sondern auch ein gute Gefühl geben können mit unseren Tanzstunden. Ich freue mich noch immer sehr über die gute Nachricht.“
Im Kloster Bredelar wird es ab dem 7. Juni voraussichtlich wieder losgehen können. Eine mündliche Zusage dafür gibt es schon, dass die Räumlichkeiten wieder zur Verfügung stehen. In Brilon wird auf die Freigabe noch gewartet. Gegebenenfalls könnte es dort ein wenig länger dauern.