Brilon. Iris Mund, Geschäftsführerin beim Sozialdienst katholischer Frauen in Brilon, erklärt, wieso besonders Frauen von Armut betroffen sind.

Iris Mund ist Diplom-Sozialpädagogin und Geschäftsführerin beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Brilon . Sie erlebt täglich, dass Armut ein Problem ist. Aber nicht nur von Frauen .

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„Wir haben zwar viele Frauen , die in die Schuldnerberatung kommen, aber das ist ein generelles Problem und betrifft zum gleichen Anteil Männer.“ Die Zahlen schwanken über die Zeit, auch in Bezug auf das Verhältnis, wer nun stärker betroffen ist. Als der SkF seine Arbeit aufnahm, nutzten vor allem Männer das Angebot. Mund vermutet, dass Frauen sich zu der Zeit vielleicht nicht trauten. Derzeit steigen die Fallzahlen wieder. Die Geschäftsführerin denkt an eine Mitschuld von Corona , denn plötzlich kommen auch Selbstständige zu ihr und Leute, die in Kurzarbeit sind. Eine Klientel, die sonst nicht die Hilfe des Sozialdienstes aufsucht.

Alle Altersgruppen sind betroffen in Brilon

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Eine bestimmte Altersgruppe ist nicht betroffen. Sowohl Menschen, die noch im arbeitsfähigen Alter sind, als auch Rentner sind laut den Erfahrungen von Iris Mund von Armut betroffen. „ Altersarmut ist ein großes Thema und die betrifft überwiegend Frauen, weil sie nicht so viel in die Rentenkasse eingezahlt haben. Entsprechend fällt die Rente klein aus.“ Aber genau diese Frauen sind es, die sich schämen und die Hilfe des SkF erst spät in Anspruch nehmen. Die Hemmschwelle scheint groß zu sein. „Sie nehmen die Situation dann lieber hin und leben am Existenzminimum . Wenn dann die Waschmaschine oder ähnliches kaputt geht, wird es eng“, sagt Mund.

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Viele ältere Frauen müssen ihrer Erfahrung nach zunächst einmal Armut erfahren, um zu merken, wie prekär die Situation ist und dass 550 bis 600 Euro im Monat zum Überleben nicht viel sind. Dabei könnten sie den Betrag mit Sozialhilfe aufstocken.

Hilfe vom Sozialdienst katholischer Frauen

Iris Mund vom Sozialdienst katholischer Frauen Brilon.
Iris Mund vom Sozialdienst katholischer Frauen Brilon. © Jutta Klute

In solchen Krisensituationen ist Mund mit ihrem Team zur Stelle. Sie geben beispielsweise Schuldner- und Insolvenzberatungen, stellen Anträge bei der Aktion Lichtblicke, vermitteln an Warenkörbe , die derzeit zum Teil wegen Corona geschlossen sind und haben auch Lebensmittelgutscheine zur Verfügung. „Aber das sind stellenweise natürlich nur kurzfristige Lösungen, daher helfen wir auch bei der Entschuldung oder auch beim Weg zurück in die Arbeitswelt “, erklärt Mund.

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Die erste Kontaktaufnahme findet per E-Mail oder am Telefon statt, um zu schauen, ob der SkF überhaupt der richtige Ansprechpartner ist. Persönliche Gespräche finden wegen der Pandemie derzeit möglichst spät statt. Normalerweise gibt es auch Außensprechstunden in Winterberg und Medebach . Da die Rathäuser allerdings geschlossen sind, können Bedürftige ihre Anliegen schriftlich bei den jeweiligen Rathäusern hinterlegen und die Mitarbeiter des SkF holen diese dann ab.