Hochsauerlandkreis. Die Suchtberatungsstelle der Caritas hat im vergangenen Jahr fast 600 Klienten betreut. Auch am Arbeitsplatz gibt es oft Probleme.

Mit 599 Klienten im Jahr 2019 hat die Sucht- und Drogenberatung des Caritasverbandes Brilon die bis dato höchste Anzahl von Rat- und Hilfesuchenden verzeichnet. Das geht aus dem Jahresbericht für 2019 hervor, den das Team jetzt vorgelegt hat.

Die Klienten kommen zum Beispiel aus Brilon (115), Marsberg (85) Olsberg (62), Winterberg (54), Medebach (22), Hallenberg (3), Bestwig (34), Schmallenberg (78), Meschede (92) und Eslohe (11).

„Die Menschen und ihre Geschichten berühren uns immer wieder, machen aber auch nachdenklich in der Betrachtung gesellschaftlicher Zusammenhänge“, sagt Liliane Schafiyha-Canisius, Leiterin der Sucht- und Drogenberatung. „Zugleich sind wir immer wieder beeindruckt von der Kraft und dem Willen der Klienten, aus der Sucht herauszukommen, aus der man allein nur durch Willen nicht herauskommen kann.“

Auch interessant

Der Ausstieg aus der Sucht bedeute harte Arbeit für jeden Klienten: Die Auseinandersetzung mit eigenen Lebensgeschichten, Persönlichkeitsanteilen und Verhaltensweisen. „Dies zu verstehen ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit mit Klienten und Angehörigen“, betont die Suchttherapeutin.

Klientenzahlen

Der Bedarf an Beratung steigt kontinuierlich: 2017 suchten 556 Menschen Rat und Hilfe bei der Caritas-Suchtberatung, 2018 waren es 574, im vergangenen Jahr besagte 599 Hilfesuchende. „Am deutlichsten wird der gestiegene Bedarf an Hilfe in der Altersgruppe der 41- bis 55-Jährigen: 2018 waren es 153 Klienten, im vergangenen Jahr 177. Dabei sei angemerkt, dass sich mehr Menschen anonym gemeldet haben und deshalb nicht erfasst werden konnten“, so die Suchtexpertin. Eine anonyme Beratung sei natürlich möglich.

Das Team der Suchtberatungsstelle rund um Liliane Schafiyha-Canisius (vorn).   
Das Team der Suchtberatungsstelle rund um Liliane Schafiyha-Canisius (vorn).   © Sandra Wamers

Diagnosen

Weiterhin ist das Hauptproblem Alkohol, wenn Menschen die Suchtberatung aufsuchen. An einer Alkoholabhängigkeit sind doppelt so viele Männer (204) wie Frauen (98) erkrankt. Sehr ähnlich verhält es sich bei dem Konsum von mehreren Substanzen wie Cannabis und Amphetamine: Mehr als doppelt so viele Männer (45) wie Frauen (20) sind betroffen.

Die Caritas-Suchtberatung begleitet auch Menschen, die spielsüchtig sind. 2019 waren das zwei Frauen und 19 Männer.

Fokus-Themen 2019

Das Team legt jährlich neben der Beratung und Begleitung auch neue Themenschwerpunkte fest. Im vergangenen Jahr wurde der Fokus auf betriebliche Suchtarbeit gelegt. „Sucht am Arbeitsplatz ist ein Tabu-Thema, aber sehr weit verbreitet“, weiß Liliane Schafiyha-Canisius.

Kontaktmöglichkeiten

Die Nummer der Caritas-Suchtberatung in Brilon lautet 02961-7799770, für Meschede 0291-99970.

Anfragen via Mail an psbb.brilon@caritas-brilon.de. Sollte der Anrufbeantworter eingeschaltet sein, werden die Mitarbeiter zeitnah zurückrufen.

An die Caritas-Suchtberatung können sich alle Bürger des Hochsauerlandkreises wenden.

Der Jahresbericht der Suchthilfe kann auf https://www.caritas-brilon.de/wir-helfen/menschen-mit-suchterkrankung/menschen-mit-suchterkrankung heruntergeladen werden.

Ihr Team bietet Firmen und Handwerksbetrieben professionelle Begleitung an: „Wir beraten Betroffene, Geschäftsführer und Betriebsräte, wie das Thema angefasst und beispielsweise auch präventiv in Form einer Dienstvereinbarung im Unternehmen bearbeitet werden kann.“

Ein weiterer Schwerpunkt war die verstärkte Zusammenarbeit mit den Jobcentern, denn „Menschen mit einer Suchtgeschichte haben es häufig schwer, wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.“ Für Betroffene mit Arbeitsplatz bietet das Team alternativ zu einem stationären Klinikaufenthalt eine ambulante Reha an. Diese Einzel- und Gruppentermine werden spätnachmittags angeboten.

Auch interessant

Erfahrungen tauschen die Teilnehmer alle zwei Jahre beim sogenannten Ehemaligentreffen aus. Im November fand es zum Thema „Freizeitgestaltung – ohne Suchtmittel?!“ statt.

Corona

Die Corona-Pandemie hat sich auch auf die Suchtberatung ausgewirkt. „Wir waren zwar durchgängig erreichbar, aber im Lockdown konnten wir nur telefonisch beraten oder via Video-Konferenz die Gruppenangebote durchführen“, sagt Liliane Schafiyha-Canisius.

Auch interessant

Der Beratungsbedarf war auch während der Hochzeit der Krise da. „Persönliche Krisen und Zukunftsängste, wie sie aktuell viele Menschen kennen, können bei einer Suchterkrankung schneller zu einem Rückfall führen“, weiß die Suchtexpertin und erkennt für das aktuelle Jahr bereits die Tendenz, dass es mehr Rückfälle gegeben hat. „Scheuen Sie sich nicht als Betroffener oder Angehöriger, uns anzusprechen. Wir hören zu und helfen Ihnen“, lädt die Beratungsstellenleiterin ein.