Meschede/Brilon. Wie es die vier jungen Musiker von One Tape trotz Corona schaffen, gemeinsam Musik zu machen und was ihnen vor allem fehlt.
Musik ist etwas, das den Menschen in der Pandemie Hoffnung und Freude bereitet. An gemeinsames Musizieren ist für die meisten Nachwuchskünstler trotzdem nicht zu denken. Kuschelige Proberäume, eingehüllt in Zigarettenqualm und den Duft von leeren Bierflaschen, sind schließlich ein gefundenes Fressen für das Virus. So kommt es, dass vielerorts die Instrumente verstummen, teilweise für immer. Nicht so in Brilon. Dort versucht die Rockband One Tape mit allen Mitteln, die Musikkultur aufrecht zu erhalten.
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Die Konzerte
„Ohne Konzerte hat sich alles geändert. Eine Band lebt davon, auf der Bühne zu stehen und Musik zu präsentieren. Bei vielen Bands ist die Motivation daher sehr weit unten. Man sieht keine Zukunft und hat keine Klarheit. Alles ist sehr ungewiss.“ Sänger Mathis beschreibt nüchtern die aktuelle Situation der Briloner Nachwuchsband. Normalerweise bringt er zusammen mit seinen Bandkollegen das Publikum zum Schwitzen. Heute zählen gemeinsame Zoommeetings zu den Highlights im Bandkalender. Vor Corona gehörten regelmäßige Konzerte und Proben für die vier Musiker zur Tagesordnung. Erst im August veröffentlichten die Briloner ihr zweites Studioalbum „Goldfischglas“. Der Plan: spielen, spielen, spielen. One Tape war bereit für Kneipenbühnen und Konzertlocations. Das Virusgeschehen war es nicht.
Die Songs
Während viele Musikerkollegen sich zurückzogen, gab das Quartett die Hoffnung nicht auf. Es mussten Alternativen her. Und neue Songs. Doch selbst das ist in Zeiten der Pandemie eine besondere Herausforderung: „Songwriting funktioniert nicht wie sonst üblich. Normalerweise trifft man sich persönlich, heute ist meistens alles online. Wir sind coronabedingt sehr selten zusammen“, erzählt Mathis.
Die Proben
Proben dürften die Vier sogar: „Wir haben ein Gewerbe angemeldet und sind quasi Musiker im Beruf. Unter den Bedingungen von Desinfektionsmitteln, Masken, Abstand und Schnelltests sind gemeinsame Proben möglich“. Doch auch das ist mit Aufwand verbunden.
Den die Band nicht scheut. Erst in der letzten Woche veröffentlichten One Tape die Single „Nichts für dich“, inklusive neuem Video. Aufgenommen wurde per Zoom, auch Fans hatten die Möglichkeit sich zuzuschalten. Statt kinoreifen Videoeffekten erhascht der Hörer nun einen Einblick in die Wohnzimmer der Nachwuchskünstler. Um die Anhängerschaft bei Laune zu halten, wird jede Möglichkeit genutzt, berichtet Mathis: „Wir probieren das Beste aus dem zu machen, was geboten werden kann“.
Live-Stream
Zum coronakonformen Bandprogramm gehörten in der Vergangenheit deshalb auch schon Live-Stream-Konzerte über die Plattform YouTube. Mit geeignetem Soundsystem lässt sich dann wenigstens ein Hauch von Konzertatmosphäre einfangen. Mit der eigentlichen Normalität hat aber auch das wenig zu tun. Trotz der vielen Bemühungen bleibt ein bisschen Wehmut: „Die Möglichkeit auf der Bühne zu stehen und Musik für andere machen zu können, vermisse ich. Diese Energie, die man bei einem Konzert spüren kann und das Gefühl, mit anderen zur Musik abzugehen, ist unglaublich“, sagt der Sänger. Seinem Bandkollegen und Gitarristen Ben geht es ähnlich: „Ich vermisse die Reaktion des Publikums.
Das Positive
Die Zeiten für Nachwuchsmusiker sind nicht rosig. Keine Aussichten auf ein baldiges Ende der Pandemie, keine Aussichten auf Pogo und kühles Bier vor der Bühne. Am Ende habe die Pandemie aber doch etwas Gutes gehabt, erzählt die Band. Erst jetzt sei ihnen richtig klar geworden, welche Rolle die Band im eigenen Leben spiele, bandintern halte man zusammen. Trotz der widrigen Bedingungen hat One Tape einen Weg gefunden, mit der Pandemie umzugehen, anstatt die Instrumente verstauben lassen. Und bis die wieder den Weg auf die großen Bühnen des Sauerlandes finden, bleibt nur Einfallsreichtum, Durchhaltevermögen und die Hoffnung auf Livekonzerte vor Publikum.
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Die neue Single
Seit Anfang April ist die neue Single „Nichts für dich“ bei allen bekannten Streamingplattformen abrufbar.
Das dazugehörige Video findet sich auf dem YouTube-Kanal „ONE TAPE“ und auch auf der bandeigenen Instagramseite „onetape“
Der Song behandelt die Themen Eigenständigkeit, Freiheitsdrang und Egoismus.