Hagen. Talsohle bei privater Immobilienfinanzierung in Westfalen-Lippe scheine durchschritten. Kreditgeschäft mit Unternehmen schwächele aber.

Der Sparkassenverband Westfalen-Lippe hat bei der Präsentation seiner Halbjahreszahlen ein gemischtes Fazit gezogen. Einerseits schwächele das Kreditgeschäft mit den Unternehmen, andererseits scheine die Talsohle bei den privaten Immobilienfinanzierungen in der Region durchschritten zu sein.

Die Summe der neu zugesagten Wohnungsbaukredite der 46 Sparkassen im Verbandsgebiet sei in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 18,9 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro gestiegen. Das sei zwar noch gut ein Drittel weniger als im Durchschnitt der Jahre 2021 und 2022, eine „Trendumkehr“ sei jedoch „erkennbar“. Der gesamte Kreditbestand der Privathaushalte bewege sich mit 48,4 Milliarden Euro in etwa auf Vorjahresniveau (-0,4 %).

Zum Anstieg der Nachfrage nach Wohnimmobilien-Krediten dürften nach Auffassung des Sparkassenverbandes die in den vergangenen Monaten gesunkenen Finanzierungskonditionen und die „zum Teil kräftig gestiegenen Löhne“ beigetragen haben. Weil dies jedoch nicht ausreiche, um auf das Niveau der Vorjahre zurückzukommen, forderte die Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, Prof. Dr. Liane Buchholz, „Impulse von der Politik“, genauer: „Günstigere Baunebenkosten und Förderprogramme, die nicht nur für kurze Zeit verfügbar sind, wären sehr hilfreich.“

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Fast ein Drittel mehr Insolvenzen

Beim Kreditbestand der Unternehmen und Selbstständigen vermeldete der Sparkassenverband Westfalen-Lippe für die erste Jahreshälfte ein Plus von 0,9 Prozent auf 63,8 Milliarden Euro. Das Neugeschäft sei jedoch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum „deutlich verhaltener“ ausgefallen. Die Darlehenszusagen an die Betriebe seien um 6,3 Prozent im Vergleich mit den ersten sechs Monaten des Vorjahres zurückgegangen und hätten sich auf 4,7 Milliarden Euro belaufen.

Als Gründe für die zurückhaltende Investitionsbereitschaft der Unternehmen nannte der Sparkassenverband unter anderem ein „unsicheres wirtschaftliches Umfeld“, das sich auch in den „aktuell hohen Insolvenzzahlen“ widerspiegele. So sei die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen seit Herbst 2022 merklich angestiegen. Zwischen Januar und April 2024 hätten 7115 Unternehmen in Deutschland einen Insolvenzantrag gestellt – 28,3 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.