Wittgenstein/Winterberg. Auch im Talentteam sind zahlreiche Wittgensteiner dabei. Es gibt aber auch Grenzfälle – und Asse, die aufhören. Im Ski Alpin ist guter Rat teuer.

Die Vorbereitung für die kommende Wintersportsaison ist seit mehreren Wochen wieder im Gange. Nachdem sich die Athleten zu Beginn der Kontaktbeschränkungen mit Einzeltraining beschränken mussten, treffen sie sich nun immerhin schon in Fünfergruppen. Weil irgendwann auch wieder Trainingslager anstehen könnten, gewinnt die Zuteilung zu Lehrgangsgruppen und Kadern wieder an Gewicht. Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auch ein Blick auf die Landeskader in den verschiedenen Disziplinen.

Auch interessant

Die Zuteilung spielt bei der Unterstützung mit Material und Finanzmitteln eine wichtige Rolle, die im Falle des Landeskaders der Landesverband übernimmt.

Skilanglauf

Birger Hartmann (VfL Bad Berleburg), der in den Ergänzungskader des Deutschen Skiverbandes berufen wurde, ist auch Teil des Landeskaders. Dem gehören auch Jan Stölben (SK Wunderthausen) und Max Bernshausen (SC Rückershausen) an – alle drei erfüllten die Norm sehr souverän.

Auch interessant

Im Schülerbereich, genauer in der S15, haben es Emma Pieper (SC Bödefeld) und Jan Dragowski (SC Girkhausen) geschafft. Hier hatte Landestrainer Stefan Kirchner bei Jochen Behle, der als Sportdirektor für den Westdeutschen und Hessischen Skiverband das letzte Wort in Sachen Landeskader hat, auf Kulanz gepocht – und damit Erfolg.

Hintergrund: Beide hatten nur eine von zwei für den Landeskader-Status geforderten Top-15-Platzierungen im Deutschen Schülercup erzielt, wo wegen Corona allerdings auch nur vier von sechs Wertungsrennen stattfanden. In Summe haben also fünf Langläufer im Westdeutschen Skiverband die Norm erfüllt – ein Fortschritt. Im Vorjahr war es nur einer.

Jan Dragowski (rechts) vom SC Girkhausen ist Teil des Skilanglauf-Landeskaders. Johannes Dickel (Vordergrund) ist zwar nicht im Kader, wird aber ebenfalls gezielt gefördert.
Jan Dragowski (rechts) vom SC Girkhausen ist Teil des Skilanglauf-Landeskaders. Johannes Dickel (Vordergrund) ist zwar nicht im Kader, wird aber ebenfalls gezielt gefördert. © Peter Kehrle

Nicht berücksichtigt wurde Fridtjof Motte (SC Girkhausen), der gesundheitsbedingt kein Schülercup-Rennen bestreiten konnte, im Training und in Testwettkämpfen allerdings großes Potenzial andeutete. Mit einem Sternchen hat Kirchner den Namen von Johannes Dickel (SC Girkhausen) auf seiner Liste notiert, der zwar die Norm verfehlte, aber so dicht dran war, dass er in den wichtigen Trainingsmaßnahmen berücksichtigt werden soll.

Auch sonst ist in den Trainingsgruppen von Stefan Kirchner sowie der Vereins- und Honorartrainer natürlich für niemanden die Tür „zu“ – es werden eben nur nicht die Mittel zur Verfügung gestellt, wie es im Landeskader der Fall ist. Wie man dennoch auf sehr hohem Niveau am Ball bleiben kann, zeigt seit Jahren beispielsweise Melina Schöttes vom SC Oberhundem.

Auch interessant

Und was ist mit dem Talentteam in den Jahrgängen U12 bis U14, in das normalerweise die besten Läufer der Nachwuchsserie des Westdeutschen und Hessischen Skiverbandes berufen worden wären?

Weil wegen des schlechten Winter nur drei Wettkämpfe stattfanden – davon einer im Herbst und einer außerplanmäßig in Thüringen – gibt es diesmal kein offizielles Talentteam. Der Plan ist, stattdessen die ersten zwei oder drei der Gesamtwertung je Altersklasse zu möglichen Trainingscamps im Herbst oder Winters einzuladen. Demnach dürfen sich aus Wittgenstein Fridtjof Motte, Janne Brandenburger, Christian Dickel, Julia Dragowski (alle SC Girkhausen), Christine Joenke (SC Rückershausen), Ida Benner sowie Jonathan und Benedikt Weller (alle SK Wunderthausen) auf Einladungen hoffen – sofern in diesem Jahr derartige Dinge wieder möglich werden. Lorenz Pieper und Finn Schumacher wären dann aus den Reihen des SC Bödefeld dabei. Die weiteren Kinder aus den „Top Drei“ dieser Altersklasse kommen aus Hessen: Maria Mayerhöfer, Nina Balda und Annika Mehler (SKG Gersfeld), Julia und Malte Heß (TGV Schotten) sowie Jette Engelhard (SC Willingen).

Die Willingerin Ilva Kesper vom SC Willingen ist Teil des Landeskaders des Hessischen Skiverbandes.
Die Willingerin Ilva Kesper vom SC Willingen ist Teil des Landeskaders des Hessischen Skiverbandes. © Florian Runte

Apropos Hessen: Auch dort steht der Kader, der voraussichtlich viele Trainingslager gemeinsam mit dem WSV bestreiten wird, da er in der gleichen gGmbH organisiert ist. Zum Landeskader Hessen zählen Zoe und Lou Delgado, Luca Weikard (alle SKG Gersfeld), Ilva Kesper (SC Willingen) sowie Sophia von Schlichtkrull und Milla Kömpf (TGV Schotten).

Auch interessant

„Die Sommer-Serie ist auf Eis gelegt, vor dem Ende der Sommerferien werden wir da nichts machen“, gibt Stefan Kirchner Einblick in die Planungen. Um Pendelsprints, Liege- und Unterarmstütz sowie den Balancetest auf Slackski kommt aber auch diesen Sommer kein Athlet herum. Der obligatorische Athletiktest im Juni soll war nicht als Wettkampf mit Punktewertung, aber dezentral durchgeführt werden. „Es ist schon der Plan, die Vergleichswerte zu ermitteln. Da werden wir die Termine streuen“, erklärt Kirchner: „Individuell kann man aus der Wertentwicklung im Vergleich zu den Vorjahren seine Schlüsse ziehen. Das ist für die Trainingssteuerung wichtig.“

Biathlon

In den Landeskader rücken Finn Luis Tielke, Fynn Peis (beide SC Neuastenberg-Langewiese) sowie Ansgar Klein, Lilli Bultmann und Lisa Witten (alle VfL Bad Berleburg). Pechvogel war erneut die Heggenerin Jana Fiedler (SK Winterberg). Nach 0,5 Prozent im Vorjahr fehlten ihr nun 1,5 Prozentpunkte zur Landeskader-Norm.

„Sie wird trotzdem alle Maßnahmen mitmachen, ihr wird dann nur die finanzielle Unterstützung fehlen. Um das auszugleichen, geht sie an zwei Tagen in der Woche Vollzeit arbeiten“, sagt Landestrainer Günther Lehmann. Er begründet seine Entscheidung: „Sie ist ihre beste Saison gelaufen und ihre innere Einstellung passt. Ich bin froh, dass sie dabei ist, denn sie ist eine gute Leitfigur für die jüngeren Sportler.“

Günther Lehmann (links), Biathlon-Trainer des Westdeutschen Skiverbandes, hier mit Langlauf-Trainer Stefan Kirchner, nimmt zur neuen Saison zwei Schülerläufer vorzeitig ins Training der Verbandsmannschaft auf.
Günther Lehmann (links), Biathlon-Trainer des Westdeutschen Skiverbandes, hier mit Langlauf-Trainer Stefan Kirchner, nimmt zur neuen Saison zwei Schülerläufer vorzeitig ins Training der Verbandsmannschaft auf. © Florian Runte

Zu denen zählen beispielsweise die Schülerläufer Vitus Vonnahme (SC Neuastenberg/Langewiese) und Julia Schüttler (SK Winterberg), die beide bereits ein- bis zweimal wöchentlich bei den Kleinkaliberschützen „reinschnuppern“.

Auch interessant

Dies soll den schwierigen Übergang vom Schüler- in den Jugendbereich erleichtern, denn sowohl beim Lauftraining als auch im Schießen, wo sich mit einer neuer Waffe und fünffacher Zielentfernung die Ansprüche stark ändern, geht es in eine ganz andere Welt. „Beide haben sich durch besondere Leistungen im Training und im Schülercup hervorgetan. Sie haben sich das erarbeitet“, sagt Lehmann: „So können sie schon mal einen Einblick bekommen und sich dann überlegen: Will ich das? Packe ich das?“

Maximilian Breudel vom VfL Bad Berleburg gehört dem Biathlon-Talentteam an.
Maximilian Breudel vom VfL Bad Berleburg gehört dem Biathlon-Talentteam an. © Florian Runte

Anders als beim Skilanglauf gibt es im Biathlon auch in diesem Winter ein offizielles Talentteam für die Jahrgänge S13/S14. Hier stehen Lotta Bultmann, Maximilian Breudel, Felix Witten (alle VfL Bad Berleburg), Alicia Klaner und Leni Honekamp (beide SK Winterberg) auf der Liste. „Das ist aus Vereinssicht sehr gut“, ist Steffen Richter, Trainer beim VfL Bad Berleburg und Sportwart im Westdeutschen Skiverband, froh über die Resultate.

Christopher Niggemann holte in der abgelaufenen Saison zwar immerhin einen Tagessieg im Deutschlandpokal, beendet aber seine Biathlon-Karriere.
Christopher Niggemann holte in der abgelaufenen Saison zwar immerhin einen Tagessieg im Deutschlandpokal, beendet aber seine Biathlon-Karriere. © Privat

Aufgehört haben Christoper Niggemann (SC Willingen) und – wie schon im Sommer angekündigt – Jessica Schreiber (VfL Bad Berleburg), die sich beide auf eine Berufskarriere konzentrieren wollen. Ebenfalls aufgehört hat Aaron Kroll, der dem SK Winterberg aber in unterstützender Funktion im Trainerteam erhalten bleibt. Am Stützpunkt in Willingen scheidet Hannah Möller (SC Willingen) aus der Trainingsgruppe aus.

Der aktuelle Trainingsalltag am Stützpunkt in Winterberg sieht ein Schichtsystem vor. Günter Lehmann arbeitet seit dem 11. Mai von 14 bis 17 Uhr und von 17 bis 20 Uhr jeweils mit Fünfergruppen, zuvor war nur Einzeltraining möglich.

„Da haben sich meine Sportler sehr kreativ und selbstständig gezeigt. Die haben sich teilweise zum Training vor der Webcam verabredet und sich gute Sachen für das Stabi- und Trockentraining ausgedacht, wo ihnen dann auch mal ein Stuhl oder ein Fünf-Liter-Kanister reichte“, berichtet Lehmann von denen Einheiten, in denen es das Duell in der Regel „Körper gegen Schwerkraft“ lautete.

Am Stützpunkt in Willingen, wo unverändert Ansgar Klein, Lilli Bultmann und Lisa Witten trainieren, hatte Trainerin Susen Fischer ihre Athleten zwischenzeitlich sogar ins Einzeltraining genommen, wobei zuletzt verstärkt auch mit einem Lasergewehr an der Schusstechnik gefeilt wurde.

Nord. Kombination/Skisprung

In diesen beiden Disziplinen hat man sich zwar auf Kandidaten für den Landeskader verständigt und die Werte des Winters geprüft, das finale Gespräch steht aber noch aus – es gibt also noch nichts Offizielles. Das Sprung- und Skirollertraining findet seit gut zwei Wochen wieder in Fünfergruppen statt.

Ski Alpin

Einen Landeskader zu benennen, ist bei den Alpinen in diesem Winter ein echtes Problem, weil die Ergebnisgrundlage dünn ist. „Wir wollen keine unsportliche Entscheidung treffen“, bittet Claudia Lenz von der Spitzensport-Service-GmbH um Geduld. Sie verweist auf einen Winter, in dem es in Westdeutschland nur ein einziges Rennen gab – in der Bottroper Skihalle. Eine Überlegung ist, hier zwei weitere Rennen durchzuführen, wobei abzuwarten bleibt, wann und wie dies möglich ist.

Auch interessant

Im abgelaufenen Winter gehörten aus Wittgenstein mit der Schwarzenauerin Jana Lauber (SV Oberes Banfetal), die einige Siege einfuhr, sowie den Erndtebrückern Carolin und Julian Menke (beide SK Winterberg) drei Athleten der sechsköpfigen Schüler-Verbandsmannschaft in der Saison 2019/20 an. Für den SK Winterberg war in diesem Team außerdem die Lippstädterin Romy Stellmacher dabei. Zu den zwölf Rennfahrern im Nachwuchskader (Kinder) zählten mit Moritz Lauber (SV Oberes Banfetal) und Natalie Menke (SK Winterberg) zwei Aktive aus dem Altkreis Wittgenstein. Aus dem Hochsauerland waren außerdem Henning Wirtz, Lena Braun, Leni Stellmacher und Caron Gönnewig (alle SK Winterberg) dabei.

Auch interessant

Die neu geschaffene Stelle eines hauptamtlichen Trainers ist seit einigen Monaten ausgeschrieben, Vorstellungsgespräche waren wegen Corona aber nicht möglich.