Breungeshain. Stefan Theine vom SC Siedlinghausen triumphiert in Schotten. Etwas Glück, aber vor allem eine gesunde Lebenseinstellung machen es möglich.
Es war eine Landesmeisterschaft, bei der vieles anders lief, als man es sich vielleicht im Vorfeld gedacht hatte. Dies ging schon bei der Form des Wettkampfes am Samstag los. Statt in Massenstartrennen gingen die Skilangläufer in der Taufsteinloipe des TGV Schotten mit Einzelstarts im Abstand von 30 Sekunden in die Spur, die schlicht nicht mehr breit genug war, um etwa drei Läufern nebeneinander Platz zu bieten.
Auch interessant
Eine weitere Überraschung war, wie gut dafür sonst die Bedingungen waren. „Wir haben gestaunt, wie viel Schnee sie dort hatten“, sagt Dagmar Knoche, Vereinstrainerin des SK Wunderthausen. „Die Bedingungen waren richtig gut.“ Vom Samstag kursierten Fotos, die eine Wasserpiste und braune Erde im Start-Ziel-Bereich zeigten, doch durch fleißiges Schüppen und mit Hilfe eines Radladers hatte die TGV Schotten am Freitag die 1,5-Kilometer-Loipe mit großem Einsatz wieder hergerichtet, ehe es über Nacht fror und es obendrein bzw. -drauf Neuschnee gab.
Die große sportliche Überraschung war, dass die Bestzeit auf der Hauptdistanz von 9 Kilometern durch einen 51-Jährigen gelaufen wurde. Stefan Theine vom SC Siedlinghausen, der vor 29 Jahren als erster und bis heute einziger Sauerländer den Siuerlänner Skiloap gewann, meisterte die Strecke in 30:24,2 Minuten. Er staunte nicht schlecht, dass sich dies als Bestzeit entpuppte. „Ich bin gut gelaufen und für mein Alter auch sicher gut in Form, aber ich bilde mir jetzt nicht viel darauf ein“, sagte Theine mit Verweis darauf, dass das Pech einiger Konkurrenten sein Glück war.
Till Hartmann gut in Form, aber im Pech
Der Bad Berleburger Till Hartmann (SC Rückershausen), der am Ende als zweitbester Läufer zehn Sekunden hinter Theine lag, verlor zwei Mal durch einen defekten Stock viel Zeit. Und Nico Rieckhoff, der dem Rollski-Nationalkader angehört, verzählte sich schlichtweg und lief sieben statt sechs Runden – bei am Ende „nur“ zweieinhalb Minuten Rückstand gehört keine große Rechenkunst dazu, um festzustellen, dass der Läufer des TSV Grebenhain eigentlich den stärksten „Motor“ im Feld hatte.
Theine verweist auch darauf, dass viele Asse fehlten. Eigentlich hätte in Schotten ja nur die Staffel-Landesmeisterschaft stattfinden sollen, während die Einzel-Landesmeisterschaft ja schon vor drei Wochen geplant war, ehe sich wegen Schneemangels alles änderte. Und so hatten sich etliche Läufer schon für den Engadin-Skimarathon angemeldet (der ironischerweise kurzfristig abgesagt wurde).
Auch interessant
So fehlten beispielsweise der Schottener Nils Weirich, der vor kurzem den renommierten Ganghoferlauf in Leutasch gewonnen hat, oder die Deutschen Juniorenmeister im Teamsprint, Birger Hartmann und Jan Stölben. Sie planten ebenso wie Max Bernshausen (SC Rückershausen) einen großen Ausdauer-Trainingsblock vor den anstehenden Langdistanzrennen im Deutschlandpokal ein, während Vorjahressieger Jurij Propp (TuS Erndtebrück) für einen Familienbesuch im Ausland war.
Mit dem Rad zur Arbeit
Von der Jugend bis zur Altersklasse gingen schließlich nur 25 Läufer über die Hauptdistanz. „Für zwei Landesverbände ist das schon sehr wenig. Früher war die Westdeutsche Meisterschaft eine richtig große Sache, heute scheint es nicht mehr viele zu interessieren. Es ist fast ein Muster ohne Wert“, stellt Theine fest.
Seine Bestzeit ist dennoch bemerkenswert, denn er ließ immer noch einige voll im Saft stehende, ambitionierte Läufer hinter sich. Möglich macht es eine Lebensführung, in welcher der Sport eine große Rolle spielt. Den Weg zwischen seinem Zuhause in Siedlinghausen und dem Arbeitsplatz bei der Firma Ante-Holz in Bromskirchen – 30 Kilometer hin, 30 Kilometer zurück – bewältigt Theine in der Regel mit dem Rad. Vorher geht es – von 6 Uhr bis 7 Uhr in der früh – teilweise noch zum Frühschwimmen im Siedlinghäuser Schwimmbad. 2019 kamen 25 Wettkämpfe verschiedener Art hinzu. „Von nix ist nix“, sagt Theine nur, der früher sein Passion im Skilanglauf hatte, heute aber eher den Triathlon im Sommer im Blick hat.
Ilva Kesper siegt in den weiblichen Klassen
Die beste weibliche Läuferin im Feld war bei ebenfalls überschaubarer Konkurrenz Ilva Kesper vom SC Willingen, die über 6 Kilometer in 19:42,6 Minuten die Streckenbestzeit auch vor den Jungs aus der U15 hielt. In den Schülerklassen sammelte der SC Girkhausen einige Titel ein. In der U14 drehte Johannes Dickel gegenüber seinem Vereins- und Trainingspartner Jan Dragowski den Spieß gegenüber den Vorwochen um, er schnappte sich über 4,5 Kilometer in 14:57,6 Minuten mit vier Sekunden Vorsprung den Sieg. Weitere Titel für den Club von der Steinert holten Fridtjof und Vegard Motte (U13/U9), Julia Dragowski (U12) und Matti Brandenburger (U7).
Der SC Rückershausen hatte neben seinem Langlauf-Team, aus dessen Reihen Hermine und Tabea Joenke (U18/U9) Siege in ihren Altersklassen holten, auch einige Nordische Kombinierer gemeldet, aus deren Reihen Marcel Dickhaut (U11) und Hanna-Sophie Beschorner (U10) erfolgreich waren.
Insgesamt waren 110 Athleten auf der Wettkampfstrecke bei Breungeshain am Start.
Die Ergebnisse im Überblick
9 Kilometer
J ugend U16: 1. Jonas Schmidt (SC Rückershausen) 31:53,1 Minuten – Jugend U18: 1. Cedric Hahl (TSV Poppenhausen) 30:39,0; 2. Peter Limpert (SKG Gersfeld) 33:06,2 – Junioren U20: 1. Till Hartmann (SC Rückershausen) 30:34,1; 2. Pablo Nolte (TSV Poppenhausen) 31:49,3 – Männer: 1. Lukas Scholl (TV Attendorn) 33:29,9 – Männer 51: 1. Stefan Theine (SC Siedlinghausen) 30:24,2; 2. Andreas Hachmann (Sauerland Skiteam) 30:43,7 – Männer 56: 1. Henrich Hau (SC Lanzenhain) 31:16,5; 2. Frank Lauber (VfL Bad Berleburg) 32:10,0; 3. Jan Ulbrich (TGV Schotten) 39:03,1 – Männer 61: 1. Uli Selter (TV Attendorn) 40:06,3 – Männer 66: 1. Uli Rauchheld (TV Attendorn) 41:39,8.
6 Kilometer
Frauen: 1. Johanna Mädler (TSV Retterode) 22:07,8 – Weibliche Jugend U18: 1. Hermine Joenke (SC Rückershausen) 27:20,2 – Schülerinnen U16: 1. Ilva Kesper (SC Willingen) 19:42,9 – Schülerinnen U15: 1. Lou Delgado (SKG Gersfeld) 20:17,1; ... 6. Elin Rekowski (SC Rückershausen) 24:35,7.
4,5 Kilometer
Schüler U14: 1. Johannes Dickel 14:57,6 Minuten; 2. Jan Dragowski (beide SC Girkhausen) 15:01,2; 3. Jannis Kesper (SC Willingen) – Schüler U13: 1. Fridtjof Motte (SC Girkhausen) 16:03,2; 2. Malte Hess (TGV Schotten) 17:07,2; 3. Finn Schumacher (SC Bödefeld) 17:27,0.
Schülerinnen U14: 1. Milla Kömpf (TGV Schotten)15:17,7; 2. Emma Pieper (SC Bödefeld) 15:28,4; 3. Kristin Behle (SC Willingen) 16:28,2 – Schülerinnen U13: 1. Marie Keudel (SC Willingen) 16:16,0; 2. Larissa Nölling (Girkhausen) 16:46,4; 3. Juliane Hess (TGV Schotten) 17:23,5.
1,5 Kilometer
Schüler U12: 1. Lorenz Pieper (SC Bödefeld) 5:30,6 Minuten; 2. Janne Brandenburger (SC Girkhausen) 5:32,4; 3. Leon Grob (SKG Gersfeld) 6:19,5; 4. Lennart Roth (SC Rückershausen) 6:43,6 – Schüler U11: 1. Marcel Dickhaut (SC Rückershausen) 5:56,6 Minuten; 2. Tobias Herbst (TGV Schotten) 6:37,8; 3. Jonathan Weller 6:57,7; 4. Benedikt Weller (beide SK Wunderthausen) 7:06,2 – Schüler U10: 1. Elias Schleicher, 2. Lennard Grob (beide SKG Gersfeld), 3. Lennart Hsachke (SC Rückershausen) 7:54,3 – Schüler U9: 1. Vegard Motte 7:01,2; 2. Raphael Nölling (beide SC Girkhausen) 7:42,9.
Schülerinnen U12: 1. Julia Dragowski (SC Girkhausen) 6:09,2; 2. Annika Mehler (SKG Gersfeld) 6:30,1; 3. Christine Joenke (SC Rückershausen) 6:35,4 – Schülerinnen U11: 1. Katharina Haack (TGV Schotten) 6:14,2; 2. Ida Benner (SK Wunderthausen) 7:07,8; 3. Nina Balda (SKG Gersfeld) 8:11,4 – Schülerinnen U10: 1. Hanna-Sophie Beschorner (SC Rückershausen); 2. Emma Nölke 6:52,4; 3. Hanne Vollmer (beide SC Bödefeld) 8:05,6 – Schülerinnen U9: 1. Tabea Joenke (SC Rückershausen) 9:30,4; 2. Amelie von Rosen (SKG Gersfeld) 9:32,2; 3. Emma Paulus (SC Willingen) 9:59,8.
1 Kilometer
Schüler U7: 1. Matti Brandenburger (SC Girkhausen) 5:09,3 Minuten; 2. Benedikt Schleicher (SKG Gersfeld) 7:15,8
Schülerinnen U8: 1. Eva Kesper (SC Willingen) 6:23,5.