Hochsauerlandkreis. Philipp Fischer macht als Philta West Hip-Hop. Der Hochsauerlandkreis ist seine Heimat und spielt eine große Rolle in seiner Karriere.
„Von Menden bis Brilon, hörst du diesen Beat kommen? Mucke für die Heimat. Es wird Zeit, dass wir ins Spiel kommen“, sind ein paar Verse aus dem Lied „HSK“ von Philipp Fischer, die den Hip-Hopper und seine Intention gut beschreiben. Unter dem Künstlernamen Philta West ist es nicht einfach sein Ziel kommerziell erfolgreich zu sein, sondern vom Hochsauerlandkreis aus seine Musik bekannt zu machen. Den Weg dafür ebnet er seit über 15 Jahren.
Als Teenager stieß er das erste Mal auf Hip-Hop. Eine Begegnung, die bleibenden Eindruck hinterließ. „Alles daran hat mich fasziniert. Ich habe die Musikvideos gesehen und das hat mich sofort berührt. Diese Coolness, das war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich der Musiker. Der Funke sprang über und für ihn war klar, dass er das auch machen möchte. Das Genre zeigte ihm eine Art zu leben und zu denken auf und Fischer erkannte, dass die Musik Brücken zwischen Kulturen schlagen kann und ein Ventil für Berichterstattung sein kann. „Hip-Hop brachte mir mehr bei als die Schule und meine Eltern. Es hat mich erzogen.“
Hip-Hop auf den Schulhöfen im HSK
Schon mit elf Jahren begann er Texte zu schreiben. Seine Stimme sollte sein Instrument werden. Doch die Schimpfwörter in seinen Werken stießen daheim nicht auf Verständnis. Sein Vater nahm manche Texte weg, verbot ihm, Musik zu hören, die zu vulgär war. Das hielt den jungen Philipp Fischer aber nicht auf. In den Schulpausen wurden CDs getauscht und er schrieb weiter Texte. „Wir waren jung und wild. Jede Generation hat diese Probleme. Als die Generationen vor uns die Beatles hörten oder andere Gruppen, wurden sie auch zunächst schief angesehen.“ Fischers Vater erkannte das und auch sein Talent und akzeptierte die Tatsache, dass sein Spross Musik machen würde.
Der Teenager entdeckte seine Leidenschaft, rappte auf dem Schulhof und auf Parties vor Freunden. 2014 entstand die Idee die Lieder auch professionell aufzunehmen. Eine CD sollte entstehen. In der einfachen Küche eines Freundes ging er ans Werk. „Wir wussten nicht, dass es so durch die Decke gehen würde. Wir wollten einfach etwas rausbringen, aber das öffnete uns dann die Türen.“
Die ersten Auftritte auf der Bühne
„Und es geht HSK, Hilfe sie kommen. Eyo eyo. Herzlich Willkommen. Hier wird alles enden und hier hat alles begonnen.“
Fischer besuchte Konzerte, übte viel, lernte von anderen Rappern, arbeitete an seiner Stimme, dem Gefühl für die Melodien. Er vergleicht seine gewonnene Erfahrung mit Fahrradfahren. Irgendwann fielen die Stützräder ab. Es folgten erste Auftritte und der Musiker erschuf mit Philta West 2006 seinen Künstlernamen. Auf der Bühne und in seinen Liedern ist er weiterhin er selbst. Mal lustig, wütend, euphorisch, sanft, tiefgründig. Er will facettenreich sein. Authentisch. Unterschiedliche Seiten von sich der Welt zeigen. Nicht nur von Drogen, Sex und Gewalt rappen. „Es gibt mehr zu erzählen. Man kann mit der Musik Umstände ansprechen. Das macht einen Rapper aus. Das fehlt mir bei vielen Künstlern heutzutage“, sagt Fischer.
Auf Bühnen in Brilon und Olsberg, wie in der Bermuda Kunstbar oder der ehemaligen Kneipe Night Kings, war er immer wieder zu sehen. Ebenso in anderen Städten im Hochsauerlandkreis, doch er bemerkte auch die Scheuklappen von Veranstaltern im Sauerland. Obwohl er von der Heimat in seinen Liedern erzählt, haben Veranstalter Fischers Erfahrung nach das Genre noch nicht für sich entdeckt und überlassen die Bühne lieber anderen Künstlern. „Hip-Hop hat stellenweise noch ein schlechtes Image. Es ist provokant, aber auch so viel mehr. Die Musik ist mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen und mehr Mainstream geworden“, sagt Fischer.
Großer Erfolg beim Out4Fame-Festival in Köln
Beim Out4Fame-Festival in Köln gelang dem Sauerländer vor zwei Jahren ein großer Wurf. Beim größten Hip Hop-Wettbewerb Deutschlands, der „Out4Fame Jam Session“, setzte er sich in mehreren Runden gegen seine Kontrahenten durch. Der Hochsauerlandkreis war auf der großen Bühne angekommen. Ein starker Moment für den 28-Jährigen, der das Festival normalerweise nur aus Besuchersicht kannte und sich plötzlich die Bühne mit Rappern teilte, die er selbst gerne sieht. „Das war ein unglaubliches Gefühl. Normalerweise habe ich mich hinter den Bühnenbereich geschlichen, um Demos meiner Musik abzugeben. Und dann habe ich plötzlich vollen Zugang. Da dachte ich, ich habe es geschafft“, erinnert sich Fischer gerne zurück.
Verbundenheit mit der Heimat im Sauerland
„Manche gingen fort, Bruder, viele kamen zurück. Und manche sagen dir noch heute, dieses Kaff macht verrückt. Nein, dieses Leben in der Großstadt ist nicht jedem geglückt. Doch du kannst überall was werden durch die Kraft, die dich drückt.“
Philipp Fischer liebt die Heimat. Er ist stolz darauf aus dem Sauerland zu kommen und unter anderem darüber Musik zu machen. „Wir haben uns mit unseren Songs hier unsterblich gemacht. Das hat niemand vor uns gemacht. Wir haben eine Szene erschaffen. Das hier ist nicht New York City, aber es gibt tausende Geschichten zu erzählen und ich möchte dem HSK eine Stimme geben.“
Er sieht sich als einer von ihnen, will denschen mit authentischer Musik begeistern. Hier kennt er sich aus. Zwar überlegte auch Fischer mal wegzuziehen, aber im HSK hat er alles, was er braucht. „Ich finde es toll hier etwas aufzubauen und es von hier aus zu schaffen. Das ist noch cooler. Die Heimat ist eben die Heimat. Dafür gibt es keinen Ersatz.“