Brilon-Wald. Das Coronavirus und die Folgen sind auch in der Klinik Brilon-Wald zu spüren. Dr. Turan Devrim erklärt, wie sich die Arbeit verändert hat.
Die Corona-Pandemie setzt die bestehenden Präventions- und Behandlungsangebote für Drogenabhängige unter Druck. Eine „Jahrhundertaufgabe“ nennt es die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig. Gleichzeitig entstehe neues Suchtverhalten , etwa bei Kindern durch verstärkten Medienkonsum . Dr. med. Turan Devrim ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie forensische Psychiatrie an der Klinik Brilon-Wald . Er erklärt, wie sich die Arbeit mit Suchtpatienten verändert hat und ob mit dem vermehrten Medienkonsum im Lockdown vielleicht schon eine neue Sucht droht.
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„Die Nachfrage nach Therapieplätzen ist gut. Allerdings wird sie wegen Corona nicht beeinflusst. Sie ist auf einem gleichbleibenden Niveau“, erklärt der Arzt . Das Interesse eine Entwöhnung zu machen sei weiterhin vorhanden. Mehrere Wochen dauert eine Entgiftung bei der die körperliche Abhängigkeit von Drogen oder Alkohol behandelt wird. Ohne eine Entgiftung drohen lebensgefährliche Entzugserscheinungen .
Entzugsmedikamente können abhängig machen
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Bei der Behandlung kommen auch Entzugsmedikamente zum Einsatz. Diese können ebenfalls abhängig machen und werden daher nur für einen kurzen Zeitraum verabreicht. Sie hindern die Entzugssymptome , die auftreten, wenn die betreffende Person ihrer Sucht nicht mehr nachkommt.
Nach einer Entgiftung die Klinik zu verlassen birgt ein großes Rückfallrisiko . Patienten sind dann oft noch instabil. Daher bietet sich eine Verlegung in eine Entwöhnungstherapie an. 14 bis 26 Wochen, manchmal auch länger, dauert sie an.
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Dabei werden die Grundlagen für ein besseres Leben geschaffen. „Die Patienten lernen ihre Suchtgeschichte aufzuarbeiten und Strategien zu entwickeln, um damit umzugehen. Eine Abhängigkeit ist chronisch und wird den Patienten immer begleiten“, sagt Dr. Devrim. Die Betroffenen lernen dann beispielsweise, dass sie einer anderen Aktivität nachgehen, wenn sie wieder den Gedanken haben ihrer Sucht nachgehen zu wollen. In 50 bis 60 Prozent der Fälle sind solche Behandlungen erfolgreich, sagt der Fachmann.
Abstand zu den Patienten in Brilon-Wald
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Auch in der Klinik in Brilon-Wald gelten strenge Corona-Schutzmaßnahmen . Mund-Nasen-Bedeckungen und Hände desinfizieren gehören dort ebenso zum Alltag wie der Mindestabstand zwischen allen Beteiligten. Das hat aber seine Auswirkungen auf die Arbeit. Großveranstaltungen gibt es nicht mehr und auch Belastungserprobungen fallen weg. Diese wären beispielsweise zwischendurch Fahrten nach Hause für die Patienten . Dafür ist das Infektionsrisiko zu groß. Bei Trauerfällen oder schweren Krankheiten werden allerdings Ausnahmen gemacht. „Die Patienten haben dafür Verständnis und verstehen den Ernst dahinter. Wir bedauern diese Maßnahmen auch sehr“, erläutert Dr. Devrim.
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Der Abstand erschwert auch den Zugang zu den Patienten . Die Nähe ist laut des Arztes für die Beziehung erforderlich, gute Arbeit ließe sich aber ebenso unter diesen erschwerten Bedingungen machen. Auch das Sportangebot musste deswegen angepasst werden. Kleinere Gruppen sind nun lediglich erlaubt, wenn beispielsweise im Fitnessraum trainiert werden soll. Gruppentherapien hingegen sind aufgrund der Raumgrößen weiterhin problemlos umsetzbar.
Corona birgt eventuell Gefahren für Abhängige
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Für den Mediziner birgt Corona und der damit verbundene Lockdown aber auch Gefahren mit Blick auf die Abhängigkeiten: „Es besteht die Gefahr, dass Patienten wegen der Isolation mehr konsumieren. Aber das ist rein hypothetisch. Bestätigt wurde diese Vermutung bisher noch nicht.“ Dass durch das vermehrte zuhause bleiben auch eine Medienabhängigkeit zu einem Problem werden könnte, glaubt er nicht. „Eine Medienabhängigkeit gibt es sowieso schon. Das hat nichts mit Corona zu tun. Die Pandemie könnte das aber vielleicht weiter beschleunigen.“