Brilon/Olsberg/Marsberg. Wie erstellt man in Zeiten von Abstandhalten und Zuhausebleiben ein attraktives VHS-Kursprogramm? Die Volkshochschule erklärt, wie das geht.

Yoga zu Hause auf dem Flokati, Zumba in der Waschküche oder Ukulele spielen im Wohnzimmer – all das, während der Dozent und die anderen Teilnehmer per Video-Chat zugeschaltet sind. Corona erzwingt ungeahnte Alternativen. Die Beispiele zeigen: Trotz der Pandemie hat die Volkshochschule Brilon, Olsberg, Marsberg alles daran gesetzt, das Mögliche möglich zu machen. Und manchmal gelang das sogar mit dem Unmöglichen. Seit September läuft das derzeitige Semester. Aktuell sind die Verantwortlichen dabei, das neue Unterrichtshalbjahr zu planen, das im Januar startet. Wir sprechen immerhin von 400 bis 450 verschiedenen Kursen pro Semester, die zeitlich getaktet, organisiert und verortet werden müssen.

Eine besondere Herausforderung

In Pandemie-Zeiten ist das eine besondere Herausforderung. Das vielfältige Angebot bleibt bestehen, aber die Teilnehmerzahl pro Kurs wird sich wohl verringern. „Beim ersten Lockdown im März haben wir den Kursbetrieb zunächst komplett unterbrochen und dann versucht, im Sommer einiges nachzuholen. Bislang konnten dennoch geschätzt 70 Prozent der Kurse durchgeführt werden“, sagt die stellvertretende VHS-Leiterin Anika Schnieders.

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Flexibilität war und ist gefragt. Manche Kurse ließen sich problemlos in die virtuelle Welt verlagern; hier wurde das Repertoire auch ausgeweitet, aber das funktionierte nicht bei allen. „Es gibt Sprachkurse, die schon seit Jahren in einer festen personellen Besetzung laufen. Die Teilnehmer kennen sich und vermissen die Gemeinschaft“, so Schnieders. Für einige wenige war und ist die technische Hürde eines Online-Kurses zu hoch. Manch anderem eröffnen sich hingegen ungeahnte Möglichkeit: „Die Fahrtzeiten zum Kurs-Ort entfallen und die Teilnehmer können es sich zu Hause gemütlich machen. In dieser Form haben wir zum Beispiel ein Wein-Webinar veranstaltet“, sagt die Hauptamtlich Pädagogische Mitarbeiterin Friederike Gretsch.

Integrationskurse laufen weiter

Integrationskurse laufen auch jetzt in präsenter Form weiter. Dort, wo es nötig und möglich ist, wandern Kurse in die digitalen Sphären des heimischen PCs. Doch die VHS hat die Erfahrung gemacht, dass das größere Online-Angebot oftmals gar nicht so gut angenommen wird wie erwartet und für viele nur die zweite Wahl darstellt. Die VHS steht bei ihren Nutzern immer noch in vorderster Linie für Präsenz, für Lernen in haptischer Gemeinschaft.

In Zeiten von Abstandsregeln und Kontaktverbot heißt das für Präsenz-Kurse aber auch eine stark verminderte Teilnehmerzahl. „Wir mussten bei besonders beliebten Kursen leider auslosen und einigen Stammkunden mitteilen, dass sie diesmal nicht dabei sind. Das ist nicht schön“, sagt Anika Schnieders.

Vor Ort erreichbar

Die Geschäftsstellen der VHS sind trotz der Pandemie-Beschränkungen geöffnet. Natürlich gelten auch hier die Hygiene- und Abstandsregeln.

Ansonsten sind die VHS-Mitarbeiter/innen zu erreichen in Brilon unter 02961 6416, in Marsberg unter 02992 1280 und in Olsberg unter 02962 3080. Weitere Infos auch unter www.vhs-bmo.de

Mehr Platz und mehr Abstand bedeuten auch, dass zum Teil andere Örtlichkeiten gesucht werden müssen. „Es ist generell schon schwierig, geeignete Räume zu finden. Im Sportbereich sind viele Hallen verständlicherweise von Vereinen belegt und mancher Raum ist wegen der geltenden Abstandsregeln einfach zu klein“, gibt Friederike Gretsch zu bedenken. Aber auch hier macht Not erfinderisch. Einige der insgesamt rund 200 Dozenten haben sich bereit erklärt, die Kurse an einem Ort gleich zwei-, dreimal hintereinander anzubieten. Statt einer Gruppe von 30 Leuten, haben dann dreimal zehn Kursteilnehmer mitgemacht. Von den Dozenten und Dozentinnen wird ohnehin Flexibilität erwartet; manche wurden und werden eigens geschult, um ihre Kurse über Video-Teilnahme anbieten zu können. Aber immer und bei allen ist das nicht möglich.

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VHS reagiert spontan

Corona hat aber auch einige VHS-Teilnehmer oder ältere Kursleiter geängstigt; Menschen aus Risikogruppen trauten sich nicht mehr zu ihren angestammten Veranstaltungen: „Wir reagieren da sehr kulant. Entweder werden die Gebühren dann erstattet oder dem Kunden als Guthaben für das neue Semester eingebucht. Viele haben auch gesagt: Ich spende meine Gebühr“, sagt Friederike Gretsch.

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Arbeiten im Homeoffice, sich zu Hause organisieren, der Umgang mit Chat- oder Videoprogrammen – dem gesamten Trend trägt die VHS auch in ihrem Programm Rechnung. Firmen können auch kurzfristig auf die Volkshochschule zukommen und sich für ihre Mitarbeiter maßgeschneiderte Online-Pakete schnüren lassen. Schulen wurden angeschrieben, damit im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung nicht nur die Hardware vorhanden ist, sondern auch Lehrer damit umgehen können. Ein weiteres Zeichen dafür, wie schnell eine VHS auf geänderte Rahmenbedingungen reagieren muss und kann.

Neues Programm im Dezember

Bis das neue Programm ab Mitte Dezember auf den Markt kommt, werden Anika Schnieders, Friederike Gretsch und all ihre Kollegen und Kolleginnen noch viel planen und improvisieren müssen. „Einen Kochkursus packen wir momentan lieber nicht in den Januar, sondern eher in den März, weil sich die Lage bis dahin vielleicht etwas entspannt hat. Beim Kochen kann man sich schwerlich aus dem Weg gehen. Sprachkurse mit geringer Teilnehmerzahl hingegen und großen Räumen sind auch vielleicht dann schon wieder in Präsenzform möglich.“

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Ein gedrucktes VHS-Programmheft wird es im Dezember auch wieder geben, nachdem die letzte Variante nur als abgespeckter Flyer und in Online-Version verfügbar war. „Die Leute haben nachgefragt und sich nach den gedruckten Heften erkundigt. Dem Wunsch wollen wir nachkommen – auch auf die Gefahr hin, dass einiges doch noch verschoben werden muss.“

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Und wie sieht es mit Reisen aus? „Kurzfristig haben wir im Oktober eine Wanderstudienreise in den Rheingau angeboten. Das Feedback war wirklich gut. Fernreisen werden wir aber erstmal nicht ins Programm nehmen“, sind sich die beiden Fachfrauen einig. Vielleicht werden ein, zwei Tagesfahrten Einzug ins Programm finden. „Wir denken es zumindest an. Alle Fernreisen wurden zunächst um ein Jahr verschoben.“ Die Kunden haben auf all diese Maßnahmen mit sehr viel Verständnis reagiert. „Wir haben die Umstände mitunter per Brief, Mail oder im persönlichen Gespräch erklärt“, sagt Anika Schnieders. Aber letztlich ist selbst bei der VHS nicht alles Wünschenswerte machbar.

Einen schönen Kurs gibt es übrigens im neuen Semester: mit einem Clown. Etwas Freude und Unterhaltung kann in diesen Zeiten nur guttun.