Nehden. In seiner Destillerie 1113 stellt Thomas Fiedler Edelbrände her. Er erklärt, warum der Genuss teurer sein darf und was seine Brände ausmacht.
Sportwagen, Gemälde, Schmuck. Luxusgüter gibt es viele, die Schönen und Reichen präsentieren sie gerne der Öffentlichkeit. Doch Luxus kann auch eine andere Form haben. Das haben Stars, wie George Clooney, Ryan Reynolds und viele andere erkannt und bringen ihren eigenen Alkohol teuer auf den Markt. Dass es beim Konsum edler Tropfen absolut um Luxus gehen kann und nicht um das schnelle Betrinken, weiß Thomas Fiedler aus Brilon-Nehden schon lange.
Seit 2013 ist er hauptberuflich Edelbrand-Sommelier, vor 17 Jahren begann er sich zunächst als Hobby mit dem Thema Schnapsbrennen zu beschäftigen. Den Kopf in den Nacken legen und den Alkohol herunterkippen, das gibt es für ihn nicht. „Alkohol sollte ein Luxus sein. Bei Festen kann jeder mit Bier den Pegel antrinken, aber Alkohol ist ein Genussartikel und den trinkt man nicht mal eben weg“, sagt er.
Edle Aromen aus dem Nachbargarten
Wann so ein edler Tropfen zum Einsatz kommen könnte? Beispielsweise bei einem ruhigen Moment im Sessel, vielleicht auch vor einem Feuer oder bei besonderen Anlässen als Ersatz für ein Glas Sekt.
In diesen Momenten ist es auch einfacher, sich auf die Aromen zu konzentrieren, die aus der Natur stammen, weiß der Edelbrand-Sommelier. Genauer gesagt aus dem Sauerland. Das ist dem 50-Jährigen, der an jedem Punkt des Herstellungsprozesses beteiligt ist, sehr wichtig. Das fängt bei der Auswahl der Zutaten an, die er genau inspiziert. Jeder Apfel, jede Pflaume, alles schaut er einzeln an und guckt, ob sie gut genug für den Herstellungsprozess sind.
Die Zutaten kommen aus dem Nachbargarten und sind mit keinen Zusatzstoffen versehen. „Ich könnte auch ein Bio-Siegel auf meine Brände machen“, sagt Fiedler stolz. Nach der Ernte geht es ans Maischen. Dabei wird das Obst mit Hefe vermischt. Durch den vier- bis achtwöchigen Gärvorgang und das circa sechsstündige Brennen werden die Inhaltsstoffe nochmals veredelt. Im Anschluss muss das Getränk aber noch mindestens ein Jahr lagern. Whiskey, den Fiedler auch herstellt, muss sogar mindestens drei Jahre und einen Tag im Fass lagern, um sich so nennen zu können.
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Ganz eigene Geschmäcke
Die Erzeugnisse sind von Jahr zu Jahr unterschiedlich, weil die Früchte anderen Bedingungen ausgesetzt sind. Ein paar Wochen mehr Sonne machen dann auch beim Edelbrand einen geschmacklichen Unterschied. So kann der Apfelbrand eine Schokoladennote haben, einen leichten Kaffeegeschmack oder der Birnenbrand besticht mit dem Aroma von Honigmelone. So gleicht kein Birnenbrand dem anderen. Echte Genießer lassen das Getränk auch weiter reifen, damit die Aromastoffe noch intensiver zu schmecken sind. Die Schärfe nimmt dann ab und der Brand fühlt sich ein Stück weit öliger an. „Der geht dann runter wie Butter. Ich habe hier einen Brand, der 25 Jahre alt sein wird, wenn ich 70 werde. Da freue ich mich jetzt schon drauf“, sagt der Briloner mit einem Grinsen.
Mehrfache Auszeichnungen für die Edelbrände
Regelmäßig misst sich Thomas Fiedler in Bayern mit anderen Edelbrand-Sommeliers und tritt alle zwei Jahre bei der Obstbrandprämierung an.
Im vergangenen Jahr konnten seine Kreationen insgesamt drei Goldmedaillen gewinnen für den „Suerlaenner Hof Gin,“ den „Apfelbrand No. 44“ und den „Stormbrucher Pflaumenbrand. Silber gab es für seinen Nehdener Mirabellenbrand.
Insgesamt wurden bei der Veranstaltung 650 Obstbrände von 140 Brennern gekostet.
In seiner Destillerie 1113 in Nehden bietet er auch immer wieder Verkostungen an. Dort lernen die Gäste auch, wie sie das vor sich befindliche Getränk am besten genießen können. Das Glas sollte definitiv nicht in einem Zug geleert werden. Nippen ist erlaubt und sonst beinhalten auch 0,2 Cl Gläser mehrere Schlucke. Thomas Fiedler geht seine Verkostungen immer mit dem gleichen Hintergedanken an: „Ich sehe mich als Missionar und werbe für den Genuss.“