Ruhpolding. Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften sticht auch das zweite „Ass“ des VfL Bad Berleburg. Mehr als das halbe Rennen lang liegt Lisa Witten vorn
Es dauerte nur bis zum ersten Liegendschießen, da war der enttäuschende neunte Platz im Sprint des Vortages für Lisa Witten in Vergessenheit geraten. Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in der Chiemgau-Arena in Ruhpolding versenkte die Biathletin des VfL Bad Berleburg in der Altersklasse 17 nämlich alle Schüsse und bildete zusammen mit Berta Leubner (WSV Oberhof) das Spitzenduo im Massenstartrennen.
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Als Witten dann beim zweiten Schießen ebenfalls fehlerfrei vom Schießstand weglief, lag sie plötzlich vorne. Kopfkino? „Ich hatte kurze Angst, allerdings hat sich Lisa davon nicht beeindrucken lassen und so weiter gemacht“, schildert Lisas Mutter, Sarah Kuster, die ungewohnte Situation. Denn beflügelt durch den Höhenflug verließ Witten auch die folgenden beiden Stehendschießen – trotz jeweils eines Fehlers – an erster Position.
Zu dritt in die Schlussrunde
Als sie dann aus der Strafrunde kommend auf ihre letzten zwei Kilometer ging, schlossen Charlotte Gallbronner (DAV Ulm) und Marlene Fichtner (SC Traunstein) auf, die beide fehlerfrei vom Schießstand gekommen waren. Aus dem Dreikampf entwickelten sich recht schnell klare Verhältnisse, da erst Witten abreißen lassen musste und schließlich Gallbronner. Als Dritte und mit 23,8 Sekunden Rückstand lief Witten, der auf der letzten Runde die Kräfte etwas schwanden, letztlich über die Ziellinie und holte ihr beste Ergebnis der Wintersaison: „Lisa ist überglücklich. Sie hat sie sozusagen ihren Frieden mit dem Ergebnis des Vortages gemacht“, freute sich Kuster.
56,2 Sekunden später war dann auch Wittens Vereinskollegin Lilli Bultmann im Ziel – ebenfalls zufrieden. Denn der ganz große Druck lag am Finalwochenende des Deutschlandpokals bereits hinter ihr – sofern man überhaupt von richtigem „Druck“ sprechen konnte.
Denn bereits am Freitag hatte sich die Athletin des VfL Bad Berleburg im Sprint zur Deutschen Jugendmeisterin gekrönt und – wie es die 16-Jährige erklärte – „abgeliefert“. Da standen bei ihrem neunten Rang im Massenstart am Samstag und übrigens auch bei dem elften Platz in der Staffel mit ihren Vereinskolleginnen Witten und Lena Müsse am Sonntag andere Ambitionen im Vordergrund.
„Grundsätzlich hat mich der Erfolg am Freitag überrascht. Ich bin danach befreit in die anderen Rennen gegangen. Die konnte ich genießen“, resümierte die erschöpfte Bultmann am Sonntagabend. In der Gesamtwertung des Deutschlandpokals spielt sie für eine Kadernominierung keine Rolle mehr, da sie wegen nur vier (von neun) Teilnahmen zu großen Rückstand hatte.
Lena Müsse und Ansgar Klein mit zu vielen Schießfehlern
Ob ihr der Verband aufgrund der Vorleistungen und der besonderen Krankheitsgeschichte in diesem Winter einen Sonderstatus einräumt, werde sich in den kommenden Wochen entscheiden. Umso beachtlicher sind diese drei Leistungen am Wochenende zudem, wenn man weiß, dass die Berleburgerin nach langer Zwangspause erst seit zwei bis drei Wochen wieder im Training war. Dass im Februar zwei Stationen im Deutschlandpokal witterungsbedingt ausfielen, dürfte ihr im Sinne eines störungsfreien Wiederaufbaus der Form durchaus entgegengekommen sein.
Als Bultmann beim ersten Liegendschießen im Massenstart gleich drei „Fahrkarten“ schoss, ließ sie sich ebenfalls nicht beirren, obwohl sie „erstmal völlig weg vom Fenster war“. Doch Bultmann kämpfte sich im Rahmen ihrer konditionellen Möglichkeiten zurück und wurde immerhin noch Neunte.
In der Altersklasse 16 weiblich landete Lena Müsse mit elf Schießfehlern und einem Rückstand von 8:40 Minuten weit hinten auf dem 27. Rang. Dem vierten Berleburger in Ruhpolding, Ansgar Klein, erging es in der Altersklasse 16 über 10 Kilometer ähnlich. Der laufstarke Biathlet war nach ebenfalls elf Fehlern (4/2/2/3) aus dem Rennen.
Jessica Schreiber gibt für ein Rennen ihr Comeback
Der Sonntag war schließlich gezeichnet von den kräftezehrenden Vortagen, wegen derer Bultmann, Witten und Müsse ohne Ambitionen in das Staffelrennen der Jugend 16/17 weiblich gingen. Trotz nur eines Schießfehlers bei sechs Anschlägen war hier nicht mehr als der elfte Platz (von zwölf) möglich. Der Akku war einfach alle.
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Apropos Staffel: Hier lief mit Jessica Schreiber überraschend noch eine fünfte Athletin des VfL mit. Schreiber ergänzte die Staffel des Westdeutschen Skiverbandes im Rennen der Jugend II/Juniorinnen über sechs Kilometer. Zusammen mit Jana Fiedler (SK Winterberg) und Sarah Hartmann (SC Neuastenberg-Langeswiese) lief sie auf Rang 15 ein.
Dafür, dass die VfL-Biathletin ihren letzten Start im Herbst hatte, lieferte sie mit einer Laufzeit von 25:10 Minuten und jeweils null Fehlern im Liegend- und Stehendschießen eine gute Leistung ab.