Oberstdorf. Ein großer Tag für den heimischen Skilanglauf-Sport: Als einziges Juniorenteam halten die Wittgensteiner mit den Profis aus dem Weltcup Schritt.

Es ist tatsächlich aufgegangen: Bei den Deutschen Skilanglauf-Meisterschaften im Teamsprint haben Birger Hartmann vom VfL Bad Berleburg und Jan Stölben vom SK Wunderthausen die Goldmedaille im Juniorenfeld gewonnnen. Im Finale über 6x1,3 Kilometer, das die Junioren gemeinsam mit dem Männern austrugen, setzte sich das Team des Westdeutschen Skiverbandes in 14:19,4 Minuten mit neun Sekunden Vorsprung klar vor Niklas Müller/Tim Seifert (Sachsen) sowie Malte Anselment/Marius Bauer (Bayern) durch. Im Gesamteinlauf mit den Männern bedeutete diese Zeit Platz sechs. Zu den dortigen Siegern Lucas Bögl/Sebastian Eisenlauer fehlten sieben Sekunden.


Stölben ließ es auf den letzten Metern mit nach oben gerissenen Armen austrudeln und ließ sich im Ziel in den brettharten, gesalzenen Schnee sinken. Dort pumpte er nach Luft, bis Hartmann seinem Teamkollegen begeistert auf den Rücken klopfte und Trainer Stefan Kirchner herangeeilt kam. Der hatte bei der Hatz der zwölf Finalteams im Skistadion Ried den Überblick verloren und musste sich zunächst kundig machen, wo sich seine Asse bei den Junioren einsortiert hatten.

Im Windschatten der Profis

„Wir haben keinen vorbeigelassen“, klärte Hartmann ihn breit grinsend auf. Taktisch war das Junioren-Rennen davon geprägt, dass die Männer – darunter das ganze Weltcup-Team – mit auf der Strecke waren. Nur fünf Junioren-Teams hatten es im Halbfinale überhaupt ins Finale der besten zwölf geschafft.

Jan Stölben und Birger Hartmann bei der Siegerehrung auf dem „Stockerl“.
Jan Stölben und Birger Hartmann bei der Siegerehrung auf dem „Stockerl“. © Florian Runte | Florian Runte


„Unser Ansatz war, dass wir uns hinter die Herrenteams klemmen und möglichst wenig Arbeit machen müssen“, erklärte Stölben die Rennstrategie, die letztlich auch aufging. Während er und Hartmann mit großem Kampf das Tempo der Profis mitgehen konnten und sich immer irgendwo zwischen Position vier und acht hielten, mussten die Konkurrenzteams irgendwann dem hohen Tempo Tribut zollen und reißen lassen. Auf der schnellen, festen Piste lag das Durchschnittstempo am Ende bei 32,7 km/h.

Einen Schreckmoment gab es auch: Ein Konkurrent fuhr Stölben in der Wechselzone über die Ski, was einen Sturz und einen Stockbruch nach sich zog. Sandra Hartmann aus dem Betreuerteam des WSV hatte aber Ersatz parat.

„Rücken“ sorgt für Zweifel

Die Beteiligten schwebten auf Wolke sieben. Auch, weil am Samstag ein dickes Fragezeichen hinter der Fitness von Stölben stand, der im Distanzrennen am Samstag nur auf Platz 19 (von 23) einlief und sich über 15 Kilometer in 45:14 Minuten indiskutable acht Minuten Rückstand auf Sieger Friedrich Moch einhandelte. Ein Grund dafür waren starke Rückenschmerzen, doch mit Physiotherapie und fleißigem Einsatz der „Blackroll“ bekam der Manderscheider die Sache noch in den Griff.


„Mit der Medaille heute war es für Jan ein versöhnlicher Abschluss des Wochenendes. Dieser Sieg war wahrlich kein Selbstläufer. Es ist schön, wenn die Mühen mal belohnt werden“, freute sich Stefan Kirchner, für den es auch persönlich ein Erfolg war: „Die beiden haben gezeigt, dass wir hier in der Lage sind, Athleten nach vorne zu bringen.“


Dies ist besonders Birger Hartmann gelungen, der am Freitag als Dritter im Einzel-Sprint erstmals auf nationaler Ebene aufs Podium gekommen war und als Achter über 15 Kilometer am Samstag auch im Ausdauerbereich seine Fortschritte zeigte. Er hat den Anschluss an die Kaderathleten geschafft und könnte demnächst auch für internationale Einsätze in Frage kommen.

Erstmals auf dem Podium

Diesen Schritt wollen auch die weiteren Läufer im WSV-Team irgendwann schaffen, etwa Max Bernshausen (SC Rückershausen) oder Scott Schmitz (SK Wunderthausen). Zusammen verpassten beide im Teamsprint der U18 nur haarscharf eine Medaille. Sechs Teams zählten am Ende noch zur Spitzengruppe, in der Bernshausen am letzten Berg die nötigen Körner fehlten – eine Sekunde fehlte am Ende zur Bronze. „Beide waren im ersten Moment enttäuscht, weil die Medaille so greifbar nah war, weil sie immer vorne dran waren. Trotzdem war es eine gute Leistung“, sagt Kirchner: „Das Ziel war die Top Sechs, das haben sie ja erreicht.“

Hedrich/Kesper auf Rang elf

Am Samstag, als es im Deutschlandpokal über zehn Kilometer in freier Technik ging, reihten sich Bernshausen und Schmitz auf den Plätzen 18 und 25 ein – damit konnten sie weniger zufrieden sein.

Martha Hedrich vom SK Wunderthausen läuft ein beherztes Rennen in Oberstdorf und reiht sich mit Ilva Kesper auf Rang elf im Teamsprint ein.
Martha Hedrich vom SK Wunderthausen läuft ein beherztes Rennen in Oberstdorf und reiht sich mit Ilva Kesper auf Rang elf im Teamsprint ein. © Unbekannt | Florian Runte


Und was war mit den U16-Läufern? Die spielten bei der Vergabe der Teamsprint-Medaillen keine Rolle, hielten sich aber achtbar. Martha Hedrich (SK Wunderthausen) lief mit Ilva Kesper (SC Willingen) auf Rang elf und belegte im Einzelrennen über 5 Kilometer am Samstag den 31. Platz. Bei der männlichen U16 wurden Janne Bernshausen und Jonas Schmidt (beide SC Rückershausen) Zwölfte im Teamsprint. Über 7,5 Kilometer am Samstag sammelte Bernshausen auf Platz 22 zumindest ein paar Pünktchen für die Pokalwertung, während Schmidt auf Rang 29 dazu vier Positionen fehlten.

Im Skilanglauf-Deutschlandpokal geht es erst in einem Monat weiter. Ende März richtet der SC Zwiesel im Hohenzollern-Skistadion am Arber das siebte Wettkampfwochenende der nationalen Serie aus. Der Abschluss folgt eine Woche später in Oberwiesenthal.