Hesselbach. Eine Verkettung unglücklicher Umstände beschert dem SV Oberes Banfetal einen Totalausfall-Winter mit hohen Kosten. Nun bittet der Club um Spenden
Für vorbeikommende Wanderer und Fahrradfahrer sind sie die letzten Kunstschneekrümel in diesen Tagen eine echte Attraktion. Sie bieten die Möglichkeit zu einer Schneeballschlacht in diesen frühsommerlichen Frühlingstagen. Zugleich ist das kleine weiße Häuflein am Bohnstein Zeuge und Symbol eines traurigen Skiwinters am „Hesselbacher Gletscher“. Eines Skiwinters, der nicht stattfand.
Während die zum Jahreswechsel noch großen Schneehaufen am Hang des SV Oberes Banfetal geschmolzen sind, türmte sich dafür ein anderer Berg in unschöne Höhen auf: Der an Kosten, denen keine Einnahmen gegenüberstanden. Unterm Strich steht ein Minus von 46.000 Euro. Von denen entfallen 38.000 Euro auf die Reparatur einer defekten Pistenraupe, der Rest floss in die (letztlich vergebliche) Beschneiung und in Einkäufe für die Bewirtung der Skihütte.
Winter ohne Skisaison hat der Verein seit dem Start des Skigebiets im Jahr 1979 zwar schon erlebt, da gab es jedoch so gut wie keine Kosten. Diesmal ist es anders. „Es war die schlechteste Saison seit Vereinsbestehen. [...] Wir stehen jetzt als kleiner Verein vor einem existenziellen Problem“, heißt es auf der Homepage des Skigebiets. Dort ruft der SVO zu Spenden auf: „Jeder Euro zählt, damit es in der nächsten Saison weiter gehen kann.“
Drei Wochen nach dem Spendenaufruf hat es zwar einige Überweisungen gegeben, die Resonanz ist aber noch überschaubar. „Jetzt in der Corona-Zeit haben die Leute andere Sorgen als für ein Skigebiet zu spenden“, berichtet Jürgen Frank. „Vor allem die Firmen, die Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt haben. Es passt alles dieses Jahr. Es ist alles Mist.“
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Nach einem warmen November und Dezember machte die Woche nach Weihnachten Hoffnung. In kalten Nächten mit Inversionswetterlagen produzierten die Schneekanonen üppiger Schneemengen, so dass alles für den Saisonstart am 3. Januar bereit schien. Der fiel aber aus, weil die Präparation der Piste Stückwerk blieb. Die Pistenraupe war zwar an einem Abend im Einsatz, um den in Haufen liegenden Schnee zu verteilen, doch dann kam es durch ein defektes Relais zu überlasteten Stromkreisen – und damit zu einem Kabelbrand.
Glück im Unglück
„Unsere Leute waren gerade fertig mit dem Walzen und wollten das Ding in die Halle fahren, als sie das Kokeln gesehen haben“, berichtet Tobias Reuter, Vorsitzender des SVO. Dabei habe der Verein noch Glück im Unglück gehabt. „Sie haben gut gehandelt und schnell gelöscht“, sagt Reuter. „Wenn es später gekokelt hätte, die das Ding in die Halle gefahren und sich nach Hause gemacht hätten, gäbe es jetzt vielleicht keine Skihütte mehr.“
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Die zunächst gehegte Hoffnung auf einen späteren Saisonstart zerschlug sich. Zum Einen, weil sich die zunächst für eine Woche veranschlagte Reparatur durch das Warten auf Ersatzteile und das Auffallen anderer Mängel verzögerte. Zum Anderen, weil sich einfach kein winterliches Wetter einstellte, der Schnee rasant schmolz. Zwei Nächte lang wurde zwar nachproduziert, doch als die Raupe zurück war, reichte die Auflage nicht mehr.
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Dennoch: Zumindest in der ersten Januarhälfte hätten die Lifte laufen können. Hätte sich der Verein kein Gerät leihen können, wo doch in den Naturschneegebieten Kleingladenbach, Hirzenhain oder Lützel ohnehin nichts lief?
Raupen-Leihe nicht praktikabel
„Darüber haben wir nachgedacht und vielleicht hätte die Möglichkeit bestanden“, sagt Reuter. Doch einerseits gab es die Sorge vor dem Super-Gau, einer weiteren kaputten (und obendrein geliehenen) Maschine, andererseits wäre eine Leihe mit einem erheblichen Aufwand verbunden gewesen.
„Das ist nicht mal eben gemacht wie bei einem Auto. Man muss erst einen Tieflader ausleihen und die Ketten demontieren“, erklärt Jürgen Frank, Pressesprecher des Skigebiets. Des Weiteren seien die Geräte aus dem näheren Umland nur bedingt am Bohnstein nutzbar. Weil der Hang sehr steil ist und große Schneemengen bewegt werden, arbeitet der Verein mit einer Winde, die die Raupe nach oben zieht. „Windenraupen gibt es selbst im Hochsauerland nur drei, und die waren dort unentbehrlich“, berichtet Frank.
So spielte der SVO auf Zeit – und hatte damit Pech, weil sich im Februar einfach keine winterlichen Verhältnisse mehr einstellten – und machte sich der Coronavirus breit. Der sorgt nun dafür, dass auch die anderen Abteilung des SV Oberes Banfetal nun von der Coronavirus-Pandemie betroffen.
Einnahmen aus dem Fußball oder dem Freibad, bei dem der Förderverein schon den Frühjahrsputz absolviert hat, sind vorerst nicht zu erwarten. Die Fixkosten laufen aber weiter. „Wir merken gerade jede Bratwurst, die wir nicht verkaufen. Da machst du dir als Vorsitzender deine Gedanken“, sagt Tobias Reuter. So schlimm, dass er nicht in den Schlaf findet, sei es aber nicht. „Wir haben ein gutes Team mit finanziellem Sachverstand – und ich eine relativ dicke Haut. Wir können dem Problem aber nicht aus dem Weg gehen und müssen Lösungen finden.“
Beachparty im Sommer
Dem Gedanken, eine Apré-Ski-Party auszurichten, schob Corona den Riegel vor. Reuter: „Vielleicht können wir das Freibad im Sommer noch öffnen und eine Beachparty veranstalten. Das wäre schön.“
Immerhin: Mitgliederschwund wegen der ausgefallenen Skisaison gibt es nicht. „Die Fluktuation ist nicht schlimmer als sonst. Die Leute halten uns die Treue“, stellt der Vorsitzende fest: „Durch die Inline-Gruppe können wir den Skifahrern auch im Sommer etwas bieten.
Apropos Sommer: In Winterberg oder am Fahlenscheid im Kreis Olpe machen sich die Liftbetreiber durch Angebote für Downhill-Radfahrer inzwischen weniger abhängig vom reinen Winter-Geschehen. Auch in Hesselbach gibt es entsprechende Überlegungen, zumal der Verein – wie im Winter – erster Anlaufpunkt für viele Interessierte aus Hessen wäre. Zunächst gilt es aber, die aktuelle Krise zu bewältigen.
Infos zur Spendenaktion gibt es auf der Homepage www.hesselbacher-gletscher.de und auf der Facebookseite. Der Verein stellt auf Wunsch auch Spendenquittungen aus.